Handwerk Special Nr. 140 vom 26. Juni 2010 - page 15

Handwerksbetriebe erobern sich die Märkte der Welt
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Nr. 140
26. Juni 2010
Auf der Walz
Abenteuer & Lebensschule
Sie erleben derzeit
wahrscheinlich
die aufregendste
Zeit ihres Lebens:
Vincent, Christian,
Rodriquez, Malte,
Franz und Philipp
sind Handwerks-
gesellen und
zurzeit auf der
Walz unterwegs
durch Europa.
I
nfos
Aus ganz Deutschland stammend haben die sechs Gesellen
derzeit dasselbe Ziel: „Wir sind auf dem Weg ins Berner Ober-
land. Dort feiert die Gesellenvereinigung der ‚Freiheitsbrüder’
im Sommer ihr 100-jähriges Jubiläum und da wollen wir na-
türlich nicht fehlen“, erzählt der Malergeselle Rodriquez. Sie
selbst gehören der Vereinigung der „rechtschaffenen Maurer-
und Steinhauergesellen“ an.
Im Gegensatz zu ihren vier Kollegen stehen Vincent und Chris­
tian noch ganz am Anfang ihrer Wanderschaft. Während die
anderen schon zwischen einem halben und zwei Jahren auf
Wanderschaft sind, können die beiden erst auf wenige Tage
zurückblicken. Beide sind unabhängig voneinander gestartet.
Einer in Neuss und einer in Düren. „Wir können nur jedem
Handwerksgesellen empfehlen, auf die Walz zu gehen und sich
auf das Abenteuer einzulassen. Es ist die beste Lebensschule
und handwerkliche Fortbildung, die man kriegen kann“, sind
sich alle einig. Welchem Handwerk die lauffreudigen Gesel-
len angehörten, sei dabei nebensächlich. Ihre Sechsergruppe
setzt sich aus Malern, Steinmetzen und Schlossern zusammen.
„Aber auch Maurer können auf Wanderschaft gehen. Das wis-
sen nur die wenigsten“, ergänzt Steinmetz Malte noch, bevor es
die Weltenbummler wieder weiter zieht.
Junge Handwerker auf Wanderschaft sind bei der Handwerks-
kammer Koblenz immer willkommen. Die Kammer unterstützt
die noch in vielen Gewerken lebendige Tradition, durch Reisen
Erfahrungen und Wissen zu sammeln, mit einem kleinen Obo-
lus für den weiteren Weg und dem Stempel im Wanderbuch.
... zur Lehre bei der HwK-Ausbildungsberatung,
Tel.: 0261/ 398-323,
Von Oslo bis Madrid
Lange bevor Lenas Satellite erfolgreich Oslo umkreist
hat, sind die Schmitts bereits mit ihren Wohnwagen dort
gewesen. Und im europäischen Süden, in Madrid und in ...
Was Anfang der 1950er Jahre mit Tankstelle und Mineral-
ölhandel begann, hat sich seither zu einer Top-Adresse
für „Auto Moto Caravan“ – kurz AMC – entwickelt.
Kfz-Werkstatt und Wohnwagenservice von AMC-Schmitt
entstehenden Gewerbegebiet
„Kaufacker“ ander neuenTrasse
der B 41 vor Idar-Oberstein,
nachdem in seinem Heimatort
keine Expansion möglich war.
Sein Traumauto, die legendäre
„Göttin“ Citroen DS, war dann
einer der Gründe, die franzö-
sischeMarkealsVertragspartner
zu übernehmen.
Mit erfahrenen
Fachkräften punkten
„DieWerkstatt ist das besteVer-
kaufsargument,dasgiltfürAutos
genauso wie für Wohnwagen“,
weiß Oswald Schmitt, dessen
Sohn Uwe als Kfz-Meister und
Kaufmann 1999 den Betrieb
übernommen und dessen Aus-
richtung wie sein Vater immer
wieder neu den Markterforder-
nissen angepasst hat. Dazu ge-
hört, dass das Ölgeschäft längst
eingestellt und stattdessen der
Wohnwagenbereich ausgebaut
wurde. Zu den Kunden für die
anspruchsvollenrollendenWoh-
Sie leiten den Familienbetrieb (v.r.): Kfz-Meister Uwe Schmitt mit seiner Frau
Birgit Ritter-Schmitt und seiner Schwester Rita Bubenheim. Senior Oswald
Schmitt (l.) hatte seine Unternehmertätigkeit mit einer Tankstelle in Hennweiler
begonnen. Der Citroen stammt aus der Gründungszeit Mitte der 1950er Jahre.
Tischlergeselle Sascha Becking
arbeitet an Fenster (oben) und
Dachluke eines Wohnwagens. Die
Serie „Majestät“ führt Hersteller
Tabbert eigens für die Kundschaft
von AMC-Schmitt.
Den Grundstein hat Stellmacher
und Karosseriebauer Oswald
Schmitt, der gerade seinen
80. Geburtstag gefeiert hat, in
Hennweiler bei Kirn gelegt.
Man spürt seine Begeisterung,
wenn der rüstige Senior auf sein
Lebenswerk zurückblickt und
Anekdoten erzählt. Etwa von
der Ölkrise 1973, als er durch
beharrliche Verhandlung mit
den Behörden und geschickte
Disposition vom Miniunterneh-
men zumMineralölgroßhändler
aufstieg. Oder zehn Jahre zuvor,
als er es quasi über Nacht schaff-
te, die Ölimporte aus Rotterdam
vom zugefrorenen Rhein auf die
Straße zu verlagern.
So verlief auch der Aufbau der
handwerklichenSeite seinesUn-
ternehmens alsGeschichte inder
Geschichte: Dem leidenschaft-
lichenCamperwar derWegnach
Koblenz oder Heidelberg zum
nächstenCaravanfachhändler zu
weit – also schloss er die Lücke
mit einem eigenen Betrieb im
Steckbrief:AMC-SchmittGmbH&Co.KG,Idar-Oberstein
Gegr. 1955 | 32 Mitarb. (2 Meister, 3 Lehrl.) | Neu- u. Gebrauchtwagen |
Wohnwagen,individuelleAnpassung | Tel.:06784/99590 |
nungengehörenSchausteller aus
ganz Europa. Besonders für sie
habendieSchmittsmitHersteller
Tabbert dieSonderserie „Majes­
tät“ entwickelt. Fachkräfte in
der Werkstatt bauen aber auch
SerienmodellefürdieAnsprüche
der Kunden individuell um.
Dem heutigen Inhaber Uwe
Schmitt zur Seite stehen seine
Ehefrau Birgit – sie engagiert
sich bei den Unternehmerfrauen
im Handwerk, gehört zu den
ersten „Fachwirtinnen für kauf-
männische Betriebsführung im
Handwerk“ und managt das
Personal – und seine Schwes­
ter Rita Bubenheim, die für
die Buchhaltung zuständig ist.
Und ein erfahrener Mitarbeiter-
stamm, aus ihm halten einige
bereitsseitmehrerenJahrzehnten
die Treue zum Familienunter-
nehmen AMC-Schmitt.
6 Wandergesellen bei der HwK.
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