Handwerk Special Nr. 248 vom 06.11.2024

Feinschliff per Axt erlernt Im norwegischen Wald Hütten aus ganzen Holzstämmen bauen – das und vieles mehr stand im Mittelpunkt eines beeindruckenden Erasmus+-Aufenthalts von Jonas Arens aus Gappenach (Kreis Mayen-Koblenz). Der 29-jährige Zimmerer verbrachte kurz vor seiner Gesellenprüfung vier Wochen im norwegischen Dovre. Dort lernte er Holz auf ganz andere Art zu verarbeiten, als er es im deutschen Ausbildungsbetrieb Otto in Boppard gewohnt ist und er konnte sich für die besondere Lebenseinstellung der Norweger begeistern. Den eigenen Horizont zu erweitern, ist bei ihm Programm. Der aufgeschlossene junge Mann machte nach dem Fachabitur imBereich Technik eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Rohrsystemtechnik und arbeitete im Elektrobereich. „Handwerkliche Arbeit hat mir schon immer Spaß gemacht – auch mein Vater und Opa waren Handwerker. Ob ich am Moped geschraubt oder mit Holz gearbeitet habe: Das hat immer gut geklappt“, erinnert sich Jonas Arens. Für den Beruf des Zimmerers entschied er sich dann, um „Schönes, Neues zu bauen – das hat mich gereizt!“ Seine Ausbildung absolvierte er bei der Zimmerei Otto in Boppard. Durch seine Vorkenntnisse war die Lehrzeit verkürzt undArens stieg direkt imzweiten Lehrjahr ein.Mittlerweile hat er dieGesellenprüfung erfolgreich bestanden und ist dankbar, dass sein Chef ihm kurz vor der Prüfung noch den Norwegen-Aufenthalt ermöglichte. Werbeblätter in der Mensa der Handwerkskammer (HwK) Koblenz hatten ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er mit Erasmus+ ins Ausland gehen kann (siehe Text rechts). Er hatte ohnehin geplant, sich in holzreichen Ländern zusätzliches Knowhow anzueignen. Österreich war ihm zu nah, doch Skandidavien reizte ihn. „Mich interessierten an Norwegen die anderen Techniken, mit denen im Holzbereich gearbeitet wird.“ Das Praktikum organisierte er sich selbst, bei den Formalitäten half die HwK-Mobilitätsberatung. InNorwegen lebteArens ineinerHandwerkerschule, die an den Betrieb angegliedert war. Er lernte, Blockhäuser aus Vollholz zu bauen und Stämme mit der Axt auf den Zentimeter genau zu bearbeiten. Er half, eine Geschossdecke in einer Werkstatt einzuziehen oder Stämme aus dem betriebseigenen Wald zu holen und zu besäumen. InNorwegenwerden alleinmit denNaturmaterialienHolz undMoos ganze Blockhäuser erbaut und gegen Feuchtigkeit abgedichtet. Der Erfolg gibt den Norwegern recht: Es ist keine Seltenheit, dassGebäude 400 Jahre oder älter sind. Im Winter werden sie bei Bedarf abgebaut, in Hallen restauriert und im Frühling am alten Standort wieder aufgebaut. Zurück in Deutschland denkt Jonas Arens gern an Norwegen, wo er in viele Projekte integriert war, Fachworkshops besuchen sowie sein berufliches Können erweitern konnte, und: „Ich habe die Natur sehr genossenunddieArbeitsmentalität.DieMenschen sind entspannter, die Hierarchien flacher, es findet viel Kommunikation statt,wennAufgabenverteiltwerden.“Die wichtigste Erkenntnis, die er für sich im Gepäck hatte: „Jetzt bin ich in dem Beruf angekommen, der wirklich zu mir passt.“ Kontakt: Zimmerei & Holzbau Otto Tel. 026742 806 221 www.zimmerei-otto. com Infos über die Zeit in Norwegen teilt Jonas Arens auf Instagram unter jonesonjourney Mit dem Handwerk die Welt erleben Durch das Programm Erasmus+ gibt es schon während der Ausbildung die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Das Team der Mobilitätsberatung in der HwK Koblenz hilft dabei gern. Die Handwerkskammer (HwK) Koblenz unterstützt Auszubildende in Handwerksbetrieben aus dem Kammerbezirk sowie Gesellen und Meister im Jahr nach ihrer bestandenen Prüfung dabei, Auslands- praktikazuorganisierenundStipendienzubeantragen. Zur Auswahl stehendabeiAufenthalte in33LändernEuropas, die zwischen zwei Wochen und drei Monaten dauern können. Das Programm „Berufsbildung ohne Grenzen“ wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Im Vordergrund steht dabei das Ziel, über Grenzen hinweg voneinander zu lernen. Kontakt: mobira@hwk-koblenz.de 12 Kurz vor seiner Gesellenprüfung als Zimmerer hat Jonas Arens in Norwegen mit einem Erasmus+ -Stipendium hospitiert. Foto: privat

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