Schwerpunktthema: Handwerk gestaltet unser Leben HANDWERK SPECIAL 248 6. November 2024 www.handwerk-special.de Titelbild: Tischler Alexander Leyendecker ist einer von 15 Landessiegern Handwerkskammer Koblenz and r s Ko l
Handwerk gestaltet das Leben! Ob kunstvolle Edelstein-Gemme, ein moderner Gehrock aus Leder oder gar ein handfestes Holzhaus, das mit der Axt bis auf den Millimeter genau eingepasst wird: Das Thema „gestaltendes Handwerk“ ist so vielfältig wie das Leben und geht weit über eine neue Farbe für die Wand oder professionell getischlerte Möbel hinaus. Wir stellen Ihnen das gestaltende Handwerk mit dieser Ausgabe in ganz unterschiedlichen Facetten vor. Denn welche Jahreszeit eignet sich besser, um sich Inspirationen zu holen für besondere Projekte oder um sich etwas Gutes zu tun, als der Herbst. Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen fallen, macht es Spaß, sich etwas zu gönnen. Vielleicht entrümpeln Sie Ihren Keller, Dachboden oder Kleiderschrank und entdecken alte Kleidungsschätze, aus denen bei der Koblenzer Öko-Kürschnerin Martina Stertz ein ganz neues Kunstwerk entsteht. Oder Sie haben Lust auf vorweihnachtliches Stöbern und Staunen – dann besuchen Sie unsere Winterausstellung und lassen sich von der Kunstfertigkeit der vielen regionalen Teilnehmer verzaubern. Vielleicht träumen Sie sich zu dieser Jahreszeit auch in eine echt norwegische Blockhütte. Wie filigran und nachhaltig die gebaut werden, hat Zimmerer-Geselle Jonas Arens bei seinem HwK-organisierten Auslandsaufenthalt in Norwegen gelernt. Vielleicht machen Sie es sich aber auch mit einer besonders leckeren Tafel Schokolade zuhause auf dem Sofa gemütlich. Und wenn vor dem Geschmack schon das Auspacken ein Hochgenuss ist – dann könnte es sein, dass bei der Koblenzer Manufaktur Cahua ein HwK-Betriebsberater in Sachen Design ein bisschen mitgeholfen hat. Dass das Handwerk nicht nur handfest zupacken kann, sondern ungemein kreativ ist, zeigen auch viele andere Geschichten dieser Zeitung: So haben manche Unternehmen wirklich überraschende Werbe-Ideen gestaltet, um auf sich aufmerksam zu machen. Andere wiederum brechen Rekorde – wie Edelsteingraveur Andreas Roth mit der größten Kamee der Welt. Eine solche Leistung macht uns natürlich stolz, denn sie ist ein deutlicher Beweis dafür, dass eine fundierte Ausbildung den jungen Menschen zuerst das handwerkliche Können vermittelt und langfristig dafür sorgt, dass aus den jungen Gesellen Unternehmer, Kunsthandwerker und ausgeprägte Persönlichkeiten werden, denen es wichtig ist, sich stetig weiterzuentwickeln – ob in jungen Jahren mit der Übernahme eines eigenen Betriebs oder mit dem unbändigen Willen, auch nach Schicksalsschlägen Hauptgeschäfts- führer Ralf Hellrich Kontakt: Handwerkskammer Koblenz Tel. 0261 398 108 ralf.hellrich@hwkkoblenz.de Impressum: V.i.S.d.P.: Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich Redaktion / Layout: Jörg Diester, Denise Nuß, Dagmar Schweickert Fotos: wie an Fotos gekennzeichnet / HwK Koblenz / Titel: Photo-Herzmann Herausgeber: Handwerkskammer Koblenz, Friedrich-EbertRing 33, 56068 Koblenz, Tel. 0261 398 160, in Verbindung mit dem Mittelrhein-Verlag Koblenz Anzeigen: rz Media GmbH, August-Horch-Str. 28, 56070 Koblenz, Evangelos Botinos (verantwortlich) Techn. Herstellung: Industrie Dienstleistungsgesellschaft mbH, 56070 Koblenz wie Flut und Brand nicht aufzugeben. Und noch ganz am Anfang dieses unvorhersehbaren Berufslebens stehen dabei die jungen Gesellen, die sich in den vergangenen Wochen mit großem persönlichen Einsatz auf Kammer- und Landesebene bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk dem Wettbewerb gestellt haben. Viele von ihnen wurden dafür mit einem Podestplatz belohnt – herzlichen Glückwunsch! 15 Teilnehmer aus dem Kammerbezirk der HwK Koblenz haben sich sogar für den Bundesentscheid qualifiziert, für den wir ihnen viel Erfolg wünschen. Auch diese jungen Menschen gehören zum „gestaltenden Handwerk“: Sie gestalten – mit ihrem Mut und Einsatz – die Zukunft des Handwerks und ihres beruflichen Lebens. Lassen Sie sich also überraschen und genießen Sie die Lektüre unserer Geschichten, mit denen wir Ihnen den Herbst hoffentlich ebenfalls ein bisschen bunter gestalten. Ihr Seite 17 Handwerkskammer feiert 223 Meisterjubiläen Seite 9 junge Friseurmeisterin als (internationale) Botschafterin des Handwerks 02 aus dem Inhalt Titel und Seite 5 Deutsche Meisterschaft im Handwerk und die ersten Landessieger Foto: Rüdiger Brauer GmbH Seite 4 bis 18 Handwerker und ihre kreativen Werbebotschaften Foto: Photo-Herzmann Fotos: Michael Jordan
Kunsthandwerk verzaubert Koblenz Seit über 40 Jahren gehört die Winterausstellung in der Galerie Handwerk zum festenBestandteil der vorweihnachtlichen Zeit inKoblenz.WährenddraußendieTage kürzer werden und die Temperaturen fallen, läutet die Handwerkskammer (HwK) Koblenzmit ihrer traditionellenHommage an das regionale Kunsthandwerk die besinnlichen Monate des Jahres ein. Vom14.November bis20.Dezember zeigt die Ausstellung auch 2024 erneut außergewöhnliche Erzeugnisse von besonderer handwerklicherGüte.Über 100Aussteller freuen sich darauf, ihre handgefertigten Unikate und Kleinserien den vielen Besuchern zu präsentieren, die in diesem Zeitraum, jeweils montags bis samstags von 11 bis 17 Uhr, durch die Rizzastraße 24-26 in 56068 Koblenz stöbern. KeramikundGlas, Holz undMetall, Seide und Leder, edle Metalle, Edelsteine oder Papier – dieWinterausstellung überrascht mit einem bunten Mix unterschiedlicher Handwerkskünste und verschiedenster Materialien. Die große Vielfalt an farbenfrohen Dekoartikeln, pfiffigen Accessoires, einzigartigem Schmuck oder mundgeblasenem Glas lässt keine Wünsche offen. Wer wissen möchte, was hinter den liebevoll gefertigten Kunstwerken steckt, hat bei der großen Eröffnung am 14. November um 11 Uhr ausgiebig Gelegenheit, mit zahlreichen Ausstellern ins Gespräch zu kommen. Eines ist sicher: Auch in diesem Jahr wird so manches Weihnachtsgeschenk aus der Galerie Handwerk den Weg unter den heimischen Weihnachtsbaum finden! Winterausstellung in der Galerie Handwerk Rizzastraße 24-26 56068 Koblenz vom 14. November bis 20. Dezember, montags bis samstags von 11 bis 17 Uhr www.galerie- handwerk.de 03 Mit außergewöhnlichen Erzeugnissen liebevoll gestalteter Handwerkskunst lockt die Winterausstellung der Handwerkskammer Koblenz vom 14. November bis 20. Dezember zum traditionellen Christmas-Shopping in die Galerie Handwerk in Koblenz.
Feine Schokolade clever verpackt Mitten in der Pandemie gründeten Franka Rössel und Lucien Krempel (Bild oben) ihreSchokoladenmanufaktur „Cahua– the secret chocolate lab“ in der Koblenzer Altstadt. Dafür haben sie in Costa Rica passende Kakaobauern ausgesucht. „Wir haben eine Kooperative aus kleinen Familien gefunden, von denen wir die Bohnen direkt beziehen“, erzählt Rössel. Wichtig war ihnen, dass die Landwirte auf Pestizide, Monokulturen und Kinderarbeit verzichten. Vier Jahre später läuft ihr Geschäft hervorragend. Im secret lab entsteht feinsteSchokolade vonHand. „So wie wir sie herstellen, wurde es vor 100 Jahrengemacht“, erzählt LucienKrempel. Manche der Geräte werden noch immer mit Muskelkraft bedient. Die Produktion ist aufwändig und dauert bis zu fünf Tage. Die Bohnen werden geröstet, ihre Schale gelöst, bevor die Bohnen gemahlen und conchiert werden. Danachwird die fertige Schokoladegepresst. „Nurwenn sie sowenig verarbeitet wird wie möglich, bleiben die Aromen komplett enthalten“, erklärt Rössel. Bis zu 40.000 Tafeln verlassen den Handwerksbetrieb pro Jahr online, im Laden oder durch Wiederverkäufer in Feinkostläden. Der richtige Zeitpunkt, um sich zu optimieren: Das Cahua-Team möchte seine Verpackungendurchdachterherstellenund bekommt tatkräftige Unterstützung von der Handwerkskammer (HwK) Koblenz. Verkauft werden die Tafeln, die die Form einer Kakaofrucht haben, in passgenauen Verpackungen. Hier kommt Johannes Schellenberg insSpiel: Er istBetriebsberater der HwKKoblenz und spezialisiert auf den Bereich Gestaltung. Im Fokus stehen für ihn Existenzgründer und etablierte Handwerksbetriebe. „Ich möchte dafür sensibilisieren, wie wichtig die AuseinandersetzungmitGestaltung ist, umsichauch optimal zu präsentieren.“ Dazu gehört neben dem passenden Firmennamen und einemansprechendenöffentlichenAuftritt besonders das Gefühl, das Verbraucher haben, wenn sie ein Produkt des Betriebs in den Händen halten. Produktverpackungen sind für Schellenberg, der Industriedesign studiert hat, ein wichtiger Aspekt für eine authentische Präsentation des Betriebs. Bei Cahua werden die 60-Gramm-Tafeln im Pergaminbeutel hygienisch verschlossen, dann kommt die Umverpackung (Foto rechts). Die soll modifiziert werden: Weniger Produktionsschritte, reduzierte Klebeflächen und eine größere Standfläche sollen dafür sorgen, dassmandieUmverpackung leichter produzieren und die Tafeln besser lagern oder stehend präsentieren kann. Schellenberghat dazumehrereVorschläge erarbeitet, die beispielsweise ohne Klebeflächen auskommen oder vom Prinzip an die Falzung und Steckverschlüsse eines Pizzakartons erinnern. In jedem Fall soll der Kunde beim Öffnen eine „unboxing experience“ habenunddieProduktion soll erleichtert werden. Rössel und Krempel sind schon nach den ersten Beratungsterminen begeistert von derVielfalt,mit der dieHwKihreBetriebe begleitet. Welcher Vorschlag letztlich umgesetzt wird, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Und sobald der aktuelle Vorrat aufgebraucht ist, soll die neue Umverpackung in der Manufaktur Einzug halten. Kontakt: Cahua GmbH Tel. 0172 6170 868 www.cahua.de „Bean to Bar“ in Belgien entdeckt Die Konditorin Franka Rössel und der Industriemeister für Süßwaren Lucien Krempel ergänzen sich mit ihrem handwerklichen und technischen Knowhow. FrankaRössel ist geprüfteSchokoladen-Sommelierinund gelernte Konditormeisterin. Als Gesellin wurde sie 2019 Landessiegerin im Praktischen Leistungswettbewerb. In und nach ihrer Ausbildung arbeitete sie in Brüssel, Valencia und im Londonder Luxuskaufhaus Harrods. Beim Praktikum in Belgien sah sie, dass kleine Schokoladenmanufakturen funktionierenkönnen. InDeutschland gibt es bisher nur wenige „Bean to Bar“-Betriebe, die also von der rohen Bohne bis zum fertigen Produkt alles selbst herstellen. Ihr Lebens- undGeschäftspartner Lucien Krempel ist Industriemeister für Süßwaren. Er hat früher Anlagen für Süßwarenhersteller gebaut. Kontakt: chocolove@cahua.de 04 In der Koblenzer Altstadt entstehen im Cahua „the secret chocolate lab“ verführerische Köstlichkeiten direkt von der Bohne zur Tafel. Damit jede Packung auch ein Genuss fürs Auge und die Umwelt ist, gibt es die professionelle Betriebsberatung der HwK Koblenz.
Unsere Besten Die ersten Landessieger, die aus dem Kammerbezirk der Handwerkskammer Koblenz kommen oder hier ausgebildet wurden mit ihrem Wohnort und Ausbildungsbetrieb: Bäcker Niklas Ring (Bild Mitte) aus Kaifenheim; Backkultur Müsch, Alflen Fahrzeuglackierer Moritz Luca Zanini (Seite2) ausNümbrecht;KindFahrzeuglackierung, Dierdorf Fotografin AliciaSolle ausKoblenz;ARTs UNLIMITED, Mayen Glaser, Fachrichtung Verglasung und Glasbau Jan Erik Hartel aus Nisterau; ChristophDenker,Glasermeister,Nisterau Goldschmied Niklas Vaitl aus Türkheim; Heinz Mayer, Idar-Oberstein Informationselektroniker, Schwerpunkt Geräte- undSystemtechnik KennethRunkel ausKirburg; AchimOpfer, Radio- und Fernsehtechnikermeister, Hof Kauffrau für Büromanagement Jasmin Aldemir (Bildunten);Handwerkskammer Koblenz, Koblenz Maurer Kevin Acht (Bild oben) aus Nentershausen; Nink Bauunternehmen, Görgeshausen Mechatroniker fürKältetechnik TomMelzer aus Patersberg; Melzer Kälte Klima Lüftung, Bornich Orthopädieschuhmacherin Lena Adenau aus Bad Hönningen; Schuhhaus Adenau, Bad Hönningen Orthopädietechnik-Mechanikerin JohannaHimmelberg ausLautzenbrücken;APT ProthesenWesterwald, Stockum-Püschen Raumausstatterin Josefin Calles (Bild oben rechts) aus Koblenz; Lisa Marie Doetsch, Koblenz Sattlerin, Fachrichtung Reitsportsattlerei ToridImmenroth ausAsbach;Madeleine Schoch, Sattler- und Feintäschnermeisterin, Asbach Steinmetzin und Steinbildhauerin, Fachrichtung Steinbildhauerarbeiten Benita Kanzler ausWalhausen;Schönborn,Blankenrath;Tischler AlexanderLeyendecker (Titelbild) aus Neuhochstein; Markus Löhr, Tischlermeister, Höchstenbach Eine komplette Liste inklusive der Zweit- und Drittplatzierten sowie Kammersieger gibt es hier: www. hwk-koblenz.de /pressemitteilungen 05 Diese jungen Gesellen gestalten ihre Zukunft: Bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk wurden sie Landessieger und haben sich für den Bundeswettbewerb qualifiziert. ANZEIGEN Die Deutsche Meisterschaft im Handwerk – German Craft Skills ist ein Wettbewerb, der seit 1951 unter den besten Absolventen der Gesellenprüfungen stattfindet und den Teilnehmern viele Türen im Beruf öffnet – bis hin zu einem Meisterstipendium. Infos gibt bei der HwK Koblenz Theresa Just, Tel. 0261 398 421, theresa.just@hwk-koblenz.de Fotos: Photo-Herzmann www.jung-kraemer.de mehr • Photovoltaik • Heizung • Sanitär • Solar • Kundendienst 57644 Hattert Tel. 0 26 62 / 79 11 Wärme und mehr • • Sola Treppen - Geländer - Tore Stahlbalkone - Überdachungen Edelstahlverarbeitung Hauptstraße 122 56332 Wolken Tel.: 02607 / 1359 info@sturm-wolken.de meTall-handWerKe saniTär-heizung-Klima
Verstärkung im Kannenbäckerland SeitAugust kann sichdasKeramikerhandwerk im Bezirk der Handwerkskammer Koblenz über zwei neueNachwuchskräfte freuen. Das ist ein Zuwachs von knapp 67 Prozent, denn mit ihnen befinden sich aktuell drei Lehrlinge imtraditionsreichen Handwerk! Unter den neuen Gesichtern befindet sich auch das von Emma Luisa Menne. „Ich kann mich noch gut an den Geruch verbrannter Späne erinnern, der bei der speziellen Brenntechnik ,Raku’ entsteht“, erinnert sie sich an ihre Kindheit. Im Kannenbäckerland geboren und im Umfeld anderer Töpferkinder aufgewachsen: Die Berufsentscheidung war ihr eigentlich in die Wiege gelegt, „doch ich wollte mir ganz sicher sein, dass ich in diesem Bereich wirklich eine Zukunft für mich sehe“, erklärt die 23-Jährige. So probierte sie verschiedene Berufe aus und lernte bei dem einen oder anderen Praktikum natürlich auch verschiedene Keramikwerkstätten kennen. Allerdings dauerte es einige Zeit, bis sie sich für das Handwerk entschied. Was hatte letztlich den Ausschlag gegeben? „Erst durch den Kontakt mit anderen jungen Keramikern konnte ichmir eineprofessionelleKarriere in diesemBereichvorstellen.“Schonnach kurzer Zeit erkannte die talentierte Emma Luisa, dass sie eine praktischeAusbildung dem Studium vorzog: „Ich möchte zuerst das Handwerk richtig lernen, um es dann mit meiner Kunst zu füllen.“ Doch schnell stellte sich heraus: „Die Suche nach Lehrstellen erwies sich als schwierig.“ Ein glücklicher Zufall, das richtige Gespräch mit der richtigen Person, führte dann unverhofft zum Erfolg. „Zu dieser Zeit war Emma ein gern gesehenerGast in unserem CaféLibre. Schondamalswar ichvon ihren Zeichnungensobegeistert, dassdieseheute unsere Menükarten verschönern. Als mir einesTagesmeinLebensgefährteFernando von ihren Herausforderungen erzählte, meldete ich mich gleich am nächsten Tag bei der Handwerkskammer Koblenz und leitete alles in die Wege“, erklärt die studierte Keramikerin Susanne Schmidt. Nur wenige Tage vergingen bis zur freudigen Botschaft: Einer Lehre in ihrer Werkstatt stehe nichts im Wege! Ihr Café Libre in Höhr-Grenzhausen sprudelt förmlich über vor Kreativität. Die Räume der ehemaligen Zinndeckel-Manufaktur laden nicht nur zum Verweilen ein. In derBegegnungs- undVeranstaltungsstätte bietet die etablierte Künstlerin unter dem Markennamen „die hausfrau“ neben ihren handgefertigten Werken auch ihre Töpferkurse an. „Manchmal fügt sich einfach alles zusammen“, zieht Schmidt nicht nur für das wunderbare Zusammenkommen mit Emma Luisa, sondern auch mit Blick auf ihren eigenenWerdegangResümee.MehrereAuslandsaufenthalteundverschiedene Lehraufträge in Bildungseinrichtungen und Werkstätten führten sie 2009 bis zur Eröffnung ihres eigenenCafés. „Vor allem in der freien Welt der Keramik ist das Handwerksleben etwas ganz Besonderes. Es bietet große Selbstbestimmung und viele Entfaltungsmöglichkeiten. Für mich ist meine Selbstständigkeit ein Paradies!“ Dennoch sind sich die Ausbilderin und ihr Schützlingeinig: „Keramikerwirdmanaus Leidenschaft, es ist kein Beruf, sondern eine Berufung, die man fühlen muss.“ Kontakt: Die Hausfrau Tel. 02624 1809 302 www. diehausfrau.net Keramik zum Ausprobieren! Handwerk macht Spaß – das zeigen die vielfältigen Freizeitangebote im nördlichen Rheinland-Pfalz rund um das Keramikerhandwerk. Europas größtes Keramikmuseum, zahlreiche Keramikwerkstätten, vielfältige Kursangebote und regelmäßige Events – das Kannenbäckerland begeistert Besucher mit einem Faible für Handwerkskunst. Bei verschiedenen Veranstaltungenwiedem„EuropäischemKeramikmarkt“ am 14. und 15. Juni 2025 in Höhr-Grenzhausen und dem „Europäischem Töpfermarkt“ am 4. und 5. Oktober 2025 in Ransbach-Baumbach können praktische und einzigartige Keramikprodukte bestaunt und erworben werden. „Höhr-GrenzhausenbrenntKeramik“ lädt am6.April 2025 dazu ein, verschiedenen regionalen Keramikern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Davor präsentiert der „Tag der offenen Töpferei“ neben einem breiten Angebot inderRegiondasKeramikhandwerkauchüber dieGrenzen hinaus. EineKarte zeigt übersichtlich,welcheWerkstätten am 8. und 9. März 2025 in Rheinland-Pfalz ihre Türen öffnen: www.tag-der-offenen-toepferei.de 06 Gut Ding will Weile haben! Diese Weisheit beherzigte auch Emma Luisa Menne (rechts) bei der Berufswahl und sieht nun voller Vorfreude ihrer Ausbildungszeit bei Susanne Schmidt in Höhr-Grenzhausen und ihrer beruflichen Zukunft im Keramikerhandwerk entgegen.
Horst Wahl GmbH & Co. KG MAXUS Vertragspartner Andernacher Straße 232 • 56070 Koblenz • +49 261 80800-0 Alleestraße 22 • 56410 Montabaur • +49 2602 999752 ALLES SUPER BEIM DIESEL! 25.810 € zzgl. gesetzlicher MwSt. i.H.v. 19 % und Überführungskosten ANGEBOT NUR FÜR GEWERBEKUNDEN Der MAXUS DELIVER 9 überzeugt in jeder Beziehung: Großes Transportvolumen, hohe Qualität, moderner wirtschaftlicher 2.0 Commonrail Turbo Diesel – und ein überzeugend attraktiver Preis. • Bis zu 1.140 kg Nutzlast • Bis zu 2.800 kg Anhängelast • L3H2 mit bis zu 11,5 m3 Ladevolumen DELIVER 9 L3H2 2.0 DIESEL BASE mit Komfortpaket Jetzt bei uns Probe fahren: Abbildung zeigt aufpreispflichtige Sonderausstattung
Wo im Alltag die typischen Huf-Häuser aus Holz und Glas entstehen, professionell geplant und vorgefertigt für individuelle Wohnerlebnisse par excellence, gab es vor KurzemeinenGenuss ganz anderer Art. Nach einemSektempfang imherbstlich bunten Außenbereichverwandelte sich eine der großenFertigungshallen in einen Konzertsaal. Pianist Leopoldo Lipstein verwöhnte die Ohren von mehr als 220 Konzertbesuchern dank professionell eingerichtete Akustik mit einer Auswahl bekannter Werke von Mozart, Humperdinck, Brahms und Bach. Hintergrund des Kulturevents ist die caritative Arbeit des Bad Marienberger Lions-Clubs. Dessen aktueller Präsident ist Georg Huf (im Bild unten 2. von rechts), ehemaliger Geschäftsführer und nach dem Generationenwechsel im Jahr 2021 (Foto unten mit v.li. Sohn Benedikt, Vater Franz und Neffe Christian) heute Vorstandsmitglied des Westerwälder Familienunternehmens. Sowohl Huf Haus als auch der Lions-Club sind eng mit der Region und ihren Menschen verbunden. Und da der Lions-Club traditionell mehrere caritative Events pro Jahr organisiert, kam der Vorschlag gut an, das Konzert im Jubiläumsjahr in einer der großen Huf-Fertigungshallen zu gestalten. Dafür wurde die Bühne eigens für denAbendmit handwerklichemKnowhowvom Huf-Teamgebaut.UndamEndeeinesgelungenenKonzertabends gab es neben 220 begeistertenZuschauern einen erfreulich hohen 08 Huf Haus GmbH und Co. KG Tel. 02626 761 200 www.huf-haus.com Huf Haus macht Freude Foto: Anne Franke Gebietsdirektion Koblenz Löhrstr. 80, 56068 Koblenz Telefon 0231 135-0 Fax 0231 135-137070 gd.koblenz@signal-iduna.de Da für Anpacker. Es hat sich viel getan, seit SIGNAL IDUNA vor über 110 Jahren aus dem Handwerk für das Handwerk gegründet wurde. Eins ist immer geblieben: unser Anspruch, als Gemeinschaft füreinander einzustehen. Wir sind mit maßgeschneiderten Versicherungs- und Finanzdienstleistungen in jeder Phase Ihres Lebens für Sie da. Unsere leistungsstarken Versicherungen für das Handwerk. Anpacker_232x160_mm_2023.indd 1 17.10.24 14:43 Foto: Behrendt und Rausch ANZEIGEN Erlös für das regionale Hospiz St. Thomas in Dernbach. Wiederholung? Durchaus denkbar... Fertigungshalle in Konzertsaal verwandelt und regional Gutes getan.
Inspiration, die beflügelt! Emsiges Treiben herrscht im großzügig geschnittenen, hellen Friseursalon „Das Schnitthandwerk“ in Girod im Westerwald. Rechts werden Farben angemischt, dort bringt die Schere einen neuen Schnitt und in einer anderen Ecke wiederumwird der Föhn geschwungen. Kunden kommen undwerdenpersönlichbegrüßt, es herrscht eine familiäre Stimmung. „Wir freuen uns über neue Gesichter genauso wie über unsere langjährig treuenKunden, diemitunter aus Mainz oder Kaiserslautern – ja sogar aus der Schweiz –denWeg zuuns finden“, berichtet die junge Inhaberin Sophie Steden. Im vergangenen Jahr übernahm die heute 26-Jährige den Salon ihrer Mutter AnjaSteden, die ihrerseits1990denSchritt in die Selbstständigkeit gewagt hatte. Auch wenn die Übernahme des Familienbetriebs nicht zwangsläufig zu ihrem frühen Karriereplan gehörte, nie verlangt oder vorausgesetzt wurde, war Stedens Leidenschaft für das Friseurhandwerkvon klein auf deutlich zu erkennen. „Ich habe immer gern mit Puppenköpfen gespielt. Als wir in der Grundschule ein Bild von unserem zukünftigen Beruf zeichnen sollten, malte ich mich selbst, wie ich meiner Oma die Haare schneide,“ erinnert sie sich mit einem Lächeln zurück. Ein Schulpraktikum in einem nahegelegenen Salon besiegelte die Entscheidung: Nach dem erfolgreichen Abschluss der Realschule begann Steden ihre Lehre in einem regionalen Friseurbetrieb. „WährendmeinerAusbildungwollte ichso viel Wissen mitnehmen, wie ich konnte“, erklärt die talentierte Steden, die im Jahr 2018 aus dem „Praktischen Leistungswettbewerb“, inzwischen „DeutscheMeisterschaft im Handwerk – German Craft Skills“ genannt, als erste Kammer- und zweite Landessiegerin hervorging. „Ein Jahr späterbeschloss ich, dasStipendienangebot anzunehmen, für das ichmich durch den Wettbewerb qualifiziert hatte. Dafür wechselte ich in den Salon meiner Mutter, um dort zu jobben, während ich die Meisterausbildung in Vollzeit absolvierte“, berichtet die fleißige Westerwälderin. Nachder erfolgreichenMeisterprüfungmit nur 22 Jahren stellte sich dann die Frage, „ob ichmir die Übernahme des elterlichen Betriebs vorstellen kann. DieAntwort war eindeutig: Ja!“ Nach und nach wurde sie immer weiter in die betrieblichen Abläufe undEntscheidungsprozesse eingebunden: Was ist wichtig? Welche Arbeiten fallen an? Welche Entscheidungen müssen bald getroffenwerden?UndsokamAufgabeum Aufgabe hinzu, bisMutterAnjaStedendie Leitung des Salons im Jahr 2023 offiziell in die Hände ihrer Tochter übergab. „Schon immer hat es mich fasziniert, mit Haaren zu arbeiten undmeiner Kreativität beim Stylen und Färben freien Lauf zu lassen.DieGestaltungsmöglichkeiten sind grenzenlos. Es macht mir großen Spaß, Neues auszuprobieren, und ich freuemich jedes Mal, wenn mich am Ende meiner Arbeit die glücklichen Gesichter meiner Kundenanstrahlen“, schwärmt Steden.Als Friseurmeisteringibt die jungeBetriebsinhaberin ihre Leidenschaft für das Handwerk nicht nur an ihre Auszubildende im eigenen Salon weiter, sondern auch durch viele ehrenamtliche Tätigkeiten an junge Nachwuchskräfte und Gleichgesinnte im In- und Ausland (siehe Text rechts). Kontakt: Das Schnitthandwerk, Inh. Sophie Steden Tel. 06485 8488 www.das- schnitthandwerk.de Einsatz für das Friseurhandwerk! Das Ehrenamt ist eine wichtige Säule des Handwerks und zeichnet sich durch das Engagement tatkräftiger Unterstützer wie Friseurmeisterin Sophie Steden aus. Ob zunächst als Arbeitnehmer- und jetzt als Arbeitgebervertreterin, imGesellenprüfungsausschussderFriseur- und Kosmetik-InnungRhein-Westerwaldoder imMeisterprüfungsausschuss der Handwerkskammer (HwK) Koblenz: Die 26-jährige Friseurmeisterin Sophie Steden (im Bild links) gibt ihre Leidenschaft für ihr Handwerk mit Begeisterung an junge Nachwuchskräfte sowie an erfahrene Berufskollegenweiter.Auch imAuslandengagiert sie sich für dieWeiterentwicklungderAusbildungundübernimmt im Auftrag der HwK Koblenz regelmäßig Experteneinsätze. Bereits viermal unterstützte sie in Albanien bei der Standardisierung der Meisterqualifikation und freut sich immer wieder über den wertvollen Austausch mit ihren internationalen Friseurkollegen. 09 Mit großer Leidenschaft und mitreißendem Enthusiasmus für ihr Handwerk bringt die 26-jährige Friseurmeisterin Sophie Steden nicht nur die Köpfe ihrer Kunden in Form, sondern gibt ihre Begeisterung auch an junge Talente weiter – in der Region sowie im Ausland!
Wie werden wir erfolgreich nachhaltig und nachhaltig erfolgreich? Gemeinsam finden wir die Antworten für morgen. Machen Sie den Wandel zur Chance: mit umfassender Beratung und der passenden Finanzierung. Mehr dazu: sparkasse.de/unternehmen Weil’s um mehr als Geld geht.
Gestalten fürs Handwerk Zweifache Mutter, selbstständig, Powerfrau! Die ausgebildete Mediengestalterin und weitergebildete Medientechnikerin SabrinaSchmidt ausLahnsteinhat sichmit ihrer eigenen Agentur „pausenloskreativ e.K.“ ihren beruflichen Traum verwirklicht. In der Kreativwerkstatt bietet sie ihren Kunden eine „All-in-One-Lösung, indem wir von der Logoentwicklung bis zum folierten Auto dafür sorgen, dass Leistungen sichtbar werden. Wir nennen uns auch die ‚kreativen Handwerker‘. Das passt umso besser, da ein großer Teil unserer Auftraggeber Handwerksbetriebe aus der Region sind“, erklärt die 36-Jährige und berichtet begeistert: „Ein kleiner Junge spricht auf der Straße den stolzen Besitzer eines von uns folierten Autos an und sagt: ‚GeileKarre!‘ Genauwegen solcher Rückmeldungen helfen wir unseren Kunden gerne auch mal dabei, über ihren Schatten zu springen und ein bisschen lauter aufzutreten. Wer sich auskennt, entdeckt, welche Autos uns anvertraut wurden. Denn wir machen sichtbar – und zwar in unserem eigenen Stil. Statt langer Texte auf Fahrzeugen haben sich für uns inder heutigenvisuellenZeit inspirierende Bilder und aussagekräftige Schlagworte bewährt.“ Ihre Vorliebe für das Malen und Basteln zeigte sich schon in ihrer Kindheit. Bereits imAlter von nur zwölf Jahren stand für die zielstrebigeSchmidt fest: „Ichwerdespäter einmal in einem kreativen Beruf arbeiten, eineAgentur aufmachenundmein eigener Chef sein!“DurcheinBerufsorientierungsgespräch bei derAgentur fürArbeit erhielt das Ziel einen Namen: Mediengestaltung. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Abiturs war es dann endlich so weit: Die Lehre begann. Der folgte eine dreijährige berufsbegleitende Weiterbildung zur Medientechnikerin. Ebenso erweiterte sie ihren beruflichen Horizont.NachderAusbildung in einerWerbeagenturwechselte sie zu einem Werbetechnikbetrieb und wirkte anschließend in der internen Marketingabteilung einesLogistikunternehmensmit, in dem sie darüber hinaus eine Werbetechnikabteilungaufbaute, bevor siemit ihremKnowhowim Verlagswesen einstieg. Kontakt: pausenloskreativ e.K. Tel. 02621 6203 712 www. pausenloskreativ. com Name clever für Werbung genutzt Das Unternehmen Strom Weck aus Bad Neuen- ahr-Ahrweiler nutzt ein naheliegendes Wortspiel für gekonntes Marketing auf mehreren Ebenen. Elektrotechnikmeister Stefan Weck hat sich 2016 in Bad Neuenahr-Ahrweiler selbstständig gemacht, leitet inzwischen ein siebenköpfiges Team und hat von Anfang an eine clevere Marketing-Idee umgesetzt, die er schon früh hatte. „Anstatt mich einfach nur Elektrotechnik Weck zu nennen, habe ichmeinenNamenbewusst alsWerbeträger genutzt.“ So kam es zum einprägsamen Slogan mit hohem Wiedererkennungswert: „Strom Weck? Anrufen!“ Abgewandelt nutzt ihn das Unternehmen auch, um mögliche Bewerber anzusprechen: „Beruflicher Strom,weck’? Jetztmit neuerEnergiedurchstarten!“ Ein Konzept das ankommt, denn einmal gehört, bleibt der Spruch im Kopf und geht nicht so schnell wieder weck ... Informationen: www.stromweck.de 11 Das Beste aus zwei Welten: Die Medien- und Werbetechnikerin Sabrina Schmidt kann ihren Kunden das „Rundum-Sorglos-Paket“ anbieten – von der Planung bis zum fertigen Produkt kommt bei ihr alles aus einer Hand! Ihre umfassenden Kenntnisse setzt die junge Betriebsinhaberin heute für die Kunden ihrer eigenen Agentur ein: „Wir wissen, wie unsere Designs am Computer auch praktisch umgesetztwerdenkönnen, umdie gewünschte Wirkung zu erzielen.“ Nachdem Schmidt bereits nach ihrerAusbildung einNebengewerbe angemeldet und über die Jahre nebenberuflich auf- und ausgebaut hatte, wagte sie 2017 den Sprung ins Unternehmertum. „Ich stellte mir die Frage: Wenn nicht jetzt, wann dann? Natürlich war der Schritt dennoch aufregend – Investitionen in die Betriebsausstattung und Geschäftsräume, meine Schwangerschaft und dieGeburt meines erstenKindes innerhalb der ersten 1,5 Jahre nach der Gründung – doch für alles ließ sich eine Lösung finden“, denkt die zielstrebige Schmidt an ihre unternehmerischen Anfänge zurück und schaut stolz in die Zukunft: „Für unsere Kunden sind wir ‚pausenlos kreativ‘ – und selbst wenn wir einmal auf den Pausenknopf drücken, dann nur, umdanach direkt wieder loszurennen und Gas zu geben, denn wir lieben, was wir tun.“ Foto: Strom Weck
Feinschliff per Axt erlernt Im norwegischen Wald Hütten aus ganzen Holzstämmen bauen – das und vieles mehr stand im Mittelpunkt eines beeindruckenden Erasmus+-Aufenthalts von Jonas Arens aus Gappenach (Kreis Mayen-Koblenz). Der 29-jährige Zimmerer verbrachte kurz vor seiner Gesellenprüfung vier Wochen im norwegischen Dovre. Dort lernte er Holz auf ganz andere Art zu verarbeiten, als er es im deutschen Ausbildungsbetrieb Otto in Boppard gewohnt ist und er konnte sich für die besondere Lebenseinstellung der Norweger begeistern. Den eigenen Horizont zu erweitern, ist bei ihm Programm. Der aufgeschlossene junge Mann machte nach dem Fachabitur imBereich Technik eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Rohrsystemtechnik und arbeitete im Elektrobereich. „Handwerkliche Arbeit hat mir schon immer Spaß gemacht – auch mein Vater und Opa waren Handwerker. Ob ich am Moped geschraubt oder mit Holz gearbeitet habe: Das hat immer gut geklappt“, erinnert sich Jonas Arens. Für den Beruf des Zimmerers entschied er sich dann, um „Schönes, Neues zu bauen – das hat mich gereizt!“ Seine Ausbildung absolvierte er bei der Zimmerei Otto in Boppard. Durch seine Vorkenntnisse war die Lehrzeit verkürzt undArens stieg direkt imzweiten Lehrjahr ein.Mittlerweile hat er dieGesellenprüfung erfolgreich bestanden und ist dankbar, dass sein Chef ihm kurz vor der Prüfung noch den Norwegen-Aufenthalt ermöglichte. Werbeblätter in der Mensa der Handwerkskammer (HwK) Koblenz hatten ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er mit Erasmus+ ins Ausland gehen kann (siehe Text rechts). Er hatte ohnehin geplant, sich in holzreichen Ländern zusätzliches Knowhow anzueignen. Österreich war ihm zu nah, doch Skandidavien reizte ihn. „Mich interessierten an Norwegen die anderen Techniken, mit denen im Holzbereich gearbeitet wird.“ Das Praktikum organisierte er sich selbst, bei den Formalitäten half die HwK-Mobilitätsberatung. InNorwegen lebteArens ineinerHandwerkerschule, die an den Betrieb angegliedert war. Er lernte, Blockhäuser aus Vollholz zu bauen und Stämme mit der Axt auf den Zentimeter genau zu bearbeiten. Er half, eine Geschossdecke in einer Werkstatt einzuziehen oder Stämme aus dem betriebseigenen Wald zu holen und zu besäumen. InNorwegenwerden alleinmit denNaturmaterialienHolz undMoos ganze Blockhäuser erbaut und gegen Feuchtigkeit abgedichtet. Der Erfolg gibt den Norwegern recht: Es ist keine Seltenheit, dassGebäude 400 Jahre oder älter sind. Im Winter werden sie bei Bedarf abgebaut, in Hallen restauriert und im Frühling am alten Standort wieder aufgebaut. Zurück in Deutschland denkt Jonas Arens gern an Norwegen, wo er in viele Projekte integriert war, Fachworkshops besuchen sowie sein berufliches Können erweitern konnte, und: „Ich habe die Natur sehr genossenunddieArbeitsmentalität.DieMenschen sind entspannter, die Hierarchien flacher, es findet viel Kommunikation statt,wennAufgabenverteiltwerden.“Die wichtigste Erkenntnis, die er für sich im Gepäck hatte: „Jetzt bin ich in dem Beruf angekommen, der wirklich zu mir passt.“ Kontakt: Zimmerei & Holzbau Otto Tel. 026742 806 221 www.zimmerei-otto. com Infos über die Zeit in Norwegen teilt Jonas Arens auf Instagram unter jonesonjourney Mit dem Handwerk die Welt erleben Durch das Programm Erasmus+ gibt es schon während der Ausbildung die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Das Team der Mobilitätsberatung in der HwK Koblenz hilft dabei gern. Die Handwerkskammer (HwK) Koblenz unterstützt Auszubildende in Handwerksbetrieben aus dem Kammerbezirk sowie Gesellen und Meister im Jahr nach ihrer bestandenen Prüfung dabei, Auslands- praktikazuorganisierenundStipendienzubeantragen. Zur Auswahl stehendabeiAufenthalte in33LändernEuropas, die zwischen zwei Wochen und drei Monaten dauern können. Das Programm „Berufsbildung ohne Grenzen“ wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Im Vordergrund steht dabei das Ziel, über Grenzen hinweg voneinander zu lernen. Kontakt: mobira@hwk-koblenz.de 12 Kurz vor seiner Gesellenprüfung als Zimmerer hat Jonas Arens in Norwegen mit einem Erasmus+ -Stipendium hospitiert. Foto: privat
Auch die größte Gemme ist Feinstarbeit Wenn Andreas Roth an seiner Graveurspindel Platz nimmt, die Spezialbrille mit Lupenfunktion aufsetzt und beginnt, einen Edelstein in ein Kunstwerk von unbeschreiblicher Zartheit zuverwandeln, ist er ganz bei sich. Völlig ruhige Hände, ein unbestechlich genauer Blick und eine auf den Millimeter genaue Zusammenarbeit zwischen Augen und Händen sorgen dafür, dass Schicht für Schicht genau das Kunstwerk in Erscheinung tritt, das scheinbar schon immer imSteinverborgen war. „Ich sehe einen Stein und weiß, was daraus wird“, berichtet der 51-jährige Edelsteingraveurmeister aus Idar-Oberstein. Manchmal habe er Steine jahrelang im Tresor und „dann kommt ein Auftrag, der genau dazu passt.“ Zusammenmit seinemmittlerweile verstorbenenVaterHans Dieter Roth hat er sich auf das Anfertigen von Gemmen, Kameen, Porträtgravuren und Edelsteinobjekten spezialisiert. Bekannt wurden beide unter anderem durch Grosskameen, die biblische Motive und Szenen aus demWerk Shakespeares oder Goethes Faust zeigen. Kameen werden erhaben aus mehrschichtigen Steinen in aufwendiger Feinarbeit zu absoluten Unikaten herausgeschnitten. Andreas Roth entwickelt die Motive für seine Werke selbst oder arbeitet im Auftrag. Seine Kunden und Käufer sind Privatleute, Kunstsammler oder Museen. Schon als Kind schaute er demVater über die Schulter, unternahm mit 14 Jahren erste eigene Versuche am Stein. Dass das von Anfang an gut geklappt hat, erklärt er ebenso wie seinen späteren Erfolg mit der Formel, die ihm der Vater als geduldiger und strenger Lehrherr mitgegeben hat: „50 Prozent kommt aus den Genen und 50 Prozent kann man lernen.“ Beste Voraussetzungen für Andreas Roth, der sich im Laufe seiner dreijährigen Lehre früh eine eigene „Handschrift“ zulegte, wie es in diesem besonderen Gewerk üblich ist. Mit seiner Kunstfertigkeit überzeugte er imAnschluss an die Gesellenprüfung und wurde im Praktischen Leistungswettbewerb 1993 Bundessieger. Er machte den Meister und stellt seine Werke seitdem auf nationaler und internationaler Ebene bis nach Japan aus. Typisch für seinen Stil sind die filigranenDarstellungen kleinster Details bis zu Händen und Füßen, die er akribisch von der Vorlage auf Papier in eine plastische Darstellung aus dem Stein verwandelt. Wie lange er für seine Werke braucht, hängt von ihrer Größe ab. Kleine KunstwerkewieGemmen inBroschengröße dauernTage, mittlereKameenWochen und Großkameen Monate. Mehrfach hat seine Firma Roth Cameo den Titel der größten Kamee der Welt erhalten. Die aktuell größte ist über 50 Zentimeter breit (siehe Bild rechts). Sie wird demnächst in einem Museum ausgestellt. Reine Arbeitszeit: Rund 2000 Stunden. Dazu erklärt Roth: „Ich graviere problemlos acht Stunden am Stück. Dazu brauche ich nur Ruhe, um mich in das Motiv hineinzuversetzen.“ Und obwohl die einzelnen Schichten weniger als einen Millimeter hoch sind, ist ihm noch kein Werk beim Gravieren kaputtgegangen. „Ich habe höchstens mal zu tief graviert und musste den Rest anpassen.“ Bis heute stellt er in Museen oder auf Messen aus. SeineWerke sind inMuseen und bei Käufern von Asien bis in die USA zu finden. Kontakt und Infos: Roth Cameo Tel. 06784 8751 www. roth-cameo.com Gemme und Kamee: Eine Gemme ist ein Edelstein, der zu einer Kamee oder einem Intaglio mit bildlichem Motiv geschnitten worden ist. Bei einer Kamee liegt der Hintergrund tiefer als die Darstellung, während bei einem Intaglio die Zeichnung in den Stein eingraviert wird. Edelsteine in Kleinode verwandeln Der Edelsteinschleifer mit der Fachrichtung Edelsteingravieren ist ein anerkannter Ausbildungsberuf im Handwerk. Edelsteinschleifer der Fachrichtung Edelsteingravieren erstellen gravierfähige Entwurfszeichnungen oder Modelle für plastische Objekte wie Tierfiguren, Blüten oder Kleinskulpturen nachWünschen oder Vorlagen der Kunden, Designern oder eigenen Ideen. Siewählen die jeweils geeigneten Steine aus und bringen sie durch Gravieren und Schneiden auf die richtige Größe. Nun übertragen sie flächigeundplastischeMotive auf denStein. BeiHandgravurenschneidenoder gravierensiedieMotiveanderWerkbank freihändig aus. Sie setzen auchSpezialmaschinen für Schrift- oder Fotogravuren ein z.B. mit Diamantwerkzeugen. Abschließend glätten sie Schnittkanten und polieren odermattierenObjekte. DieAusbildung dauert drei Jahre. Kontakt: aubira@hwk-koblenz.de 13 Edelsteingraveurmeister Andreas Roth aus Idar-Oberstein hat bereits unzählige Kameen aus edlem Stein herausgearbeitet. Grundvoraussetzung: Ruhe, Geduld und der Blick fürs Detail.
Pure Nachhaltigkeit im Blick Anne Neil hat sich in Hoppstädten-Weiersbachmit ihremAugenoptiker-Geschäft „frame yourself –nachhaltigeBrillen“ und einer besonderenGeschäftsidee selbstständig gemacht: Sie setzt auf Nachhaltigkeit. In einer Branche, die „Unmengen an Plastikmüll durchFassungs- undGlasherstellung, Verpackung, Einweg-Kontaktlinsen – oft aus Fernost – produziert“, möchte Anne Neil mit gutem Beispiel vorangehen, „indem ich qualitativ hochwertige und langlebige Brillen herstelle.“ Sie bietet individuell designte Einzelstücke als langlebige Wegbegleiter an, setzt auf ReparierenstattWegwerfen, „hinzueinem Statement, das nicht nur Mode aussagt, sondern auch Individualität, Liebe zum Planeten und sich selbst“. Dafür hat sie die Brillenproduzenten, mit denen sie zusammenarbeitet, handverlesen undnurdanninihrSortimentaufgenommen, wenn sie bis zum kleinsten Scharnier auf kurze Lieferwege und nachhaltige Werkstoffeachten.Umzuvermeiden,dassBrillen überflüssigerweise hergestellt werden, weil siedemKunden letztlichnicht gefallenoder passen und dann „im Müll landen, wie es in der Massenproduktion üblich ist“, kann sie in ihren Geschäftsräumen zunächst den Kopf des Kunden in Sekundenschnelle per Appvermessenundanschließendmiteinem 3-D-Drucker ein Modell des gewünschten Rahmens zur Probe herstellen. So kann der Kunde mit der federleichten Variante ausprobieren, ob ihm die Brillenfassung wirklich zusagt und sich gut anfühlt. Auch ihr Geschäft spiegelt ihre Liebe zur Nachhaltigkeit wider, ohne plakativ zu missionieren: Die Räume sind knappe 30 Quadratmeter groß und bieten dabei genug Raum für alles, was die Augenoptikermeisterin anbietet: Sehtests, Beratung, Verkauf undeinekleineWerkstatt, die sich bewusst mitten im Schaufenster befindet und so Handwerk zum Zuschauen bietet. Für den Schritt in die Selbstständigkeit brauchte Anne Neil Mut, Geld und eine gute Beratung. Der Mut kam aus ihrem Werdegang von der Ausbildung beim traditionellenOptikermeister über dieArbeit bei Filialisten und einen Ausflug an den Umweltcampus, an dem sie Umweltrecht studierte. Dort befasste sie sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und entschied, ihren eigenen Weg als selbstständige Optikermeisterin zu gehen, um Brillen so anzubieten, dass die Belastung der Umwelt möglichst gering gestaltet wird. Finanzielle Förderung bekam sie durch das Gründungsstipendium RLP, auf das sie ein Berater der Handwerkskammer (HwK) Koblenz aufmerksam gemacht hatte. „Ich rate jedem, sich vor einer Existenzgründungbei derHwKzumelden. Die Berater bringen Struktur in den gesamten Prozess, helfen vomBusinessplan bis zum passendenMarketing!“, berichtet die Neugründerin. Die HwK-Beratung (siehe Text rechts) unterstützt außerdem dabei, Produkte zu entwickeln, Verpackungen zu gestalten und die Geschäftsräume als „äußere Visitenkarte“ zu gestalten. Bei Anne Neil war das Ziel: Ein ehrliches Konzept mit klarem Bezug zur Nachhaltigkeit. Und wer sie besucht, sieht, dass ihr das mit viel Gespür für Minimalismus und Liebe zu geschmackvollen Details gelungen ist. Kontakt: Frame Yourself - Nachhaltige Brillen Tel. 06782 9846 480 www. frame-yourself.de Kompetent beraten zur Gründung Die Betriebsberatung der Handwerkskammer Koblenz begleitet Gründer von der Geschäftsidee bis zum passenden Corporate Design und Marketing. Johannes Schellenberg ist Experte für Gestaltung im Handwerk bei der HwK Koblenz und unterstützt Betriebe wie den von Anne Neil. Er besucht die Unternehmen und bereitet mit ihnen ein Konzept für den öffentlichen Auftritt in der Region und im Internet vor. Sein Tipp: „Wichtig ist, auf das Budget und zeitliche Rahmenbedingungen zu achten.“ Auf der Website und auf Instagram solle man passende Inhalte zur Marke und einen authentischen Kanal präsentieren. „Die technische Umsetzung muss so sein, dass der Social-Media-Auftritt modern und professionell ist, aber auch einfach betreut werden kann.“ Informationen zur Betriebsberatung: Tel. 0261 / 398-231 oder per Mail johannes.schellenberg@hwk-koblenz.de 14 Augenoptikerin Anne Neil hat sich mit einem Gründungsstipendium selbstständig gemacht. HwK-Berater Johannes Schellenberg hilft ihr, mit einem besonderen Konzept schnell und effektiv sichtbar zu werden.
Die Meisterin für alle Felle Für KürschnermeisterinMartina Stertz ist ihr Handwerk Leidenschaft und Philosophie zugleich. Sie liebt es, zeitlose Schönheit von Wert zu erschaffen, das ist sofort spürbar, wenn man ihr Kürschner-Atelier inUrbar betritt. Schonvor der Eingangstür sind Wohnaccessoires aus Schafpelz gekonnt drapiert, im Innenraumumfängt die Besucher eine rundumwohltuende Atmosphäre. Sanfte Beleuchtung, leise Musik und Ausstellungsstücke, die dem Auge gut tun: Unikate aus hochwertigen Pelzen und Leder, die als Kleidung, Kunstwerk oderGebrauchsgegenstand entworfenund mit Liebe zum Detail produziert wurden. DassMartina Stertz das Kürschner-Handwerk zum Zentrum ihres Leben machen würde, war ihr in die Wiege gelegt. Sie wuchs in einemKürschnerbetrieb auf und probierte sich früh an der Nähmaschine oder in der elterlichenWerkstatt aus. Ganz klassisch verlief ihre Karriere im Handwerk dabei nicht: Nach dem Abitur 1984 machte sie bei der Handwerkskammer Koblenz ihren Betriebswirt im Handwerk. Es folgte die Ausbildung zur Kürschnerinund1990dieMeisterprüfung. Zwei Jahre später machte sie sich mit ihrem Handwerksbetrieb selbstständig. Im kommenden Frühjahr zieht ihr Atelier mit dem fünfköpfigen Team, zu dem ihre Schwester Kerstin gehört, von Urbar um ins leerstehende Elternhaus nach Ehrenbreitstein. „Da schließt sich für mich persönlich ein Kreis, denn durch meine Eltern hat alles angefangen“, erklärt sie. Ihre Kundschaft nimmt sie mit, da ist sie sicher. „Ich habe viele Stammkunden, die ich seit Jahrzehnten kenne.“ Immerhin sind ihre Aufträge so vielseitig wie das Leben. Neben eigenen Entwürfen arbeitet sie Pelze modern um, schenkt ihnen so ein neues Leben. „Momentan gibt es die Erbengeneration – da kommen viele Pelze zum Vorschein, die an die Großmutter erinnern, an die Kindheit“, berichtet sie undbezeichnet sichals „eineArtÖko-Kürschnerin“: Viele ihrer Felle fallen auch bei der Jagd an „und eswäre eine Schande und Verschwendung, sie nicht zuverwenden.“ Ihre Philosophie in Bezug auf den achtsamen Umgang mit Pelzen wurde bereits mehrfach ausgezeichnet (siehe rechts) und sie hat vegane Kunden, die die Nachhaltigkeit ihrerArbeit erkennenund schätzen. Ihre Kunden und deren Wünsche erfasstMartinaStertzmit einembeeindruckenden Einfühlungsvermögen ganzheitlich und erkennt so schnell, in welcher Form die Pelze langfristig und sinnvoll in das Leben des Menschen passen. So wird aus einemStückNerzcape der Großmutter der Bezug einer edlen Schale „und die Oma ist im Alltag weiter präsent.“ Natürlich werden auch klassische Kleidungsstücke geschneidert oder durch Pelzdetails veredelt. Hoodies mit Pelzkapuze, ein Mantel imAudrey-Hepburn-Stilmit abnehmbaren Pelzkrägelchen oder edle Gehröcke und maßgeschneiderte Cabriojacken für ihn und sie – Martina Stertz und ihr Team gestalten an unzähligen Maschinen, mit großerErfahrungundkreativemGespür für Menschen und Materialien immer etwas Faszinierendes. Ein Leitgedanke liegt der Kürschnermeisterin dabei besonders am Herzen: „Das Fell hat als Haut die Tiere geschützt und gestützt. Es soll auch den Menschen weiter schützen und stärken, wenn er es als Kleidung trägt.“ Kontakt: Martina Stertz Tel. 0261 317 73 www.martina-stertz. de Verantwortungsvolle Kreativität Wie verantwortungsvoll und bewusst die Koblenzerin Martina Stertz agiert, zeigt die Reihe ihrer besonderen Preise, die sie bereits erhalten hat. Seit ihrem16.Lebensjahr nimmtMartinaStertzerfolgreich amModellwettbewerbdesdeutschenKürschnerhandwerks teil. Sie hat zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen erhalten. AlsDesignerin undKürschnermeisterin wurde sie für ihren verantwortungsvollen Umgang mit dem Material Pelz prämiert und erhielt dreimal den International German Red Fox Award der Kategorie Damen für das beste Design und Verarbeitung. Unter dem Label „Määh inGermany“ (Fotooben) fertigt sie innovative Lammfellaccessoires. Dafür erhielt sie den Kreativsonar als gemeinsamen Kreativpreis von Rheinland-Pfalz und dem Saarland und sie bekam den Staats- und Förderpreis für das Kunsthandwerk des Landes Rheinland-Pfalz. Informationen: www.maeh-in-germany.de 15 „Öko“-Kürschnermeisterin Martina Stertz verleiht Pelzen und Leder mit Kreativität ein neues Leben. Was die „Erbengeneration“ in den Schränken findet, verwandeln sie und ihr Team zu modernen Unikaten und echten Hinguckern.
Erst Flut, dann Feuer, nun wieder Alltag? Alfons Balter ist Kfz-Mechanikermeister, 54 Jahre alt. Vor 17 Jahren hat er sich selbstständig gemacht, zunächst mit Sitz in Niederadenau in der Eifel. Dann zog er 2015 ins sieben Kilometer entfernte Hönningen, fand hier im Gewerbegebiet ideale Voraussetzungen für einen neuen Betriebsstandort. Als gebürtiger Eifelaner wusste er um die Landschaft und ihre Eigenarten. Dass die Ahr nur 80 Meter entfernt von seinem Werktor dahinfließt, war weder besorgniserregend noch mit extremen Risiken verbunden. Beim Hochwasser 2016 – die Werkstatt konnte gerade auf ihr einjähriges Bestehen in Hönningen zurückschauen – blieb alles trocken und der Standort schien sicher. Doch das Extremhochwasser im Juli 2021 erreichte auch die Werkstatt von Alfons Balter und flutete die gesamte Einrichtungbis auf 1,30MeterHöhe. „Der Tresen am Empfang war der Pegelstand“, berichtet der Chef von insgesamt zehn Mitarbeitern, darunter drei Lehrlinge. „Karosseriearbeiten, Lackierung, Unfallbeseitigung undKfz-Technikwaren unser Angebot – alles aus einer Hand. Damit waren wir auf Erfolgskurs.“ Den Großteil der Werkstatteinrichtung musste Balter nach dem Hochwasser entsorgen. „Die Solidarität war enorm und wie erhielten viele Hilfsangebote, auch im Sinne einer bevorzugtenLieferungneuerAnlagenund Maschinen.“Mit unerschöpflicherEnergie und Enthusiasmus war der Kfz-Betrieb nach vier Wochen wieder am Laufen – „größtenteils, denn einige Dinge wollten wirmit dengemachtenErfahrungenanders einrichten, doch der Papierkram an Genehmigungen war unerschöpflich.“ Eine Kehrseite des Neuanfangs, denn „schnell und unbürokratisch“ waren einige Dinge nur in der Theorie. Am 12. August 2024 wirft der nächste Schicksalsschlag den Betrieb zurück. Nach einem Kurzschluss an einer Radladerbatterie, so werden die Ermittler später herausfinden, entzündet sicheinFeuer, das auf den Kfz-BetriebundeinbenachbartesUnternehmenübergreift.Über150Feuerwehrmänner sind im Einsatz und die Löscharbeiten dauern Stunden an. Fast 1.000 Grad lassen dicke Stahlträger der Hallenkonstruktion umbiegen wie Büroklammern. Innerhalb von drei Jahren zwei Schicksalsschläge – wie verkraftet man das? „Es gibt Tage, da willst Du hinwerfen“, bekennt Balter ganz offen, dessen zwei Söhne als Kfz-Techniker ebenfalls im Bilder oben: Von vorne sieht alles normal aus, doch ein Blick hinter die Kfz-Halle verrät das Ausmaß der Schäden nach dem Großbrand im August 2024. Kontakt: Kfz-Meisterbetrieb Alfons Balter Tel. 02643 9033 435 www.alfons-balter. de 16 Stehaufmentalität: Innerhalb von drei Jahren ist der Kfz-Betrieb von Alfons Balter (rechts; im Bild mit den Söhnen Nils und Dominic) zwei Mal stark beschädigt worden. Nun versucht das Familienunternehmen, wieder Richtung Normalität einzubiegen. Betrieb arbeiten. In kleinen Schritten geht es nun weiter, „eine Langzeitplanung hast Du nicht mehr.“ Auch wenn die Versicherung schnell und solide reguliert hat, so sind die Sanierungs- und Reparaturarbeiten eine Mammutauf- gabe. „Beim Wasser konnten wir vieles selber machen, bei der Schadensbeseitigung des Brandes nicht.“ Hier heißt es warten und geduldig sein. Irgendwann in nächster Zeit wird das gesamte Dach ausgewechselt. Dann kommt der Winter und es wird auch ein Temperaturpoker. „Richtig heizen können wir nicht.“ Dabei gibt es genug zu tun und die Auftragslage ist gut, denn auch nach dem Brand läuft der Werkstattbetrieb wieder auf vollen Touren. „Doch Alltag ist das noch lange nicht für uns, auch wenn auf die Kunden vieles schon wieder normal wirkt.“ Bleibt zu hoffen, dass die Unternehmensgeschichte fortgeschrieben wird. Mit Nils (24) und Dominic (27) Balter wären da auch zwei potentielle Nachfolger, aber soweit denkt Vater Alfons momentan ganz und gar nicht. „Das ist ein langer Weg der kleinen Schritte!“ Und einer, der Energie und Stehvermögen voraussetzt. Trotzdem ist es auch eine Mutmachergeschichte aus dem Ahrtal. Denn Aufgeben war bisher keine Option.
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