Handwerk Special Nr. 241 vom 01.04.2023

Faktencheck: Meisterbefragung Die Besten ihres Handwerks werden den Großen Befähigungsnachweis aus den Händen von Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt auf der Bühne der Koblenzer Rhein-Mosel-Halleerhalten. ImVorfeldder Meisterfeier befragt dieHandwerkskammer (HwK) traditionell die Absolventen des aktuellenMeisterjahrgangs undwillwissen, welche persönliche Lebenssituation und Zukunftspläne sich mit dem Meistertitel verbinden. Hier sind einige Ergebnisse der Umfrage. 120 der 637 Meisterbriefe (19 Prozent) gehen in weibliche Hände. Mit Blick auf den Frauenanteil im Gesamthandwerk, der bei zwölf Prozent liegt, ist dieserWert deutlich höher, was für die Qualifikationsfreude und einen Führungsanspruch von Frauen im Handwerk spricht. Im Durchschnitt ist der aktuelle Meisterjahrgang 28 Jahre alt. Der Jüngste war bei Bestehen der Prüfung 18 Jahre, die Älteste zählt 55 Jahre. Durchschnittlich wird die Meisterprüfungnach siebenGesellenjahren abgelegt. „Die persönliche Qualifizierung (71 Prozent) sowie das berufliche Vorankommen (52 Prozent)“ waren die am häufigsten genannten Gründe der Jungmeister, die Meisterprüfung zu absolvieren. Zehn Prozent sind bereits selbstständig, 20 Prozent planen die Existenzgründung und 42 Prozent der befragten Meister haben die Frage nach einer Selbstständigkeit mit „vielleicht“ beantwortet. 37Prozent derGründungswilligenmöchten den Betrieb übernehmen, in dem sie Mitarbeiter sind. Die Gründe liegen auf der Hand: Der bestehende Kundenstamm, ein im Vergleich zur Neugründung geringeres Risiko sowie Kenntnis der Betriebsstrukturen sind eindeutige Vorteile. Besonders auffällig sind die internationalen Einsatzorte der Jungmeisterinnen und Jungmeister „Made in Koblenz“. Für viele ist der Meisterbrief das Ticket für weltweites Arbeiten. Das spricht für den hohen Stellenwert der deutschen Meisterqualifikation im Ausland und das hochqualitative Niveau, das sich mit dem Meistertitel im internationalen Ranking verbindet. Für die Jungmeisterinnen und Jungmeister bedeutet das nicht nur, auf dem Berufsweg die Welt kennenzulernen und eine hoheWertschätzung zu erfahren. Auch eine überdurchschnittlich gute Bezahlung ist letztlich Lohn für die Anstrengungen, die jeder Einzelne in die Meisterprüfung investiert hat. Kontakt: HwK-Meisterakademie Tel. 0261/ 398-311 meister@hwkkoblenz.de Lebenslang lernen? Ja, unbedingt! Barbara Völkening (Bild) hat mit ihren 55 Jahren unter den Jungmeistern des Jahrgangs 2022 die größte Lebenserfahrung und ist stolz auf sich. Für die Augenoptikerin aus Neu-Isenburg ist der Meisterbrief die logische Konsequenz ihrer beruflichen Entwicklung. Sie hat schon immer gern an anspruchsvollen Fortbildungen teilgenommen, irgendwann ließ sie das Gefühl nicht los, dass alles als Augenoptikermeisterin „runder wäre.“ Und Barbara Völkening war seit ihrer Kindheit wissbegierig. Vor ihrer Ausbildung hat sie ein Auslandsjahr erlebt, ihrStudiummitNebenjobsgemeistert und gehörte mit 24 Jahren in der Berufsschule auch schon zu den Älteren. Knapp 30 Jahre später war es für sie als ältesteMeisterschülerin dann eine neueHerausforderung, dass sich die Gesellenausbildung stark verändert hat. „Da hatten die ganz jungen Gesellinnen, die vor Kurzem ihre Ausbildung abgeschlossen haben, in manchen Bereichen einen Vorteil“, erzählt sie. Ihre eigene Berufs- und Lebenserfahrung hätten ihr gleichzeitig oft geholfen. So konnte sie im Bereich Kontaktlinsen und bei manchen Kundenthemen beispielsweise auf viel Praxiserfahrung zurückgreifen. Dass ihre Familie und ihr Betrieb ihr den Rücken stärkten, gab ihr enorme Sicherheit und mit den Klassenkameradinnen kam sie gut zurecht. Ihr Alter war tatsächlich nur einmal Thema, als ein externer Dozent und ein Prüfer sie fragten, warum sie das in ihrem Alter noch mache. Ihre Antwort: „Ich wollte das schon lange, bisher hat es nur nicht in meine Lebensplanung gepasst. Ich würde es immer bedauern, wenn ich die Meisterprüfung nicht gemacht hätte. Für mich ist Lernen nie abgeschlossen, man kann sich in jedem Alter fortbilden und weiterentwickeln.“ Deshalb ist ihr Rat an „reifere“ Handwerker, die den Meisterkurs erwägen: „Unbedingt machen! Zeit und Geld, die man in sich selbst investiert, ist nie vergeudet. Ich habe mein Fachwissen erweitert, tolle Leute kennengelernt, Widrigkeiten getrotzt und durchgehalten. Ich bin sehr stolz auf mich!“ 04 637 Meisterbriefe in 20 Gewerken werden am 1. April feierlich übergeben. Foto: Augenoptik Windolf GmbH

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