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Jubiläumsmeister

Ihre Meisterbriefe tragen

denkwürdige Daten:

Vor 50, 60, 65 oder sogar

70 Jahren ausgestellt

und überreicht, feiern

die „Altmeister“ bei der

Handwerkskammer (HwK)

Koblenz ihre runden Meis-

terjubiläen.

200 Meisterjubilare und ihre

Familienangehörigen folgtender

EinladungderHwKund feierten

im Zentrum für Ernährung und

Gesundheit die runden Mei-

stergeburtstage. „Mit der Feier

halten wir die Erinnerung an die

damalige Meisterprüfung und

alles, was mit dem Brief folgte,

lebendig“, betonen Kurt Kraut-

scheid und Alexander Baden,

Präsident und Hauptgeschäfts-

führer der Handwerkskammer.

Kurt Krautscheid überreichte

allen Jubilaren persönlich den

Goldenen, Diamanten, Eisernen

oder Platin-Meisterbrief für

50, 60, 65 oder sogar 70 Jahre

Meisterbrief.

Einige der Ausgezeichneten

wurden im Rahmen der Feier

in einem Kurzfilm vorgestellt,

darunter Malermeister Karl

Belling, der als Bruder Joseph

seit 1960 imKlosterMariaLaach

lebt und arbeitet.

In der ehemaligen Brauerei, vor

500 Jahren gebaut, ist seine Ma-

lerwerkstatt eingerichtet, in der

er auch heute nochmit 77 Jahren

zu Farbe und Pinsel greift. 1939

in Belgien geboren, entschied

sich Belling früh für ein Leben

im Kloster. Mit 21 Jahren trat

er Maria Laach bei. Fünf Jahre

später bestand er dieMeisterprü-

HwK verleiht Goldene, Diamantene, Eiserne und Platin-Meisterbriefe

Altmeister feiern / Programm Nacht der Technik

18

Nr. 204

2. November 2016

www.handwerk-special.de

fung bei der HwK Koblenz und

hinterließ über Jahre und Jahr-

zehnte in allen Klostergebäuden

sowohl handwerklich wie auch

künstlerisch Spuren. „Der Mei-

sterbrief war Voraussetzung für

mein künstlerisches Wirken,

denn handwerklich habe ich so

wichtige Techniken kennenge-

lernt und eingesetzt“, spricht

sich Bruder Joseph noch immer

für die Krone des Handwerks

aus. Auch die Entscheidung, mit

21 Jahren ins Kloster zu gehen,

würde er heute genauso wieder

treffen. Auch im56. Jahr fühlt er

sich in Maria Laach sehr wohl.

Wenige Kilometer weiter lebt

und arbeitet Andreas Heinz

Mittler.DerTischler ausMendig

legte 1964 seinen Meisterprü-

fung ab. Bereits 1876 gründete

sein Uropa eine Tischlerei. Von

GenerationzuGenerationwurde

derBetrieb innerhalbderFamilie

übergeben – bis heute! Vieles

hat sich in den vergangenen 140

Jahren verändert, einiges blieb.

So der Name Mittler wie auch

Bestattungen, traditionell ein

Teilbereich des Tischlerhand-

Beerdigung mit ... das bringt

die Zeit so mit sich“, beschreibt

Tischlermeister Mittler, der

Lebensfreude ausstrahlt undauf-

geschlossenwie auch freundlich

über seinen Beruf erzählt.

Im Kalten Krieg bei Schnee

und Eis aus dem Erzgebirge

„rübergemacht” und im Westen

als Kälteanlagenbauer einen

Lebenstraum erfüllt – das ist

die beeindruckende Geschichte

von Werner Melzer. Im Januar

1957 stieg er auf sein Motorrad

Karl Belling lebt und ar-

beitet als Bruder Joseph

im Kloster Maria Laach.

werks. Mit dem Meisterbrief

arbeitete Mittler zunächst als

Meister und Techniker in lei-

tender Stellung. Parallel zur

Anstellung half er weiter im

Familienbetrieb mit, der sich

längst ganz auf Bestattungen

spezialisiert hatte. Schlägt es

aufs Gemüt, wenn der Tod

ständiger beruflicher Begleiter

ist? „Nein. Ich bin ein fröhlicher

Mensch und der Tod gehört zum

Lebendazu.Einfühlvermögen ist

Voraussetzung in diesemBeruf,

aber ich trauere nicht bei jeder

Tischlermeister Andreas

Heinz Mittler aus Mendig.

und „haut, nurmit einemkleinen

Köfferchen bewaffnet, in den

Westen ab“, erzählt der heute

80-Jährige. Schließlich kam er

nach Koblenz und absolvierte

hier 1966 die Meisterprüfung.

Anschließend gründete das

frisch vermählte Paar Werner

und Edith Melzer ihren Betrieb:

Er packt handwerklich zu, sie

übernimmt dasBüro.Nebendem

Unternehmenwerdendrei Söhne

groß gezogen.

50 Jahre später ist der Betrieb

aus Bornich im Rhein-Lahn-

Kreis auf 80 Mitarbeiter und

ummehrereFilialengewachsen.

Zwei Söhne –Axel undMartin –

leitendenFamilienbetriebheute,

der sich auf Kälte-, Klima- und

Gebäudetechnik spezialisiert

hat. Verantwortung übertragen,

wichtige Aufgaben auf mehrere

Schulternverteilen,Wissenwei-

tergeben … das, so sagt Werner

Melzer überzeugend, sei ihm

wichtig gewesen und Grundla-

ge für den unternehmerischen

Erfolg.

Werner Melzer.