Altes Handwerk neu belebt
Sie sind dem gemein-
samen Ziel, die Krone
in ihrem Handwerk zu
erwerben, ein Stück näher
gekommen: Sechs Teil-
nehmerinnen besuchen
den ersten Meisterkurs
für Maßschneider bei der
Handwerkskammer (HwK)
Koblenz.
In 13 Monaten absolvieren sie
inTeilzeit den fachtheoretischen
und fachpraktischen Teil der
Meistervorbereitung. Der Un-
terricht findet 14-tägig, donners-
tags, freitags und samstags statt.
Möglich wurde das Angebot der
HwK in Kooperation mit der
Akademie der Kleidermacher
in Moselkern. Die Leiterin,
Herren- und Damenschneider-
meisterin Brigitte Pappe, macht
seit 1981 Mode. Ihre Liebe zum
Handwerkvermittelt sie seit drei
Jahrzehnten mit Herzblut und
Leidenschaft an Interessierte.
Auch die Meisterschülerinnen
werdenden fachpraktischenTeil
des Meisterkurses im idyllisch
gelegenen Ort an der Mosel
absolvieren.
„Ich möchte meine Kenntnisse
und die Freude am Beruf gern
an junge Leute weitergeben
und mich dafür engagieren,
dass unser altes Handwerk ein
attraktiver Ausbildungsberuf
ist“, nennt Elena Yazovskikh
aus Koblenz ihre Motive für die
Lehrgangsteilnahme. Die ge-
lernte Schneiderin ist überzeugt,
im Meisterkurs handwerkliche
Perfektion zu erreichen.
Erster Meisterkurs für Maßschneider bei der HwK gestartet
Maßgeschneiderter Meisterkurs / Programm Nacht der Technik
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Nr. 204
2. November 2016
www.handwerk-special.deAnke Busch aus Thalhausen ist
bereits selbstständig. Siemöchte
ihren Betrieb vergrößern und ist
sicher, dass der Meisterbrief ihr
Imageweiter verbessert. „Meine
Arbeit erhält ein Gütesiegel.“
Angelika Janzen reist aus dem
Saarland zum Meisterkurs an.
Die Schneiderin will vor allem
ihr Können im Bereich der
Schnitttechniken vertiefen, aber
auchbetriebswirtschaftlicheBa-
sicswiekalkulatorischesWissen
und Know-how rund um die
Auftragsabwicklung erwerben.
Anne Zeimentz kommt aus
der Nähe von Luxemburg. Die
42-jährige Schneiderin hat nach
derAusbildungzunächst alsAus-
hilfe gearbeitet und eine längere
Familienauszeit genommen.
Jetztmeldet sie sich imgelernten
Beruf zurück und setzt auch auf
den Erfahrungsaustausch und
gegenseitigeUnterstützungunter
Gleichgesinnten. „Jede hat ihre
eigene Geschichte, nun sitzen
wir im selben Boot.“
Kerstin Kaap aus Willroth im
Westerwald ist gelernteKauffrau
im Groß- und Außenhandel.
Zu Nadel und Faden kam sie
über den Gardetanz und seine
Uniformen. 2013 hat sie sich
selbstständig gemacht. Mit dem
Erwerb des Meisterbriefes plant
sie ihr Angebot zu erweitern und
möchte den Kunden ein Quali-
tätsversprechen geben.
InnaKlemuschhat inKasachstan
Näherin gelernt. Seit 14 Jahren
lebt sie in Deutschland und ar-
beitet in einerÄnderungsschnei-
derei: „Über die Möglichkeit,
mich berufsbegleitend zu quali-
fizieren, bin ich sehr glücklich.
Als Schneidermeisterin sehe ich
große Chancen, mich zu entfal-
ten und meine kreative Ader
auszuleben. Mein Traum ist es,
einmal individuelle Tanz- und
Festkleider zu nähen.“
DieTeilnehmerinnen sind hoch-
erfreut, dass sie im Meisterkurs
neben Brigitte Pappe von hoch-
karätigen Dozenten unterrichtet
werden. Alle sind selbständige
Künstler undMaßschneider und
können auf Goldmedaillen bei
Welt- und Europameisterschaf-
tenderMaßschneider verweisen.
Die Schülerinnen wissen, ihre
Meisterprüfung ist international
anerkannt.
Drei haben Teil III (Betriebs-
wirtschaft und Recht) sowie
Teil IV (Berufs- und Arbeitspä-
dagogik) der Meisterprüfung
bereits absolviert. Es erfüllt sie
mit Stolz, dass sie die Krone
in einem Handwerk erwerben,
in dem nach Novellierung der
Handwerksordnung 2004 der
Meisterbrief alsZugangsvoraus-
setzung für dieSelbstständigkeit
weggefallen ist. Sie wollen aus-
bilden und mit dazu beitragen,
dass das Schneiderhandwerk
weiter Bestand hat.
Informationen zum Meister-
kurs bei der HwK-Meister-
akademie, Tel. 0261/ 398-318,
meister@hwk-koblenz.de,
www.hwk-koblenz.deDie Teilnehmerinnen des ersten Meisterkurses für Maßschneiderinnen bei der HwK.
Links die Lehrgangsleiterin, Herren- und Damenschneidermeisterin Brigitte Pappe.