Handwerk Special Nr. 164 vom 31. Oktober 2012 - page 17

Nachdenkliches inmitten der Nacht der Technik am 3. November
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Nr. 164
31. Oktober 2012
Pilotprojekt:
Praxisnahe Ausbildung – EVM schult SHK-Azubis in innovativen Erdgas-Heiztechniken
Die Energiewende ge-
stalten vor allem das
Handwerk und regio-
nale Energieversorger
wie die Energieversor-
gung Mittelrhein GmbH
(EVM). Sie hat jetzt
in einem Pilotprojekt
angehenden Anlagen-
mechanikern für SHK-
Technik gezeigt, was
Kraft-Wärme-Kopplung
alles leisten kann und
welche Rolle Erdgas als
Energieträger in der Zu-
kunft spielen wird.
Mönch trifft Forscher
Wenn ein Benediktiner-
mönch aus dem Kloster
Maria Laach, der zudem
Elektrotechnikermeister
ist, und ein Maschinen-
schlosser, der auch Ma-
thematik studiert hat und
jetzt in der Forschung
arbeitet, zusammentref-
fen, kann man auf ihre
Gespräche gespannt sein.
Zur Nacht der Technik laden
beide die Besucher ein, um
19.30 Uhr an einem philoso-
phischen Talk teilzunehmen.
„Es gibt zahlreicheFachvorträge
und unsere Runde fällt etwas
aus dem Rahmen“, so Bruder
Marianus Kreißel, OSB. Er ist
1951 in die Benediktinerabtei
Maria Laach eingetreten und
hat eine Lehre zum Elektriker
gemacht. 1970 erwarb er den
Meisterbrief. Eine ungewöhn-
liche Biografie? „Gar nicht“, so
Bruder Marianus, „aber genau
das ist unser Thema.“ „Träume
nicht deinenBeruf, sondern lebe
ihn!“, sindMarianusKreißel und
Philosophische Betrachtungen zur Nacht der Technik
Die28Schüler derCarlBenz
Schule – Berufsbildenden
Schule Technik Koblenz
lernten in zwei eintägigen
Veranstaltungen innovative
Techniken zur Erzeugung
von Wärme und Strom
kennen und blickten hinter
die Kulissen eines Energie-
versorgers. Die Resonanz
von Schülern, Ausbildern
und Lehrern war überaus
positiv. Deshalb wird die
EVM die Schulungen zu
aktuellen Themen künftig
jährlich anbieten. „Unsere
Energieberater und Ingeni-
eure arbeiten eng und gern
mit Betrieben des SHK-
Handwerks zusammen. Die
Handwerker sind ein wichtiger
Partner bei der Umsetzung der
Energiewende“, erklärt Werner
Abromeit, bei der EVM Leiter
der Energiewirtschaft. Ziel war
nichtnur,fürdieAuszubildenden
TheorieundPraxiszuverbinden.
Wichtig war den Kooperations-
partnern auch, sie über Zusam-
menhänge und Auswirkungen
der Energiewende zu informie-
ren, um deren eigene Rolle als
BeraterundMeinungsbildnerins
Bewusstsein zu rücken.
Dies sei das erste Projekt der
Schule, bei der mit einem
so großen Unternehmen wie
der EVM zusammengearbeitet
werde, berichtet Schulleiter
Rainer Probst: „Der Einsatz
regenerativer Energien und ef-
fizienter Technik sind wichtige
Schwerpunkte für das Sanitär-,
Heizungs- und Klima-Hand-
werk. Sie werten dessen Bedeu-
tung auf.“
Bestehende Gebäude verursa-
chen ein Drittel der gesamten
Kohlendioxid-Emission und
verschlingenrund40Prozentdes
Energiebedarfs in Deutschland.
„DasEinsparpotenzialistriesig“,
hältWernerAbromeit fest. Rund
drei Viertel aller Heizungen
geltenalstechnischveraltet.Eine
höhereEnergieeffizienzundmo-
derne Heizungstechniken sind
genauso entscheidend für das
GelingenderEnergiewende,wie
dieStrom-undWärmeerzeugung
aus erneuerbarenQuellen. „Über
Schulungen wie diese möchten
wir nicht nur Wissen vermit-
teln, sondern auch Netzwerke
aufbauen mit der kommenden
SHK-Generation“, unterstreicht
der Energieexperte.
Bei den Lehrlingen kamen
besonders gut die praktischen
Einblicke an, die sie von EVM-
Ingenieuren erhielten. „Dadurch
sind mir die Zusammenhänge
verständlichergeworden“,mein-
te der 21-jährige Bastian Noll.
So erfuhren die angehenden
Anlagenmechaniker,woundwie
Erdgas gefördert, wie es trans-
portiertundbisansHausgeliefert
wird.„Besondersinteressant war
es, die Funktionsweise der gas-
motorischen Wärmepumpe und
eines BHKWs direkt am Objekt
erklärt zu bekommen.“
InnovativeErdgasheiztechniken
stelleneinengutenPartnerfürEr-
neuerbare Energien dar. Erstens
ist Erdgas der CO
2
-ärmste unter
den fossilen Energieträgern.
Bei Einsatz von Bio-Erdgas
heizt man sogar CO
2
-neutral.
Zweitens sind die Techniken
zur Nutzung von Erdgas und
Bio-Erdgas ausgereift und
sehr effizient. Erdgas-Brenn-
werttechnik in Kombination
mit solarer Warmwasserberei-
tung, Zeolith-Gaswärmepum-
pen, Blockheizkraftwerke und
Strom erzeugende Heizungen:
Sie alle gelten als beson-
ders zukunftsorientiert und
klimaschonend. „Die EVM
erprobt solche Lösungen in
der Praxis und unterstützt
deren Anschaffung mit einem
eigenen Förderprogramm“,
berichtet EVM-SprecherinKa-
tharina Gardyan. „Außerdem
haben wir eine Klimaschutz-
initiative zur Förderung in-
novativer Heiztechniken ins
Leben gerufen.“ Die EVM
treibe die Energiewende vo-
ran, alleine könne diese aber
niemand stemmen. „Die enge
Kooperationund ein intensiver
Informationsaustausch mit
demSHK-Handwerkisthierfür
besonderswichtig.Deshalbun-
terstützen wir die Ausbildung
des SHK-Nachwuchses mit
Branchenwissen, Einblicken
in die Praxis und unseren Er-
fahrungenmitInnovationenauf
dem Markt“, ergänzt sie.
Theorie und Praxis zu verknüpfen, war Ziel der EVM-Schu-
lung für SHK-Lehrlinge der Carl Benz Schule. Sie stellten
sich mit ihren Berufsschullehrern und den EVM-Energieex-
perten vor einer Gaswärmepumpe zum Gruppenfoto auf.
Foto: EVM
sein Gesprächspartner Joachim
Kozlowski überzeugt. Beide ha-
ben verschiedene Zugänge zum
Beruf, aber ein Lebensmotto:
„Alles,wasmananpackt,sollmit
ganzemHerzen,mitganzerSeele
undmit ganzer Kraft passieren.“
„Mein Vater hat mich geprägt“,
sodergelernteMaschinenschlos-
ser Kozlowski. „Als kleiner
Junge sollte ich rostige Nägel
glattfeilen.Fürjedenglänzenden
Nagel bekam ich fünf Pfennig
Belohnung. Das habe ich mir
gemerkt. Lohn für gute Arbeit“,
erzählt er. „Mein Traum war es,
Maschinenschlosser zu werden.
Da bin ich dran geblieben. Ich
würde heute noch fünf Stunden
feilen, um herauszufinden,
ob ich von Hand Genauigkeit
hinbekomme.“ Er sagt auch:
„Stehengeblieben bin ich nicht.
Wer beendet schon sein Leben
mit dem Beruf, den er einmal
gelernt hat?“
„Ich wollte im Kloster kein
Handlanger sein und habe des-
halb eine Ausbil-
dunggemacht“,so
BruderMarianus.
Wo immer hier
Elektroarbeiten
anfallen, er bringt
sie in Ordnung.
„60 Prozent des
Jahresbedarfs an
Strom erzeugen
wirmitHilfeeines
Blockheizkraft-
werkes selbst“,
sagt er. Moderne
festemHintergrundderFrageauf
den Grund gehen, wie es auch
heute noch gelingen kann, einen
Beruf zuergreifen, demman sich
mit Herz und Seele verschreiben
kann. Aus ihrem bewegten (Be-
rufs-) Leben wissen beide aber
auch: Nicht jeder Tag ist purer
Sonnenschein. Wie manmit den
eher düsteren Tagen umgeht,
auch darum wird es in den Be-
trachtungen der lebensklugen
Talkgäste gehen.
Besucher können sich also
freuen.AufunterhaltsameAnek­
doten aus demKlosterleben und
Storys aus zusammengenom­
men über 100 Berufsjahren.
Dabei wollen sie aber nicht die
„Erzählonkel sein“, wie Bruder
Marianus betont, „vielmehr
möchten wir vor allem jungen
Leuten ein paar Impulse und
Wegweiser mitgeben und ihnen
sagen: habt Vertrauen und seid
euch vor allem selbst sicher!“
BruderMarianusverrätauchsein
persönlichesMotto: „Necessitas
parit coronam. – Das Notwen-
dige erwirbt die Krone.“
Bruder
Marianus
Kreißel,
OSB,
und Ma-
schinen-
schlosser
Joachim
Kozlowski
laden die
Besucher
der Nacht
der Tech-
nik um
19.30 Uhr
zum Inne-
halten ein.
trifft so auf über 900 Jahre Ab-
teigeschichte.
Berufe und Berufsbilder sind
im Wandel. Jungen Menschen
steht heute eine Vielzahl an
Wahlmöglichkeiten und Alter-
nativen zurAuswahl.Dochnicht
immer geht mit der Freiheit zur
Berufswahl auchdieFreude zum
Beruf einher. Die Entscheidung
zum Ausbildungsberuf wird für
manchen schnell zur „Qual der
Wahl“. In einer unterhaltsamen
Gesprächsrunde wollen die
beiden „Philosophen“ mit hand-
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