Handwerk im Herbst vom 15. September 2001 - page 7

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Aktuelle HwK-Weiterbildung: Betriebswirt des Handwerks ab 20. Oktober
in Koblenz / Infos: HwK Koblenz,
Tel. 0261/398-113 / Fax -990
Zweimal ist er in seinemBerufsleben
so richtig stolz gewesen, erzählt Ka-
rosserie- und Fahrzeugbaumeister
Clemens Gunske. Einmal, als er als
bester Jungmeister seines Gewerkes
geehrt wurde. Das war 1998 bei der
Meisterfeier der HwK Koblenz.
Das zweite Mal, als die neue Werk-
halle in Straßenhaus eröffnet wurde.
Das war imMai 2001. Zusammen mit
ihm im Boot ist der Karosserie- und
Fahrzeugbauermeister Gerhard Rin-
neberg. Ein Geselle, ein Umschüler
und ein Lehrling ergänzen das Team.
Wie alles begann
Kennen gelernt haben sich die bei-
den als Gesellen in einemAutohaus.
Unabhängig voneinander hatten sie
dasselbe Ziel, sich später selbst-
ständig zu machen und einen Betrieb
zu gründen. Mit dem Meisterbrief
legte Clemens Gunske 1996 dafür
den Grundstein. Gerhard Rinneberg
zog 1998 nach. Beide sind sich be-
Gemeinsam beruf-
lich unterwegs:
Gerhard Rinne-
berg (links) und
Clemens Gunske.
kehrsgünstiger Lage, im Industriege-
biet von Straßenhaus - groß genug
für eine 650m² -Halle. Lackierkabine,
Lackmischanlage, Richtbank, Hebe-
bühnen, Schweiß-, Schneide- undVer-
messungsgeräte wurden angeschafft.
Heute wird den Kunden nicht nur die
Instandsetzung von Unfallwagen ge-
boten, sondern auch Fahrzeugum-
bauten und Effektlackierungen.
Flotte Seifenkiste
Von der Kotflügelreparatur bis zur
Oldtimerrestaurierung ist alles mög-
lich. Mittlerweile haben sie sich auch
durch die Herstellung der GFK Ka-
rosserie für den deutschen Jugend-
meister im Seifenkistenrennen über-
regional einen Namen gemacht.
„Wir würden diesenWeg immer wie-
der gehen“, schätzen bei-
de ein. Und: „ Wenn
es so weiter läuft
wie bisher, wer-
den wir noch
2001 weitere
Mitarbeiter
einstellen
können.“
Zwei
Meister
am
Steuer
Meisterkurs für
Fahrzeugbauer
Für Karosserie- und Fahrzeugbauer
startet bei der HwK Koblenz am
29. September ein Meistervor-
bereitungskurs (Koblenz, Teilzeit).
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie: Tel.:
0261/398-400, Fax: -990
Zusammen den Traum vom eigenen Unternehmen verwirklicht
Steckbrief: Fa. G&R, Straßenhaus
Karosserie- und Fahrzeugbau 650 m² Hallenfläche gegründet 1998 3
Mitarbeiter, 1 Lehrling, 1 Umschüler Tel.: 02634/94 07 70
wusst: „Es ist etwas anderes gemein-
sam eine Firma aufzubauen als ge-
meinsam in einer Firma zu arbeiten.
Da muss man auch charakterlich zu-
sammenpassen!“
Rund um Lack und Blech
Angefangen haben die beiden
im Oktober ’98 in einer gro-
ßen Garage in Steimel, die
bald zu klein wurde. Sie fan-
den ein Gelände in ver-
Hat der Meistertitel in
Deutschland Zukunft ?
Der Meistertitel ist eine Qualifikati-
on mit Tradition, die aber aktuell ist
wie nie zuvor. Die Meisterprüfung
trägt dazu bei die anerkannt hohe
Qualität des Handwerks in
Deutschland zu sichern. Viele Ex-
perten aus europäischen Nachbar-
ländern beneiden uns um diese
Qualifikation. Darum arbeiten wir
ständig daran die Inhalte in den
Vorbereitungsmaßnahmen für die
Meisterprüfung zu aktualisieren, sie
an neuestem technischen Knowhow
zu orientieren. Die Meisteraus-
bildung sorgt für fundiertes Wissen
und spiegelt gleichzeitig den Stand
der Technik.
Meister und Handwerk wer-
den oft mit traditioneller
Handarbeit gleichgesetzt. Ein
überholtes Bild?
Handwerk ist modern. Handwerk
nutzt modernste Technologien und
Klartext
bei Meister-
brief und Kammern
Karl-Heinz Scherhag, MdB, Kfz-Mechaniker-
meister und HwK-Präsident im Interview: Sind
Meisterbrief und Handwerkskammern zeitgemäß?
fertigt Hightech-Produkte. So hat
ein Keramikhandwerker gemein-
sam mit dem Forschungsinstitut für
anorganische Werkstoffe in Höhr-
Grenzhausen ein neues, umwelt-
schonendes Brennverfahren entwic-
kelt, das im Bereich des Salz-
brandes völlig neue Möglichkeiten
bietet - weltweit. Im Metallbereich
ist die Nutzung von computerge-
steuerten Bearbeitungsmaschinen
inzwischen Normalität, Orthopädie-
techniker nutzen Lasertechnologie
zur Messung, ein Zimmererbetrieb
hat für seine Maschinen eine Sprach-
steuerung entwickelt. Handwerk
vereinigt Tradition und Hightech.
Was ist das Besondere am
Meistertitel ?
Die Meisterqualifikation verbindet
mehrere Komponenten und bereitet
auf optimale Weise auf die Selb-
ständigkeit vor. Handwerksmeister
sind Meister ihres Faches, die viel-
fältige Kenntnisse erworben haben
und wissen, wie erfolgreich ein
Betrieb gegründet und geführt
werden kann. Daher ist die Über-
lebensrate von Existenzgründungen
im Handwerk wesentlich höher als
in anderen Wirtschaftsbereichen.
Welche Rolle spielt die Hand-
werkskammer Koblenz in
diesem Zusammenhang?
Die Kammer hat als Selbstverwal-
tungsorganisation die Aufgabe der
Förderung des Handwerks: zugun-
sten des Handwerks selbst, aber
auch zugunsten von Wirtschaft und
Gesellschaft in unserer Region. Wir
bieten daher ein umfassendes Bera-
tungsangebot, so für Existenzgrün-
der. Bestehende Betriebe können
u.a. unsere Technologie- oder Wei-
terbildungsangebote nutzen. Und
auch eine alte Forderung der HwK
ist heute Realität: der Hochschulzu-
gang für Meister. Er beinhaltet die
Gleichwertigkeit allgemeiner und
berufliche Bildung. Die Studien-
erfolge von Meistern zeigen die
Berechtigung dieser Feststellung.
Die Äußerungen einiger weniger Kritiker sind nicht neu:
Der Meisterbrief verhindere Existenzgründungen, die
Handwerkskammern seien nach über 100 Jahren nicht
mehr zeitgemäß. So lang es dieseVorwürfe gibt, so oft hat
das Handwerk die passendeAntwort gegeben - mit hand-
festerWirtschaftskraft. In Beschäftigung undAusbildung
nimmt es seit jeher einen Spitzenplatz ein, seine Produk-
te und Dienstleistungen genießen ein hohes Ansehen.
Kein Selbstläufer: Nur mit guter Qualifikation lässt sich
das hohe Qualitätsniveau erreichen und halten. Dabei
spielt der Meisterbrief als Gütesiegel eine Schlüssel-
rolle. Und auch die Handwerkskammern als Selbst-
verwaltungseinrichtungen des Handwerks sind nicht
über 100 Jahre alt, weil sie eigentlich keiner braucht...
Finanzspritze:
Meister-BAföG
Rund 40.800 Männer
und 11.200 Frauen
erhielten im Jahr
2000 Meister-BA-
föG. Der Anteil der
Frauen ist gegen-
über ’99 deutlich
gestiegen. Im
Durchschnitt
wurden pro
Person monat-
lich 1.221 DM
Meister-BafoeG
bewilligt. Infos:
HwK-Meisterakademie,
Tel.: 0261/398-400.
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