Handwerk im Sommer vom 27. Juni 2001 - page 2

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Die Kolumne:
Der Sommer 2001
Der Sommer 2001 bringt nicht nur Sonnen-
schein, wie jetzt schon festzustellen ist.
Schön ist es in der Natur aber allemal. Ich
zähle dabei auch nicht nur die Regentage
oder die Sonnenstunden. Gestatten Sie, ver-
ehrte Leser, ein übertragenes Bild: Mir ge-
hen die nicht so freundlichen oder sonnigen
Konjunkturdaten im Kopf herum: Höhere
Inflationsraten, weniger Neueinstellungen,
geringeresAuftragspolster der Betriebe usw.
Mich beschäftigt aber auch, wie wir mit sol-
chen Zahlen umgehen. Finden Sie nicht
auch, dass wir wieder in eine Schwarzweiß-
Malerei rutschen, ohne die Fakten, so wie
sie sind, aus denAugen zu verlieren?
Es kann kein Zweifel bestehen, dass die
Bauwirtschaft vor strukturellenVeränderun-
gen steht. Nicht nur im östlichen Teil der
Republik, wo es zwischenzeitlich schon zu
vieleWohnungen zu geben scheint, sondern
auch bei uns, wo es nach wie vor einen
Bedarf an vernünftig zugeschnittener, gut
gelegener und finanzierbarer Wohnfläche
gibt. Die konjunkturelle Delle drückt glei-
chermaßen auf den Gewerbebau und andere
Branchen. Hinzu kommt, dass Klein- und
Mittelbetriebe über eine Korrektur der
Ökosteuer hinaus auf eine weitere Korrek-
tur im Steuerbereich warten. Die handwerk-
liche Leistung wird sonst zu teuer.
Es bringt nichts, darüber in ein Dauer-
lamento zu verfallen. Gesucht werden nach
wie vor Fachkräfte von innovativen Firmen,
gesucht werden aufgeschlossene junge Leu-
te für eine Karriere, die mit der Handwerks-
lehre anfängt. Gesucht werden Existenz-
gründer mit Phantasie und Verstand für
Marktchancen von heute und morgen. Die
Kammer berät in allen Lebens- und Berufs-
lagen gerne. Wirtschaftsdaten, die in diesen
Tagen vorgelegt werden, sind saldierte Zah-
len. D. h.: Es werden gegenübergestellt die
„Trotz Ernüchterung im Inter-
netbereich werden wir nicht zu
den Buschtrommeln zurück-
kehren“, so Hauptgeschäftsfüh-
rer Karl-Jürgen Wilbert, beken-
nender Nutzer und Fan von
Laptop, Email, Internet & Co.
Idee und Verantwortung:
Karl-JürgenWilbert
Redaktion: Jörg Diester, Markus Gaida,
Beate Holewa, Janet Kölschtzky, Dr.
LieselotteSauer-Kaulbach
Layout: Jörg Diester
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Caroline Albert
Herausgeber: HwK Koblenz in Verbindung
mit demMittelrhein-VerlagKoblenz
Fotos: HwK Koblenz, FOCUS Fotostudio,
G. Juraschek, Reflexa Sonnenschutz
Anzeigen: Hans Kary (verantwortl.), Rudolf
Speich, Informa, RZ-Anzeigenservice (Tel.:
0261/892-457), 56070 Koblenz
Techn. Herstellung: Druckhaus Koblenz
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Die Zinsen an den internationalen Kapital-
märkten sinken – in den USA und auch im
Euro-Raum. Wie lange noch? Und was be-
deutet das für Hypothekendarlehen der Kon-
sumenten undHandwerkskunden, was für die
Zwischenfinanzierung Kontokorrent des
Handwerkers (finanzielle Überbrückung zwi-
schenAufwendungen für die Auftragsabwick-
lung und Zahlung durch den Kunden)? Ge-
ben die Banken die Zinsentwicklungen an ihre
Kunden weiter? Die Handwerkskammer Ko-
blenz befragte dazu einige Banken im Raum
Koblenz.
Fazit: Baustart jetzt!
Das Fazit kann nur heißen: Wer in naher Zu-
kunft bauen will, sollte jetzt damit anfangen!
Denn im langfristigen Vergleich ist der Zeit-
punkt für die Darlehensaufnahme zum Haus-
bau günstig. Da die Bauhandwerke interessier-
ten Bauherren günstige Komplettangebote bie-
ten, dieAuswahl dabei riesengroß ist und eine
schnelle Auftragsabwicklung – nicht zuletzt
wegen der lahmenden Baukonjunktur - ge-
währleistet wird, ist der Zeitpunkt für die eige-
nen vier Wände supergünstig! Und auch die
staatliche Unterstützung beim Neubau oder
Erwerb von Wohneigentum sowie die Immo-
bilie alsAltersvorsorge sprechen dafür.
Der Tipp: Verhandeln lohnt sich
Auch der Trend für die Kontokorrent-Sätze
zeigt abwärts – gut für mittelständische Unter-
nehmen. Weniger gut: Bisher haben die mei-
stenBanken die Senkung des europäischen Leit-
zinses nicht via Kontokorrent an ihre Kunden
weitergegeben! Der Tipp hier:Verhandeln lohnt
sich, das erwähnen in einem Nebensatz auch
die Banker.
Banken und EZB uneins
Bei der Beurteilung der weiteren Zinsentwick-
lung gehen dieMeinungen der Profis rund ums
Geld auseinander: Die Europäische Zentralbank
EZB will den Zinssatz halten, die meisten be-
fragten Banken erwarten Senkungen. Zwei
Faktoren wurden als bedeutend für die weitere
Zinsentwicklung genannt: Die lahmende Kon-
junktur müsste Senkungen nach sich ziehen,
die Inflationsgefahr Zinsanhebungen. Bei letz-
terem läuten dieAlarmglocken: Wir haben ak-
tuell die höchste Inflationsrate seit der Euro-
Aufzeichnung vor acht Jahren!
Geld noch günstiger zu haben?
So günstig die Rahmenbedingungen für den
Hausbau sind - die Nachfrage nach Ein- und
Mehrfamilienhäusern sinkt. Die Banken ma-
chen einen deutlichen Rückgang bei der Bau-
kreditnachfrage aus, Rückgänge zwischen 10
und 20 Prozent werden genannt. Das deckt sich
mit Berechnungen des Statistischen Landes-
amtes Rheinland-Pfalz in Bad Ems: 2000 gab
es imVergleich zumVorjahr einen Rückgang
bei den Baugenehmigungen und Neubauten
Ein neuer Service der HwK ist online: Hand-
werksbetriebe und Interessierte erhalten ab
sofort kostenlose Informationen rund um das
Handwerk per Email. Mit dem Online-Dienst
wird das Service-Angebot der HwK weiter
ausgebaut, gibt es News zu Aus- und Weiter-
bildung, Betriebswirtschaft, Multimedia,
Förderprogrammen und Innovationen.
elles |
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Poker auf
Niedrigzins?
Topaktuelle Bankenbefragung: Was kosten Kontokorrent und Hypothekenzinsen?
Was empfehlen die Geld-Profis ihren Kunden? Ist der Zeitpunkt zum Bauen günstig?
Top-Thema Geld & Zinsen
günstigeBaukonditionenundKontokorrent
von rund 20 Prozent, die veranschlagte Inve-
stitionssumme für Wohnungsneubauten sank
binnen Jahresfrist von 6,1 auf 5 Milliarden
Mark.
Gründe für den Rückgang sehen die Banken in
der seit längeremanhaltendenNiedrigzinsphase
für Baukredite, Investitionen wurden bereits
getätigt und mit abflauender Konjunktur lässt
die Investitionsbereitschaft erfahrungsgemäß
nach. Außerdem rechnen die meisten Banken
mit einer weiteren Zinssenkung – und damit
könnten auch Baudarlehen noch einmal billi-
ger für den Bauinteressierten zu haben sein.
Eine Erklärung für die momentane Zurückhal-
tung bei der Darlehensaufnahme.
So geht die Dresdner Bank von mehreren klei-
neren Zinssenkungen bis Mitte 2002 aus. Die
aktuellen Zinssätze bei Baudarlehen (effektiv)
und ihre Laufzeit: 5,69 bei 5 Jahren, 6,17 bei
10 Jahren. (15-jährige Darlehen werden über
Deutsche Hypothekenbank vermittelt).
Zinsen fallen, Kontokorrent stabil
Einen Abwärtstrend der Zinssätze und damit
günstigeKonditionen bei der Finanzierung sieht
auch die Sparkasse Koblenz. Auch hier geht
man von einer weiteren Zinssenkung aus – bis
zum Jahresende sind 0,25 Prozent möglich. Das
soll sich auf die Kontokorrentzinsen auswir-
ken – sie werden dann fallen. Die bisherige
Zinssenkung der EZB hatte dagegen keineWir-
kung, die Sätze liegen stabil bei 12,25 Prozent
für Privatkunden und 11,75 Prozent für Ge-
schäftskunden. Auch im langfristigen Bereich
– hier wirkt die Konjunkturdelle – werden die
Zinsen fallen. Gut für die private Baufinanzie-
rung. Die Inflationsrate als Störfeuer dieser
Entwicklung werde, so die Banker, schon bald
wieder fallen. Die aktuellen Zinssätze bei Bau-
darlehen (effektiv) und ihre Laufzeit: 5,65 bei
5 Jahren, 5,98 bei 10 Jahren, 6,03 Prozent bei
15 Jahren inVerbindung mit einer Lebensver-
sicherung.
Banken lassen mit sich handeln!
Ähnlich positiv äußert sich dieVolksbankMit-
telrhein und geht von einer weiteren EZB-Zins-
senkung in den nächstenWochen aus. Das wird
an die Kundenweitergegeben, die Zinsstruktur-
kurve im gesamten Verlauf (1-10 Jahre) um
0,25 bis 0,3 Prozent reduziert. Und auch im
Kontokorrent-Bereich würde sich die Situati-
on entspannen: Hier liegt der gewerbliche Zins-
satz bei 12 Prozent, Sondervereinbarungen sind
möglich, die Banken lassen mit sich handeln.
Und hier macht sich die EZB-Entscheidung
bereits bemerkbar, ist der Zins-Spielraum um
mehr als 0,5 Prozent gesenkt worden.
Bank-Tipp: zweites Halbjahr 2001
Etwas anders beurteilen Nassauische Sparkas-
se und Commerzbank die Zinsentwicklung –
die Commerzbank geht von einer Anhebung
um 0,25 bis 0,5 Prozent bis Ende 2002 aus.
Der Grund sei die hohe Inflationsgefahr. Eine
Entwicklung, die zu Lasten des Kontokurrent
der Unternehmen gehen würde, die sich an den
kurzfristigen Zinsen orientieren. Weniger da-
von beeinträchtigt seien die Bauzinsen als Dar-
lehenmit längerer Laufzeit: Leitzinsen sind nicht
mit langfristigenKapitalmarktzinsen vergleich-
bar. Einen günstigen Zeitpunkt für die Darle-
hensaufnahme erkennt die Bank in der zweiten
Jahreshälfte 2001. Die aktuellen Zinssätze bei
Baudarlehen (effektiv) und ihre Laufzeit: 6,01
bei 5 Jahren, 6,38 bei 10 Jahren. (15-jährige
Darlehen werden nicht direkt abgewickelt).
Wenig Raum für Zinssenkungen
Auch die Nassauische Sparkasse sieht wenig
Raum für Zinssenkungen: Bis Jahresende 2001
werde der Satz stabil bleiben, dann leicht stei-
gen. Im langfristigen Vergleich aber werden
die Darlehenszinsen als sehr günstig bewertet.
Wie auch bei vielen anderen Banken hatte die
EZB-Zinssenkung vor wenigenWochen keine
Auswirkungen auf den Kontokorrent (12,5 %
gewerblich) – sollten die Leitzinsen im Euro-
Raumweiter fallen, würde dies an die Kunden
weitergegeben. Die aktuellenZinssätze bei Bau-
darlehen (effektiv) und ihre Laufzeit: 5,48 bei
5 Jahren, 6,01 bei 10 Jahren.
Aktuelle Bauzinsen bereits gefallen
Einen starken Rückgang der Nachfrage bei
Baudarlehen macht auch die SEB Bank aus.
Das allgemeine Zinsniveau, so die Bank, wer-
de auch in den kommenden Monaten relativ
konstant bleiben, die Bauzinsen wurden aktu-
ell leicht gesenkt. Gute Zeiten also für die Er-
weiterung des finanziellen Spielraums beim
Hausbau. Die aktuellen Zinssätze bei Bau-
darlehen (effektiv) und ihre Laufzeit: 5,75 bei
5 Jahren, 6,12 bei 10 Jahren, 6,45 bei 15 Jah-
ren.
Zins-Zahlen & Trends
Hypotheken- und Dispozinsen
Die aktuellen Hypothekenzinsen liegen
momentan im Durchschnitt bei 5,55 Pro-
zent (5 Jahre Laufzeit) und 5,90 Prozent
(10 Jahre Laufzeit). Der nominale Jahres-
zins für Dispokredite beläuft sich aktuell
auf 11,79 Prozent. Die Bankenbefragung
ergab, dass die Zinssätze bis Jahresende
stabil bleiben, eher fallen als steigen.
weniger guten Betriebsergebnisse den Be-
trieben, die derzeit die Konjunktur stärker
vorantreiben. Und diese sind in der Mehr-
zahl. Zuversicht ist daher angesagt bei den
Kunden des Handwerks. Wer lamentiert,
schreibt keine schwarzen Zahlen und wer
als Kunde des Handwerks zu lange zögert,
büßt ein Stück Lebensfreude ein, wenn er
fälligeAufträge zu lange zurückhält.
Zur Szene im Sommer 2001 passt dann
auch, was die Zeitungen über die Börsen-
einbrüche auf dem Computer- und
Softwaresektor und die Ernüchterung in
Sachen Internet berichten. Die universale
Vernetzung geht doch etwas langsamer, als
noch vor Jahresfrist erwartet. Nicht jeder
will auf Kommando sein Leben per Maus-
klick neu gestalten - so faszinierend das
Surfen im Internet auch sein mag. Aus der
aktuellen Ernüchterung in der schönen neu-
en Internetwelt den Schluss zu ziehen, wie
würden zu den Buschtrommeln zurückkeh-
ren, wäre fatal. Es wird in nächster Zeit auf
der Datenautobahn nur überlegter gefahren.
Auch hier ist Zuversicht angesagt. Kreative
Köpfe mit Geschäftssinn, guter Ausbildung
und Ausdauer haben eine gute Zukunft vor
sich. Im Handwerk und anderswo.
Und nun, verehrte Leser, lassen Sie sich
einfangen von dem, was „Handwerk im
Sommer“ für Sie bereit hält: Virtuell und
ganz real.
Ihr
Karl-JürgenWilbert
1 3,4,5,6,7,8,9,10,11,...12
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