Handwerk Special Nr. 248 vom 06.11.2024

Erst Flut, dann Feuer, nun wieder Alltag? Alfons Balter ist Kfz-Mechanikermeister, 54 Jahre alt. Vor 17 Jahren hat er sich selbstständig gemacht, zunächst mit Sitz in Niederadenau in der Eifel. Dann zog er 2015 ins sieben Kilometer entfernte Hönningen, fand hier im Gewerbegebiet ideale Voraussetzungen für einen neuen Betriebsstandort. Als gebürtiger Eifelaner wusste er um die Landschaft und ihre Eigenarten. Dass die Ahr nur 80 Meter entfernt von seinem Werktor dahinfließt, war weder besorgniserregend noch mit extremen Risiken verbunden. Beim Hochwasser 2016 – die Werkstatt konnte gerade auf ihr einjähriges Bestehen in Hönningen zurückschauen – blieb alles trocken und der Standort schien sicher. Doch das Extremhochwasser im Juli 2021 erreichte auch die Werkstatt von Alfons Balter und flutete die gesamte Einrichtungbis auf 1,30MeterHöhe. „Der Tresen am Empfang war der Pegelstand“, berichtet der Chef von insgesamt zehn Mitarbeitern, darunter drei Lehrlinge. „Karosseriearbeiten, Lackierung, Unfallbeseitigung undKfz-Technikwaren unser Angebot – alles aus einer Hand. Damit waren wir auf Erfolgskurs.“ Den Großteil der Werkstatteinrichtung musste Balter nach dem Hochwasser entsorgen. „Die Solidarität war enorm und wie erhielten viele Hilfsangebote, auch im Sinne einer bevorzugtenLieferungneuerAnlagenund Maschinen.“Mit unerschöpflicherEnergie und Enthusiasmus war der Kfz-Betrieb nach vier Wochen wieder am Laufen – „größtenteils, denn einige Dinge wollten wirmit dengemachtenErfahrungenanders einrichten, doch der Papierkram an Genehmigungen war unerschöpflich.“ Eine Kehrseite des Neuanfangs, denn „schnell und unbürokratisch“ waren einige Dinge nur in der Theorie. Am 12. August 2024 wirft der nächste Schicksalsschlag den Betrieb zurück. Nach einem Kurzschluss an einer Radladerbatterie, so werden die Ermittler später herausfinden, entzündet sicheinFeuer, das auf den Kfz-BetriebundeinbenachbartesUnternehmenübergreift.Über150Feuerwehrmänner sind im Einsatz und die Löscharbeiten dauern Stunden an. Fast 1.000 Grad lassen dicke Stahlträger der Hallenkonstruktion umbiegen wie Büroklammern. Innerhalb von drei Jahren zwei Schicksalsschläge – wie verkraftet man das? „Es gibt Tage, da willst Du hinwerfen“, bekennt Balter ganz offen, dessen zwei Söhne als Kfz-Techniker ebenfalls im Bilder oben: Von vorne sieht alles normal aus, doch ein Blick hinter die Kfz-Halle verrät das Ausmaß der Schäden nach dem Großbrand im August 2024. Kontakt: Kfz-Meisterbetrieb Alfons Balter Tel. 02643 9033 435 www.alfons-balter. de 16 Stehaufmentalität: Innerhalb von drei Jahren ist der Kfz-Betrieb von Alfons Balter (rechts; im Bild mit den Söhnen Nils und Dominic) zwei Mal stark beschädigt worden. Nun versucht das Familienunternehmen, wieder Richtung Normalität einzubiegen. Betrieb arbeiten. In kleinen Schritten geht es nun weiter, „eine Langzeitplanung hast Du nicht mehr.“ Auch wenn die Versicherung schnell und solide reguliert hat, so sind die Sanierungs- und Reparaturarbeiten eine Mammutauf- gabe. „Beim Wasser konnten wir vieles selber machen, bei der Schadensbeseitigung des Brandes nicht.“ Hier heißt es warten und geduldig sein. Irgendwann in nächster Zeit wird das gesamte Dach ausgewechselt. Dann kommt der Winter und es wird auch ein Temperaturpoker. „Richtig heizen können wir nicht.“ Dabei gibt es genug zu tun und die Auftragslage ist gut, denn auch nach dem Brand läuft der Werkstattbetrieb wieder auf vollen Touren. „Doch Alltag ist das noch lange nicht für uns, auch wenn auf die Kunden vieles schon wieder normal wirkt.“ Bleibt zu hoffen, dass die Unternehmensgeschichte fortgeschrieben wird. Mit Nils (24) und Dominic (27) Balter wären da auch zwei potentielle Nachfolger, aber soweit denkt Vater Alfons momentan ganz und gar nicht. „Das ist ein langer Weg der kleinen Schritte!“ Und einer, der Energie und Stehvermögen voraussetzt. Trotzdem ist es auch eine Mutmachergeschichte aus dem Ahrtal. Denn Aufgeben war bisher keine Option.

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