Die Faszination am Leben und Wirken der Hildegard von Bingen ist bis heute ungebrochen. Äbtissin, Theologin, Natur- und Heilkundlerin, Dichterin – ein Leben, das sie imNaheland verbrachte. Bis heute ist sie bekannt für ihre heilenden Rezepturen aus der Pflanzenheilkunde.1098 als zehntes Kind adeliger Eltern geboren – wahrscheinlich in Niederhosenbach bei Herrstein – fand sie bereits im Kindesalter den Weg ins Kloster Disibodenberg. Freiwillig? In dieser Zeit war es durchaus üblich, dass Adelige ein Kind zur kirchlichen Erziehung in ein Kloster gaben. Unter den Fittichen ihrer Lehrerin Jutta von Sponheim wuchs eine Persönlichkeit heran, deren Strahlkraft bis heute währt. Aber auch als Magistra der Frauenklause auf dem Disibodenberg musste man sich den meisten Anordnungen des Abt/Prior unterordnen. Eine Zeit, in der in unseren Breiten die Wörter Frauenrechte und Gleichberechtigung noch keinerlei Bedeutung hatten. Die Lösung brachten der Benediktinerin ihre seherischenFähigkeiten, ihre Visionen – sie selbst sah sich als die „Posaune Gottes“. Das öffnete ihr den Zugang zu den Mächtigen jener Zeit wie FriedrichBarbarossaoder denPäpsten. Sie verfasste Bücher und berührte Themen, für die andere auf dem Scheiterhaufen gelandet wären. Ihr hingegen wurde die Gründung eines eigenen Frauenklosters auf dem Rupertsberg (Bingen) gestattet. Eine Klosterfrau – mit dem besonderen Gefühl für ein richtig gutes Marketing. Ein wahres Naturidyll ist dieses Naheland. Nach so manch schweißtreibendem Aufstieg führt uns die Beschilderung geradewegs ins lebendige mittelalterliche Herrstein.Tatsächlichbegibtmansichhier, angesichtsder grandiosenFachwerkidylle, auf eine Zeitreise. Verwunschene kleine gepflasterte Gässchen, ein Uhrturm, die Kirche und der Schinderhannesturm untermalen den Charme dieses Ortes. Und kulinarisch? Da empfehlen wir zum Abschluss der Etappe den Besuch in der Zehntscheune. Denn hier gibt es die besten „gefillte Klees“ in der Region. Mit geröstetem Brot, Hackfleisch, Speck und Lauch gefüllte Klöße in einer deftigen Specksauce. Dazu ein frisches Pils aus der Region–köstlich!Der perfekteAbschluss einer Etappe auf dem Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg ... Herrstein und die Denkmalpflege Nach intensiven Umbauarbeiten eröffnete die Handwerkskammer (HwK) Koblenz 1998 in einem alten Herrsteiner Fachwerkbau ihr Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege. Das Zentrum ist Beratungs- und Bildungszentrum für die Meisterausbildung sowie für Weiterbildung mit den Schwerpunkten Denkmalpflege, Restaurierung, Lehmbau. Hier finden außerdem Vorträge, Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege, Schloßweg 4-6, 55756 Herrstein, Tel. 06785/ 9731-0 Foto: Klaus Herzmann Foto: Klaus Herzmann Herrstein mit dem HwK-Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege (rechts). Das hat Tradition: Bergbau und Spießbraten aus der Region Idar-Oberstein können auf eine lange Vergangenheit verweisen, hier kombiniert in der Zubereitung von Spießbraten in einem umgebauten Erzförderwagen. 17
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