Handwerk Special Nr. 240 vom 22.10.2022

„Wir haben einen Plan!“ „Auf keinen Fall darf man den Fehler machen, mich wegen meiner Größe oder weil ich eine Frau bin, zu unterschätzen“, schließt Henriette Soos (großes Bild oben) diebegeisterteBeschreibung ihrerZukunftspläne. Davon hat sie nämlich gleich zwei. Doch von Anfang an: Im Mai schloss die 20-Jährige zunächst eine Ausbildung als Bauzeichnerin ab – und ergatterte nicht nur als Abschlussnote eine Eins, sondern auch einWeiterbildungsstipendium. Bevor sie mit diesem ein Studium startet, will sie nun das theoretisch Gelernte praktisch umsetzen können und startet ebenfalls als Quereinsteigerin (sieheArtikel Seite 6) eine Ausbildung als Zimmerin. „Ich war immer fasziniert, wenn ich auf Baustellen gekommen bin und das, was ich selbst gezeichnet hatte, stand einen Monat später in echt da“, erzählt sie. „Mir war klar, dass ich unbedingt lernenmöchte, meine eigenen Ideen selbst umsetzen zu können.“ Und danach? Nachdem sie das Vorgehenauf demBau inall seinenFacetten kennengelernt hat, möchte sie entweder ein Architekturstudium oder eine Karriere als Bauleiterin starten. Auch Lena Hardt (großes Bild oben) hat klare Ziele: Nach ihrem Abitur startete sie ein Studium im Immobilienmanagement, mitten in der Coronapandemie. „Das trockene Online-Lernen war leider gar nichts für mich“, erzählt die 19-Jährige. Was hingegen genau ihr Fall ist, wurde ihr bei der Fluthilfe im Ahrtal klar: Täglich packte sie dort tatkräftigmit an.Durchdiese ErfahrungrealisiertesienachsechsMonaten Ahrtal-Einsatz: Ich möchte handwerklich arbeiten. Ihr Studiumwar dabei keinesfalls umsonst. In der Zukunft könnte sie sich nämlich vorstellen, sogenanntes „House flipping“ zu betreiben: Bei dieser immer populärer werdenden Methode werden alte Häuser gekauft, renoviert und mit Gewinn weiterverkauft. Handwerkliches Geschick ist dabei mindestens genauso wichtig, wie das Gespür für Immobilien und Unternehmergeist. Meisterklasse auf der Zielgeraden 21 Tischler in der Ausbildungshalle der HwK: noch wissen sie nicht, ob das Meisterstück auch wirklich meisterhafte Ansprüche erfüllt. Mit dem Aufbauen der Prüfungsstücke wächst die Spannung, denn zwei Tage lang wird nun akribisch abgenommen, was in den Wochen zuvor in reiner Handarbeit entstand. In der Anfertigung eines Meisterstücks vereint sich mehr, als nur fachliches Können. Von der Gestaltung über die Funktionalität, dieAuswahl desHolzesundeinegründliche Verarbeitung spiegeln sich auch persönliche Neigungen der angehendenTischlermeister in dieserArbeit wider: Es sind Gebrauchsgegenstände, die über die Meisterprüfung hinaus imLebenderHandwerker eineRolle spielenwerden – und die sie beim Begegnen damit auch immer wieder erinnern an den Meisterkurs und die Prüfung. In vielen Fällen begleitet diese Arbeit die Meister ein Leben lang. 07 Lena Hardt Dass das traditionelle Zimmererhandwerk heutzutage Grundlage für verschiedenste moderne Berufsrichtungen sein kann, zeigen die Zukunftspläne dieser zwei jungen Frauen.

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