Handwerk Special Nr. 240 vom 22.10.2022

Kein Witz! Denn die drei haben tatsächlich eine große Gemeinsamkeit. Zusammenmit 17 anderen Menschen starten sie alsQuereinsteiger ihre Ausbildung zum Zimmerer. Das Prinzip dahinter ist simpel. Menschen mit Abitur oder einer abgeschlossenen Berufsbildung in einem ähnlichen Bereich haben die Möglichkeit, direkt in das zweite Ausbildungsjahr zu starten. Die Lehrzeit bis zum Gesellenbrief verkürzt sich damit auf zwei Jahre. „Das Modell spricht Menschen mit den unterschiedlichsten Motivationen und Vorgeschichten an“, erzählt Fachbereichskoordinator Thomas Rönn, bei der Handwerkskammer (HwK) Koblenz Ausbildungsmeister. „Vor allem das Zimmereihandwerk erfreut sich großer Beliebtheit bei Quereinsteigern. Aber wem ist das zu verübeln, schon Jesus war Zimmermann“, ergänzt er lachend. Ob das auch Grund für Christopher Sanders war, sich für dieses Handwerk zu entscheiden? Immerhin liegen hinter dem 42-Jährigen nicht nur Berufserfahrungen in verschiedenen Bereichen und ein Studium derLiteraturgeschichteundderPhilosophie, sondern auch eines der katholischen Theologie. Den Weg zum Handwerk wählte er aus mehreren Gründen. „Zum einen finde ich es unglaublich schön, gebraucht zu werden. Handwerker sind Mangelware. Aufträge warten an allen Ecken. Ich gründe außerdem eine Familie und mit dem Beruf als Zimmerer habe ich eine sehr solide Grundlage. Ich mag die Vorstellung, mein eigenes Haus mitzurenovieren und unser Leben zugestalten“, erzählt Sanders.Abgesehen von diesen eher praktischenGründen schätzt er am Handwerk die Geradlinigkeit und Konstruktivität beim Arbeiten, sowie die Freiheit, kreativ zu sein. Christopher Sanders ist nicht der Einzige mit ungewöhnlicher Vorgeschichte. Hinter dem 26-jährigen Leonard Klinge liegen bereits sechs Jahre Ausbildung und Berufserfahrung als Polizist. Als er irgendwann merkte, dass dieser Beruf ihn nicht dauerhaft glücklich machen wird, suchte er nach einer Alternative: „Das Handwerk begeistert mich, da ich am Abend sehen kann, was ich geschaffen habe“, schwärmt er. AmQuereinsteigermodell überzeugt ihn auchdieMöglichkeit, nachvergleichsweise kurzer Zeit einen Abschluss in der Hand zu halten. Und wer fehlt noch imBunde? Tabea Klein hat im Vergleich zu ihren Mitauszubildenden einen relativ kurzen Lebenslauf. Erst in diesem Frühling absolvierte sie ihr Abitur. Im Gegenzug zu vielen ihrer Freunde entschied sie sich für eine Ausbildung als Zimmerin und tritt damit in die Fußstapfen ihres großen Bruders und ihres Vaters: „Genau das finde ich aber so toll an diesem Beruf: Ich kann eine Tradition leben, habe aber trotzdem die Möglichkeit, auf meine eigene Art Dinge umzusetzen“, erzählt die 19-Jährige. Man erkennt also: Der Spaß kommt bei den Dreien dann doch nicht zu kurz, sondern ist hoffentlich auch weiterhin ständiger Begleitung ihrer Ausbildung. Nummer 1 im Land: Zimmerer Felix Felix Birk aus Nistertal (Westerwaldkreis) konnte sich im Landesentscheid des Zimmerernachwuchses durchsetzen und ist nun die Nummer 1 in Rheinland-Pfalz. Ausgebildet wurde der 21-Jährige nach Abschluss des Abiturs in der Zimmerei von Martin Leyendecker in Nistertal. Das Familienunternehmen ist auf alle Arbeiten rund ums Dach spezialisiert, was Zimmerer- wie auch Bedachungsarbeiten einschließt – ideale Voraussetzungen offensichtlich für Felix als „Trainingsplatz“ in der Ausbildung. Mit dem erlangtenWissen vertritt er nun Rheinland-Pfalz beim Bundesfinale. Foto: Klaus Herzmann 06 Was haben ein Polizist, ein Theologe und eine Abiturientin gemeinsam? Diese Frage könnte der Anfang eines Witzes sein, ist es aber nicht. Erlernen alle das Zimmererhandwerk und bringen teils doch sehr ungewöhnliche Vorgeschichten mit. Christopher Sanders. Leonard Klinge. Tabea Klein.

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