Handwerk Special Nr. 236 vom 11.09.2021

Erfolgsstory: Über die Ausbildung den Traumjob gefunden Nr. 236 11. September 2021 www.handwerk-special.de 10 Außergewöhnlich, und doch so normal ... Der Weg über den Parkplatz verrät etwas über den Kundenkreis, denn die Auto- kennzeichen tragen viele Kürzel, etliche sind gelb mit schwarzen Buchstaben. Zell an der Mosel und sein Globus sind ein Publikumsmagnet. Einer, der diese riesige Einkaufswelt mit ihren vielen kleinen Zahnrädchen mit am Laufen hält, ist Andreas Justen. Der 20-Jährige hat jüngst denBerufsabschluss zum „Kaufmann für Büromanagement“ geschafft und ist nun Sacharbeiter in der Globus-Verwaltung,organisiertaußerdem die Vorbereitung von Besprechungen in denSitzungsräumen,dieProduktrückläufe von Kunden oder hilft an der Kasse aus. Er ist besonders viel dort im Einsatz, wo imAlltag keinKunde hinkommt: auch die Verwaltungdes 350Mitarbeiter zählenden Marktes ist riesig. EineWelt für sich, „Zu- tritt nur für Mitarbeiter“. Andreas Justen ist einer aus diesem Team und wenn ihm die Kollegen auf den Fluren entgegen- kommen, gibt es schon von weither einen freundlichenGruß. KeineFrage: der junge Mann mit Apert-Syndrom ist beliebt. Apert – was manche als gesundheitliches Handicap wahrnehmen mögen, ist für Andreas Justen ein ganz normaler Teil seines Lebens. Selbst in der Wissenschaft herrscht kein Konsens in der Frage, ob es als Krankheit oder als eine Normvariante der menschlichen Informationsverarbei- tung eingestuft werden sollte. Sieht man auf die Biografie von Andreas Justen, liest sie sich wie die anderer Jugendli- cher in seinem Alter: Grundschule, dann die mittlere Reife, der eine dreijährige Berufsausbildung folgte. Mit 20 Jahren kann er an Schule und Ausbildung einen Haken machen. Seinen Job liebt er und geht voll in den gestellten Aufgaben auf. „Jeder Tag ist anders mit ständig neuen Kunden und neuen Herausforderungen. Diese Abwechslung macht wirklich viel Spaß“ Wenn er über die Globus-Welt erzählt, merkt man schnell: hier kennt er sich aus, hier ist er – nicht nur beruflich – zu Hause. Auf seinem Weg dorthin wurde er durch die Handwerkskammer (HwK) Koblenz begleitet. In der Mosel-Akademie in Cochem absolvierte Andreas Justen eine „Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE)“. „Die Ausbildung besteht aus dendreiBereichenbetriebliche AusbildungimKooperationsbetrieb,schu- lische Ausbildung in der Berufsbildenden Schule und dem Förder- und Stützunter- richt bei uns. Der Stützunterricht wird individuell an die Bedarfe angepasst und besteht vorrangig ausNachhilfeangeboten in den prüfungsrelevanten Schulfächern. Der Förderunterricht beinhaltet, je nach Bedarf, sozialpädagogische Unterstüt- zungsangebote mit dem Ziel, einen erfolgreichen Abschluss der Ausbildung sicherzustellen“,erklärtJeannetteEmmel, Sozialpädagogin in derMosel-Akademie. Sie hat Andreas Justen im Rahmen der BaE gut kennengelernt „und er hat sich da wirklich richtig reingekniet und zeigte den Willen, die Ausbildung zu schaffen“. Was geklappt hat. Doch der 20-jährige Kaufmann sieht bereits nach vorn undwill weiter an sich arbeiten. Die Verwaltung bietet Karrierechancen – und die will er nutzen. Kontakt: Mosel-Akademie Cochem Tel. 02671/ 91694-0 Erfolgreiche Integration In sechs Jahren schafft es Ali Khavari vom Flüchtling zur ausgebildeten Fachkraft im Fleischerhandwerk. Ali Khavari schaut mit seinen 26 Jahren bereits auf ein bewegtes Leben zurück. 2015 kam er als Flüchtling aus Afghanistan nach Deutschland in eine fremde Kultur mit einer fremden Sprache. Sechs Jahre später hält er nun voller Stolz seinen Gesellenbrief im Fleischerhandwerk in Händen. Während einer Public-Viewing-Veranstal- tung lernte er 2016 Fleischermeister Christopher Bein kennen, der in Linkenbach gemeinsam mit seinem Vater die Landmetzgerei Bodo Bein + Sohn führt. „Er hat mich gefragt, ob er mal zu uns kommen kann. Bei uns ist jeder willkommen, der sich für den Beruf interessiert“, erinnert sich Christopher Bein. Gemeinsam mit der HwK-Aus- bildungsberatung wird 2018 ein Ausbildungsverhältnis vermittelt, das nun im Gesellenbrief mündet. Herzlichen Glückwunsch! Das Einkaufszentrum ist so groß wie drei Fußballfelder und führt 80.000 Produkte. Hier arbeitet der 20-jährige Andreas Justen als Kaufmann.

RkJQdWJsaXNoZXIy NzU4Mzk=