Handwerk Special Nr. 225 vom 08.12.2018

So wird Schmuck gedruckt Brigitte Müller ist leiden- schaftlich kreativ und hat ein Gespür für das Beson- dere. Seit 40 Jahren be- schäftigt sie sich mit dem Thema Gestaltung von Schmuck. 2015 erfüllte sie sich Ihren Traum und gründete ein Gold- und Silberschmiedeunterneh- men in Wölmersen, im Westerwald. Brigitte Müller aus Wömersen realisiert Designs mit 3D-Technik Echte Goldstücke Zu Besuch bei Yvonne Gerz in Sayn Kreatives Kunsthandwerk / Neue Technologien im Atelier Nr. 225 8. Dezember 2018 www.handwerk-special.de 4 Neben ihremWohnhaus richtete sie in einem separaten Gebäude einen Verkaufsraum mit Werk- statt ein. Eine Gold- und Silber- schmiedinstehtihrzurSeite.Das angegliederte gemmologische Labor ist Arbeitsplatz von Tochter Eva, eine ausgebildete Gemmologin. Die Betriebsbe- ratung der Handwerkskammer Koblenz stand ihr unter anderem beim Einrichten des Arbeits- platzes für die Goldschmiedin und arbeitsrechtlichen Fragen hilfreich zur Seite. Brigitte Müller stellt sich nach einer Zeit der Ideenfindung, des Planens und Ausprobierens mit ihrem eigenen Schmuckdesign vor. Dabei unterscheidet sie sich vomtraditionellenGold-undSil- berschmiedehandwerk dadurch, dass sie ihr Design im3D-Druck realisiert.„Das3D-Druckverfah- ren eröffnet Möglichkeiten, bei denen ein herkömmliches Guss- verfahrenanseineGrenzenstößt, beispielsweise aufwendige, verschachtelte Hohlstrukturen. Stützmaterial und Restpulver gehenindieWiederverwertung“, erklärt sie. Mit dem innovativem 3D- Druck-Werkzeug entstehen in Wölmersen außergewöhnlich filigrane, dreidimensionale Gebilde, die in dieser Weise in Handarbeit nicht hergestellt werden können. Die Kollekti- onenvonBrigitteMüllerwerden von feinen Gitterstrukturen bestimmt. Sie erinnert an die zeitloseEisen-Stahl-Architektur derGründerzeit.Dabeiverbindet sich Geometrie und Symmetrie mitLeichtigkeitundTransparenz zu einem wundervollen Zusam- menspiel. Bei der Umsetzung ihrer Ideen wird Sie von ihren Familienmit- Deingold, Wölmersen Gegr. 2015 | 2 Mitarbeiter | Goldschmiedearbeiten, Zertifikate für Steine | Tel. 02681/ 982 43 55 | www.deingold.de. gliedern unterstützt. So arbeitet sie Hand in Hand mit Ehemann Heinrich und Sohn David, die ihre Designideen praktisch um- setzen. Am Anfang steht immer die 3D-Zeichnung. In vielen Gesprächen und begleitet von Versuchen werden die Formen im 3D-Druck immer weiter ent- wickelt unddas technischMach- bare ausgelotet. Die Schmuck- stücke wachsen schichtweise durchdieLaserverarbeitungvon feinstem Edelmetallpulver. Ein Kilogramm „Goldpulver“ wird für die kleinste Form benötigt. Aktuell kann die Unterneh- merin auf sechs Kollektionen verweisen, die die klangvollen Namen Frauenmantel, Jasmin, Parabel, Pyramide, Struktur und Labyrinthtragen.„Der3D-Druck verleiht meiner Kreativität Flü- gel“ freut sie sich. 2020 möchte sie ihreKollektion auf der Inhor- genta in München präsenteren Ihr Wunsch ist es, ihr Label „deingold“ zu etablierenundmit ihren Eigendesigns Juweliere in der ganzenWelt zubeliefern. Sie setzt dabei auf den Einsatz eines 3D-Druckers, der im Gold- und Silberschmiedehandwerk bis- lang kaum zu finden ist. Brigitte Müller und Ehemann Heinrich beim Entwurf des Schmucks am Computer. „Ich habe Schritt für Schritt meinen Traum verwirk- licht“, freut sich Yvonne Gerz aus Bendorf-Sayn. Da, wo vor einigen Jahrzehnten laut Ortschronik mit Kohle gehandelt wurde, entstehen jetzt in dem denkmal- geschütztem Haus Goldstücke. Die 36-jährige Gold- schmiedemeisterin hat mit viel Liebe zum Detail ihr AtelierG eingerichtet. „Das G steht für Gerz, für Gold aber auch für Gemeinsamkeit“, erklärt sie. Und genau hier sieht sie die Besonderheit für ihr Existenzgründungskonzept. Im Rahmen von Kursen möchte sie Kunden an sechs Werkplätzen die Möglichkeit geben, selbst gestalterisch tätig zu werden. Sowohl Trau- als auch Taufringe oder andere individuelle Schmuckstücke können dann unter ihrer fachmännischen Anleitung selbst angefertigt werden. Fertige mit deinem Kind das Kommunionkreuz, heißt eine Aktion, die die Mutter eines sechsjährigen Sohnes und einer vier Jahre alten Tochter aktuell anbietet. Die junge Mutter und Handwerksmeis- terin ist überzeugt, das kommt an. Das Erlebnis mit schwarzen Fingern bis zum glänzenden Schmuckstück! Steckbrief: AtelierG, Bendorf-Sayn Gegr. 2018 | 1 Mitarbeiter | Anfertigung, Reparatur, Umarbei- tung, Werkstattplätze | Tel. 02622/ 975 52 27 | www.atelierG.de „Alles was ich beruflich getan habe, lief auf die Selbstständig- keit hinaus“, schaut sie zurück. Nach der Lehre absolvierte sie eine Weiterbildung zur Gemmologin und Diamantgutachterin. „Ich wollte die Materialien, mit denen ich arbeite, besser ein- schätzen können.“ Die Qualifizierung zum Betriebswirt des Handwerks bei der Handwerkskammer (HwK) Koblenz schloss sich an. Die berufliche Krönung sieht sie im Erwerb des Mei- sterbriefes bei der HwK Koblenz im Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege in Herrstein. „Der Meisterbrief gehört für mich zum Handwerk. Er ist die Krönung und ich bin stolz, Mei- sterin zu sein“, betont Yvonne Gerz. Vor ihrer Existenzgründung konsultierte sie die HwK-Betriebsberatung. Ich bin dort schon bekannt“, lacht sie und ist dankbar für die wertvollen Tipps, die sie erhalten hat. Ihren Schmuck beschreibt Yvonne Gerz selbst als geradlinig, ehrlich, sauber. Der Kunde bekommt ihre Meisterleistung zum fairen Preis. Mit ihm gemeinsam bespricht sie Herstellung und Umarbeitungen. Da schließt sich der Kreis mit dem G als Be- standteil des Namens ihres Ateliers. „Vielleicht ist ein von mir ausgebildeter Lehrling mein Mitar- beiter“, antwortet sie auf die Frage, wo sie sich in fünf Jahren sieht. Erst einmal soll sich ihr Werkstattkonzept mit den Kursen herumsprechen. Im umfangreichen Serviceangebot mit mehreren Standbeinen sieht sie eine gute Basis für ihren Start als selbst- ständige Handwerksmeisterin. Yvonne Gerz in ihrem AtelierG in Bendorf-Sayn. Foto: privat Fotos: privat

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