Handwerk Special Nr. 168 vom 23. März 2013 - page 3

International gelobt: Ausbildungsprojekt der HwK Koblenz
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Nr. 168
23. März 2013
Spanier willkommen!
„Wir wissen, dass der
Umzug nach Deutschland
für Sie nicht nur beruflich
eine große Herausfor-
derung darstellt, und
werden Sie nach Kräften
dabei unterstützen, sich
bei uns einzuleben und
in die Gesellschaft zu
integrieren“, begrüßte
Werner Wittlich, Präsident
der Handwerkskammer
(HwK) Koblenz, 17 junge
Leute aus Spanien, die
jüngst ein Praktikum in
Handwerksbetrieben aus
dem Kammerbezirk absol-
vierten.
In Anwesenheit von Eveline
Lemke, Ministerin für Wirt-
schaft,Klimaschutz,Energieund
LandesplanungRheinland-Pfalz,
Angel Gonzalez Maeztu, Leiter
der Beratungsstelle der spa-
nischen Botschaft in Frankfurt,
Vertretern der Ausbildungsbe-
triebe und zahlreichen Gästen
aus Politik undWirtschaft trafen
sie sich jetzt im Zentrum für Er-
nährung und Gesundheit (ZEG)
der HwK Koblenz zu einem
ersten Erfahrungsaustausch.
(Fortsetzung auf Seite 5)
Deutsch-spanisches Ausbildungsprojekt: Praktikum in Betrieben
Nachgefragt
Erste spanische Lehrlinge
Vom Sägeblatt über den Schneidbrenner
zum Laser, von der Pferdekutsche zum
Formel 1-Rennwagen ... das Handwerk
hat in seiner Entwicklung viele Prozesse
erlebt, begleitet und geprägt. Das schließt
Ver- und Bearbeitungsverfahren, Gestal-
tung und Präsentationsformen ein, wie
auch Aus- und Weiterbildung. Dabei
standen immer die Herausforderungen,
Ansprüche und Möglichkeiten der jewei-
ligen Zeit im Mittelpunkt – auch bei der
Ausbildung Jugendlicher. Nun bricht mit
den ersten Lehrlingen aus Spanien im
Wirtschaftsraum Koblenz eine neue Zeit
an,aufdieHwK-PräsidentWernerWittlich
im Interview eingeht.
Herr Wittlich, vom Ausbildungspakt über den demogra­
fischen Wandel hin zu spanischen Lehrlingen im Hand­
werk – wo stehen wir heute im Ausbildungsmarkt?
Werner Wittlich: Das Handwerk hat, blicken wir auf die Rah-
menbedingungen der vergangenen zehn Jahre zurück, wahrhaftig
einige Veränderungen erlebt. Der Ausbildungspakt von 2004
sollte jedem Jugendlichen eine Lehrstelle zusichern, wobei das
Handwerk selbst in jenen Jahren stets überdurchschnittlich aus-
gebildet hat. Dann kam der demografische Wandel mit weniger
Schulabgängern.EineEntwicklung,dielängstnochnichtvorbeiist,
und dasWerben um fachlichen Nachwuchs ist unüberhörbar. Das
Handwerk im Kammerbezirk war und ist hierbei gut aufgestellt,
wie die Ausbildungszahlen belegen, denn die liegen recht kon-
stant. Die Jugendlichen gehen gerne und vielzählig insHandwerk.
Trotzdem blicken wir nach vorn und planen für die Zukunft. Mit
Blick auf die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien bietet sich eine
win-win-Situation für die Spanier und unsere Betriebe, bei der
die Ausbildung im Zentrum steht. Wir sichern uns Fachkräfte,
die jungen Spanier erhalten über die handwerkliche Ausbildung
eine Perspektive. Dieses Projekt ist bisher bundesweit einzigartig
und es hat Signalwirkung.
Die Idee ist gut, doch gibt es auch konkrete Ergeb­
nisse im aktuellen Stadium des Projektes?
Das überzeugendste Ergebnis ist die Unterschrift auf einem
Lehrvertrag! Zum Vertragsabschluss ist es in den meisten Fällen
bereits nach einer Kennenlernphase inklusive Betriebspraktikum
gekommen. Die Einstellung auf beiden Seiten stimmt und wir
haben mit den Unterzeichnungen einen historischen Moment
erlebt. Das ist gelebter europäischer Geist über Grenzen hinweg,
der durch uns mit Inhalten erfüllt wird. Das Handwerk übernimmt
dabei viel Verantwortung und leistet einen wichtigen Teil bei der
Zukunftsgestaltung–hier, undauch inSpanien. Insofern findet das
jetztgestartetedeutsch-spanischeAusbildungsprojektinternational
hoheAnerkennungundwertet diedualedeutscheAusbildung stark
auf. Damit setzen wir auch hier deutliche Signale!
Der Wechsel quer durch Europa ist für die Jugend­
lichen sicher nicht einfach. Wie schätzen Sie
die Unterstützung auf deutscher Seite ein?
Die Unterstützung durch die Betriebe, das Handwerk und seine
Projektpartner, die Politik wie auch durch die ganz normalen
Menschen in unserer Region ist hervorragend. Das sage nicht ich,
sondern das sagen die jungen Spanier. Es war sehr beeindruckend
zu hören, wie sie Deutschland kennengelernt haben. Mit dem
jetzt absolvierten Betriebspraktikum haben wir einen guten Start
erlebt und werden daran anknüpfen, denn ab Sommer beginnt die
Ausbildung und damit der Hauptteil dieses Projektes. Und auch
da werden wir, die Ausbildungsbetriebe, die Handwerkskammer
und ihre Partner, den Jugendlichen helfen, wenn Hilfe nötig ist.
Doch bereits nach dem zweiwöchigen Praktikumwissen wir, wie
gut die spanisch-deutsche Zusammenarbeit imHandwerk klappt.
Und die letzten Hürden – so bei der Sprache – werden wir auch
meistern. Ich freue mich sehr über diese Entwicklung und heiße
unsere neuen Lehrlinge herzlich willkommen!
Foto: P!ELmedia
HwK-Präsident
Werner Wittlich
Die jungen Spanier zusammen mit Vertretern ihrer
künftigen Ausbildungsbetriebe und Partnern von
Arbeitsagentur, Schulverwaltung, Berufsschule,
spanischer Botschaft in Frankfurt/Main und Bildungs-
trägern aus Spanien im Zentrum für Ernährung und
Gesundheit der Handwerkskammer Koblenz.
Ausbildungsprojekt auch Thema bei Berliner Konferenz
Impulse für mehr Be-
schäftigung junger Men-
schen in Europa – dies
war Ziel der von der
Bundesagentur für Arbeit
initiierten Europäischen
Jugendkonferenz in Ber-
lin, in die sich auch die
HwK Koblenz und zwei
Koblenzer Handwerksbe-
triebe einbrachten.
Die Perspektiven für junge
Menschen am Arbeits- und
Ausbildungsmarkt sind inner-
halb Europas ungleich verteilt.
Während in einigen Ländern
mehr als jeder zweite Jugend-
liche arbeitslos ist, können
in Deutschland Ausbildungs-
oder Arbeitsplätze nur schwer
besetzt werden. Das Modell
der dualen Ausbildung sichert
deutschen Jugendlichen früh-
zeitig praktische Erfahrungen
im Berufsleben und erhöht
langfristig ihre Chancen auf
dem Arbeitsmarkt.
Die beiden Koblenzer Ober-
meister Mark Scherhag vom
gleichnamigen Autohaus und
Christoph Hansen, Inhaber
eines Elektrounternehmens,
unterzeichneten gemeinsam
mit der HwK Koblenz eine
Absichtserklärung, die die Be-
schäftigungschancen junger
Europäer erhöhen soll. Die
Unternehmen erklärten sich
bereit, zum Ausbildungsbeginn
2013 jungen Menschen aus den
europäischen Partnerländern
Ausbildungsplätze anzubieten.
Die ausgebildeten Fachkräfte
sollen später in ihren Herkunfts-
ländernBotschafter für die duale
Ausbildung werden.
HwK-Hauptgeschäftsführer
Alexander Baden stellte das
deutsch-spanische Ausbil-
dungsprojekt vor, bei dem
mit dem spanischen Berufs-
bildungszentrum Xabec aus
Valencia zusammengearbeitet
wird und das bei den Teilneh-
mern der Konferenz auf über-
aus positive Resonanz stieß.
Mehr Infos bei derHwK-Aus­
bildungsberatung, Tel.: 0261/
398-331, Fax: -990, E-Mail:
Konferenzteilnehmer (v.l.) Obermeister Christoph
Hansen, HwK-Hauptgeschäftsführer Alexander Ba-
den, Ulrike Mohrs (Agentur für Arbeit), Obermeister
Mark Scherhag, Heidrun Schulz (Bundesagentur für
Arbeit) sowie Raimund Becker (Vorstandsmitglied
der Bundesagentur für Arbeit).
Foto: P!ELmedia
Foto: Bundesagentur für Arbeit
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