Handwerk Special Nr. 132 vom 29. August 2009 - page 3

10 Jahre erfolgreiche Partnerschaft von Handwerk und Bundeswehr
Nr. 132
29. August 2009
Gemeinsamprofitiert
Das Bera-
tungszentrum
Bundeswehr-
Wirtschaft
(BzBwWi) un-
ter dem Dach
der Hand-
werkskammer
Koblenz hat
seinen zehn-
ten Geburts-
tag gefeiert.
Generalleutnant
C a r l - H u b e r t u s
von Butler als
Befehlshaber des
Heeresführungs-
kommandos und
Gastgeber der Feier
begrüßte Vertre-
ter aus Wirtschaft
und Bundeswehr,
Politik und Gesell-
schaft an dem Ort,
an dem „die erste
Idee geboren und
in Gesprächen die
Saat gelegt wurde
In 10 Jahren vom Pilotprojekt zum Erfolgsmodell
T
ipp
Nachgefragt
Unternehmer und Fachkräfte für morgen
Karl-Heinz Scherhag gehört als Präsident der Hand-
werkskammer Koblenz zu denen, die das Beratungs-
zentrum Bundeswehr-Wirtschaft 1999 mitbegründet
und von Anfang an als notwendige Einrichtung für
Handwerk und Bundeswehr gefördert haben.
Im Gespräch mit Handwerk Special geht es ihm im
Rückblick auf die ersten zehn erfolgreichen Jahre auch
um Ausblicke auf die Erfordernisse von morgen.
Herr Scherhag, was verbindet die Handwerks-
kammer Koblenz mit der Bundeswehr?
Die Bundeswehr hat seit ihrer Gründung ihren festen
Platz in unserem Kammerbezirk an Standorten zwi-
schen Ahrweiler und Birkenfeld, Cochem und Diez.
NatürlichhabenwirinderaltenGarnisonsstadtKoblenz
immer einen direktenDraht gepflegt. DieBundeswehr
war und ist hier in einer besonders guten Selbstver-
ständlichkeit in das gesellschaftliche und wirtschaftliche Geschehen integriert. Vom
Rekruten bis zum General ist jeder einzelne Soldat – plus Familie – auch Kunde und
Auftraggeber für das Handwerk. Das reicht vom Brötchen bis zur Heizungsanlage
und und und ... Schon deshalb ist die Bundeswehr ein ganz natürlicher Partner des
Handwerks und seiner Kammer.
Das ursprüngliche „Beratungszentrum Bundeswehr-Handwerk“
hat sich aber weitergehende Ziele und Aufgaben gestellt ...
In der Gründungsphase des Beratungszentrums in der zweiten Hälfte der 1990er
Jahre hatten wir zunächst die wachsende Problematik des Generationswechsels an
der Spitze unserer Unternehmen diskutiert. Noch bevor das öffentliche Bewusstsein
den demografischen Wandel insgesamt in den Blick genommen hatte, haben wir
über die Notwendigkeit gesprochen, das Potenzial der ehemaligen Soldaten für alle
Ebenen des betrieblichen Alltags zu gewinnen. Deshalb war es auch eine sinnvolle
undnotwendigeKonsequenz, dasswir frühzeitigdenBlicküber dasHandwerkhinaus
geöffnet und in Zusammenarbeit mit den Industrie- und Handelskammern Koblenz
und Limburg unser Angebot auf das gesamte Berufsspektrum in dem erweiterten
Beratungszentrum Bundeswehr-Wirtschaft ausgerichtet haben.
Bei unserem Zentrum ging es uns von Anfang an im Kern um den Soldaten, der vor
seinemzeitlichbefristetenDienst indenStreitkräften inunserenBetriebenausgebildet
worden ist, dann in seiner militärischen Verwendung sowohl neue Kenntnisse und
Fertigkeiten in seinem ursprünglichen Beruf hinzugewonnen hat als auch einen Zu-
wachs an Persönlichkeit, anmenschlicher Reife und an Leitungsqualitäten. Im Sinne
eines lebendigen Personalkreislaufes möchten wir ihn zurückgewinnen für unsere
Betriebe. Ausdrücklich bedanke ich mich bei allen zivilen und militärischen Stellen
der Bundeswehr sowie den Projektpartnern für die vertrauensvolle Zusammenarbeit
dabei in den mehr als zehn Jahren und weit über die Region hinaus.
Die zivilberufliche Wiedereingliederung von Soldaten ist vor-
rangig Aufgabe des Berufsförderungsdienstes der Bundeswehr
(BFD) – treten die Kammern hier in eine Konkurrenz?
Ganz entschiedennein!Bei der zivilberuflichenWiedereingliederungder Soldaten ist
undbleibt derBFDersterAnsprechpartner, das ist gesetzlichverankert.AlsKammern
aber, als Wirtschaft insgesamt, nehmen wir unsere Mitverantwortung für die jungen
Leute wahr, die sich für die Bewahrung unserer freiheitlichen und demokratischen
Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung einsetzen – mit Leib und Leben. Es geht um
unsere ehemaligen Lehrlinge und Kollegen, denen wir über ihre Zeit bei der Bundes-
wehr hinaus verpflichtet sind. Wir verstehen uns mit unserem Beratungszentrum als
ergänzendes Angebot, das in einem unmittelbaren Kontakt zu den Betrieben steht,
in denen die ehemaligen Soldaten eine qualifizierte Beschäftigung finden oder die
sie als Unternehmer in die Zukunft führen. Als Kammern kennen wir nicht nur die
‘aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes’. Wir brechen sie herunter auf den
Betriebsalltag, könnengemeinsammit seinemzukünftigenArbeitgeber demSoldaten
den erforderlichen ‘letztenSchliff’ für eine erfolgreicheRückkehr indenBeruf geben.
Wir entwickeln und aktualisieren in Zusammenarbeit mit den beruflichen Fachver-
bänden und Dachorganisationen die Qualifizierungen, die dafür das erforderliche
Rüstzeug liefern und bieten sie in unseren Berufsbildungszentren und Akademien
in der Fläche an. Eine lohnende Aufgabe für alle Beteiligten, die uns auf viele Jahre
weiter fordern wird – zum Wohl der Soldaten und unserer Betriebe.
10 Jahre Beratungszentrum Bundeswehr-Wirtschaft – Ereignisse
und Bilder im Internet:
Präsident Karl-Heinz
Scherhag bei sei-
ner Ansprache zum
10. Geburtstag des
Beratungszentrums.
P!ELmedia
Beratungszentrum Bundeswehr-Wirtschaft
im City-Büro der Handwerkskammer Koblenz
Friedrich-Ebert-Ring 31-33, 56068 Koblenz
Tel.:
0261/ 398-126
Fax:
0261/ 398-934
E-Mail:
Internet:
Generalleutnant Carl-
Hubertus von Butler:
„Das Beratungszen-
trum sorgt mit dafür,
dass die Streitkräfte
mit motiviertem und
qualifiziertem Nach-
wuchs ihren Auftrag
erfüllen können.“
Foto:
Für die Landesregie-
rung würdigte der stell-
vertretende Ministerprä-
sident Karl Peter Bruch
das BzBwWi als „einen
wesentlichen Beitrag
zum gegenseitigen Ver-
ständnis der durchaus
unterschiedlichen Sicht-
weisen in Bundeswehr
und Wirtschaft“.
Foto:
Staatssekretär Chris­tian
Schmidt: „Die Bundes-
wehr profitiert von der
Ausbildungsleistung von
Industrie, Handel oder
Handwerk; diese wie-
derum von der Höher-
qualifizierung durch die
Bundeswehr, begleitet
von Führungserfahrung,
oft in fordernden Aus-
landseinsätzen.
Foto:
P!ELmedia
P!ELmedia
für ein gemeinsames Engagement, aus dem eine
Erfolgsgeschichte geworden, ein mächtiger Baum
gewachsen ist“.
HwK-Präsident Karl-Heinz Scher­hag erinnerte an den
4. August 1999, an demer gemeinsammit demBundes-
minister der Verteidigung das Pilotprojekt einer zivil-
militärischenZusammenarbeitmit derHwKvorgestellt
hatte. Seit fünf Jahren tragen die beiden IHKs Koblenz
und Limburg das BzBwWi mit, ein Beirat steuert die
Zusammenarbeit. Mittlerweile gibt es Bundesländer
übergreifende Partnerschaften zwischen Kammern
und Verbänden sowie bundesweite Patenschaften
beim Aufbau regionaler Beratungszentren. Zehn Jahre
seien ein guter Anfang, die Anstrengungen lohnend,
führte Scherhag aus: „Wir brauchen gemeinsame
Lösungen angesichts des Fachkräftemangels und des
demografischen Wandels. Wer mit Innovationen aus
Zukunft Gegenwart machen möchte, braucht dafür gut
ausgebildete, kreativeLeute. Diese Frauen undMänner
zu finden und zu binden, ist heute eine der größten
Herausforderungen – nicht allein für unsere Betriebe,
sondern auch für die Streitkräfte.“
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesvertei-
digungsministeriumChris­tianSchmidt erinnerte daran,
dass die veränderte globale Sicherheitslage dazu führe, dass die Streitkräfte mit immer
neuen Aufgaben konfrontiert würden. Um diesen gerecht werden zu können, „ist es für
die Bundeswehr geboten, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die ihre Kernkompetenzen
einbringen. Dies galt und gilt auch für den Bereich der Bildung, die bei der Wirtschaft in
guten Händen liegt“. Schmidt anerkannte Initiativen des BzBwWi wie das Modell einer
verkürztenHandwerkslehre fürZeitsoldatenundbenannte alsweiteresKooperationsprojekt
die Initiative „Existenzgründungen“ der Bundesregierung.
P!ELmedia
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