Handwerk Special Nr. 132 vom 29. August 2009 - page 11

Regionales Handwerk verwirklicht Wohnträume
Nr. 132
29. August 2009
„Architektouren“
Zum fünfzehnten Mal
lenkte der Tag der
Architektur im Juni
den Blick auf zeitge-
nössisches Bauen.
Handwerk Special hat zwei
Bauherren im nördlichen
Rheinland-Pfalz besucht
und erfahren, welche Ideen
hinter ihren Häusern stehen.
Stellvertretend für alle am
Bau Beteiligten stellen wir
Handwerker vor, die an dem
Bau mitgewirkt haben und
durch ihre Arbeit Zeichen
setzten.
Eine Oase der Ruhe
Es ist ein Traum, den
sich die Verwaltungs­
angestellte Petra
Krautkrämer mit ihrem
Eigenheim in Ochtendung
(MYK) verwirklicht hat.
Petra Krautkrämer genießt ihr neues Haus
Steckbrief: Zimmerei J. Lau, Kempenich
Gegr. 1989 | 6 Mitarbeiter (1 Lehrling) | Holzrahmenbau |
Tel.: 02655/ 1621 |
Bauherrin waren essenzielle Pa-
rameter des Entwurfs“, so Thur.
Für den jungenArchitekten ist es
ein Einstieg in zeitgenössisches
Bauen. Er passte darüber hinaus
eigene Vorstellungen perfekt an
Vorschriften ausBebauungsplä-
nen an und hatte das finanzielle
Budget derBauher-
Steckbrief: Schreinerei J. Gross, Kempenich
Gegr. 1884 | 2 Mitarbeiter | Möbelbau, Fensterbau |
Tel.: 02655/ 1573 | Fax: 02655/ 1009
Steckbrief: Metallbau G. Kunz, Mündersbach
Gegr. 1992 | 4 Mitarbeiter | Schweißfachbetrieb, Sondermaschi-
nenbau | Tel.: 02680/ 989300 |
Beplankung aus Gips- oder
Holzfaserplatten gebildet. Der
Holzrahmenbau eignet sich gut
fürNiedrigenergiehäuserundzur
seriellen Vorfertigung.“
Architektonische
Finessen
Zeitgleich zumHolzrahmenbau,
in enger Zusammenarbeit mit
Zimmerer und Architekt, baute
Tischlermeister Josef Gross aus
Kempenich die Fenster für das
„Haus_P“.AlsMaterial verwen-
dete er sibirische Lärche. Auch
dieTürenundmaßgenauenBad-
möbel aus Dreischichtplatten in
Fichte, Tanne und sibirischer
Lärche stammen aus der Werk-
statt desHandwerksmeisters und
fügen sichhomogen indas archi-
tektonischeMaterialkonzeptein.
Wenige, immerwiederkehrende
Seit Kurzem lebt die 51-Jährige
mitihrenbeidenSöhnenMatthias
undChristian hier in einer „Oase
der Ruhe“. „Ich möchte mich
nach der Arbeit zurückziehen
und bevorzuge ein erholsames
Ambiente. Turbulenzen habe
ich während der Arbeit genug“,
meint Petra Krautkrämer. Au-
ßerdemwollte sie einenNeubau,
in dem Wohnen, Arbeiten und
Schlafen auf einer Ebene mög-
lich sind. „Berufsbedingt weiß
ich, welche Probleme das Alter
mit sich bringen kann. Ichwollte
im neuen Haus ankommen und
nicht wieder umziehen.“
Die Idee für ihr „Haus_P“ hatte
Dipl.-Ing. (FH)ArchitektArmin
Thur aus Saffig (MYK). Sein
Entwurf überzeugte die Bauher-
rin auf Anhieb. „Die besondere
Topografie, dieHanglage, sowie
diespeziellenAnforderungender
rin im Auge.
„Das Wohnhaus ist ein Beispiel
dafür, dass gut geplante Häuser
vom Architekten nicht automa-
tisch teurer sein müssen als Fer-
tighäuser“,räumtThurmiteinem
weit verbreiteten Vorurteil auf.
„Soerhebtsichim‚Haus_P’über
demmassiven, zurückversetzten
Sockelgeschoss ein einfacher,
scharfkantiger, grauer Körper in
Holzrahmenbauweise. Die Ma-
terialreduktion im Innenraum,
die Einbaumöbel, der einfach
beschichteteBetonkomponieren
ein sensiblesGefäß, dasAbstand
hält zur Hektik des Alltags“,
betont er.
Alles im
Rahmen
ZimmerermeisterJochenLauaus
Kempenich, Eifel, ist Spezialist
im Holzbau. Wand-, Dach- und
Deckenelemente im „Haus_P“
wurden von ihm und seinen
sechs Mitarbeitern, darunter ein
Lehrling, in der Halle wetterun-
abhängig vorbereitet und fix
und fertig zum Einbau geliefert.
Für Lau, seit 20 Jahren selbst-
ständig, ist Holzrahmenbau das
wichtigsteStandbein. „Holzrah-
menbauweise ist vergleichbar
mit chinesischer Küche, lange
Vorbereitung und kurze Zube-
reitung“, lacht er. „Der Prozess
der Arbeitsvorbereitung ist
komplizierterundzeitraubender,
denn wenn die vorgefertigten
Teile auf die Baustelle geliefert
werden, müssen ja bereits sämt-
licheSteckdosenundAnschlüsse
feststehen“, erklärt er seinen
Vergleich.
Die Pluspunkte imHolzrahmen-
bau beschreibt er unter anderem
so: „Man hat einen ökologisch
verträglichen, nachwachsenden
Baustoff und günstige Wärme-
schutzwerte. Die Konstruktion
ist schlank und deshalb auch
für steile, enge und winklige
Grundstücke geeignet. Die
systemtypischen statischen
Scheiben werden aus tragenden
Vollholz-Rahmen und ausstei-
fender außen- oder innenseitiger
Materialien wurden zwischen
Architekt und Handwerker ko-
ordiniert und verleihen demGe-
bäude eine innere Ruhe. „Archi-
tektonischeFinessen sind immer
einebesondereHerausforderung
für uns“, so Gross. Er führt den
1884 gegründeten Betrieb in der
vierten Generation.
Ein Eyecatcher ist auch die
Schiefertreppe, die Ober- und
Untergeschoss, das Domizil der
Söhne Krautkrämer, verbindet.
Maschinenbauermeister Ger-
hard Kunz aus Mündersbach/
Westerwald hat sie gebaut. „Es
ist eine Stahlkonstruktion ohne
Wangen. An in der Wand beto-
niertenMontageplattenwird die
Treppe geschweißt. Man sieht
keine Unterkonstruktion, des-
halb entsteht der Eindruck, die
Treppe schwebt frei im Raum“,
so Kunz. Seit 1992 ist der Ma-
schinenbauermeister selbststän-
dig. Der Schweißfachbetrieb ist
unter anderemauchkompetenter
Ansprechpartner im Fassaden-
und Sondermaschinenbau.
Wohlplatzierte Öffnungen im
„Haus_P“ bieten freien Blick in
die Landschaft. Jede Öffnung
extrahiert das innere Material
Holz wärmend an die Oberflä-
che. Im gesamten Wohnbereich
des Hauses ziehen Natur und
Licht ein. „Häuser leben durch
Licht. Licht ist architektonisches
Element, gewährt Aus- und
Einblicke. Die Landschaft ist
Wohnpartner“, darin stimmen
Bauherrin und Architekt über-
ein. Petra Krautkrämer fühlt
sich wohl in ihrem neuen Heim
mitten in Ochtendung und doch
so entfernt vom Alltag.
Die scheinbar
frei schwe-
bende Treppe
ist eines der
Highlights im
Innenraum. Al-
le Zimmer des
Hauses strahlen,
wie die Badein-
richtung, eine
moderne Wärme
aus.
Ein Ort zum Wohlfühlen und Ent-
spannen: Petra Krautkrämer auf der
Terrasse ihres neuen Hauses.
Bauaufträge
Wer Bauaufträge er-
folgreich abwicklen
will, benötigt profunde
Kenntisse im Vergabe-
und Vertragsrecht.
Am 8. Oktober findet von 13.30
Uhr bis 17.15Uhr inKoblenz das
Kompaktseminar„FitfürBauauf-
träge“beiderHwKKoblenzstatt.
Das Seminar behandelt die The-
menVergabe- undVertragsrecht
sowie Konfliktmanagement.
Außerdemwird auf die aktuellen
Rechtsänderungen eingegangen.
MitorganisatoristdasIHK/HwK-
Auftragsberatungscentre Rhein-
land-Pfalz. Weitere Infos, Tel.:
0261/398-241,Fax:994,E-Mail:
Fotos: privat
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