Handwerk Special Nr. 93 vom 25. April 2003 - page 34

Halle 4: Workshops und Projekte
25. April 2003
Nr. 93
Handwerksmesse Koblenz
MESSE AM RHEIN:
29. April bis 5. Mai
„Stummer Diener“ neu belebt
Ergebnisse eines Gestaltungsworkshops auf der Messe vorgestellt
Ehedem gehörte er zum feinen
Mobiliar großbürgerlicher
Salons und (er)trug ergeben
und ganz ohne Lohn alles,
was man ihm aufbürdete, ob
Sakko, Hose oder Rock: der
„Stumme Diener“, bequemer
Helfer im Alltag, gefertigt
meist aus Holz oder Metall,
phantasievoll, repräsentativ
oder eher nüchtern und funk-
tional gestaltet.
Jetzt avancierte der „Stumme
Diener“ zum Star eines Gestal-
tungs-Workshops, zu dem die
HwK Koblenz junge Tischler
und Metallgestalter aus dem
nördlichenRheinland-Pfalzinihr
Metall-undTechnologiezentrum
einlud.
Unter der Anleitung der bekann-
ten Produktdesigner Prof. Heiko
Bartels und Matthias Becker
(Düsseldorf/Weimar) entwickel-
ten sie kreativ neue Ideen für das
gute alte Möbelstück. Eigenini-
tiative und Selbstdisziplin wa-
ren gefragt. „Wir sind hier doch
nicht inder Schule“, soderKom-
mentar von Matthias Becker.
EineEinstellung, die ankam. Ins-
gesamt 16 Handwerker holten
sich im Rahmen von vier Kollo-
quien Anregungen, um dann in
der eigenen Werkstatt weiterzu-
machen. Im Schnitt investierten
sie bis zu fünf Arbeitstage, um
gestalterischanspruchsvollePro-
totypendesKleinmöbels zubau-
en. Die Ergebnisse werden auf
der Messe in Halle 4 zu sehen
sein.
Warumausgerechnet der „Stum-
me Diener“? „Das hatte prakti-
sche Gründe. Wir konnten so
den Zeitrahmen übersichtlich
gestalten“, erklärtMatthias Bec-
ker, der übrigens vom gezeigten
Einsatz der meisten Teilnehmer
angetan ist. Die taten freilich
alles für sich selbst und nutzten
zumBeispiel dieMöglickeit, be-
stehendeLückenindenverschie-
denstenZeichentechnikenzufül-
len. Denn zu den Inhalten gehör-
te natürlich auch die intensive
Vorbereitung der Umsetzungs-
phase.
Die beidenDesigner freuten sich
über das hohe Niveau der Arbei-
ten und den durch die Teilneh-
mer gezeigtenMut, eingetretene
Pfade zu verlassen.
Prof. Heiko Bartels (vorne) und Matthias Becker (vor
dem Fenster) betreuten die jungen Handwerker, die vor
allem aus den Bereichen Holz und Metall kamen. Auch
ein Schmied war unter den Teilnehmern.
Die Welt des Handwerks
in Filmdokumenten
Kooperation HwK und Bundesarchiv
Das Projekt „Handwerk
und Arbeit im Film“ richtet
sich zum Beispiel an Schu-
len und andere Bildungs-
institutionen, an die Hand-
werksorganisation, an his-
torisch interessierte Per-
sonen und Institutionen.
Bundesarchiv und HwK
wollen anhand des Bei-
spiels Arbeit und Handwerk
dazu ermutigen, die Ver-
mittlung der Wahrnehmung
von Informationen vertieft
zu bearbeiten.
Videokassette und Buch
können direkt bei der HwK
Koblenz bestellt oder auf
der MESSE AM RHEIN in
Halle 4 erworben werden.
Infos & Bestellungen
bei der HwK, Tel.:
0261/398-223, E-Mail:
stefan.gustav
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Video auf der Messe
Die Kolloquien wurden von den Teilnehmern zum
konstruktiven Gedankenaustausch genutzt.
Stefan Gutav, Karl -Jürgen Wilbert, Manuela Vack und
Prof. Dr. Hartmut Weber stellten das Projekt vor.
Medien beeinflussen. Sie kön-
nen manipulieren, sie werden
manipuliert. Medienerziehung
und verantwortungsbewusster
Umgang mit Geschichte sind
daher wichtige Aufgaben der
Gesellschaft. Vor diesem
Hintergrund arbeiten Bundes-
archiv und HwK Koblenz eng
zusammen.
„Handwerk und Arbeit im Film
–EinRückblick ins 20. Jahrhun-
dert“ heißt das akutelle Projekt
beider Institutionen, dessen Er-
gebnis ein Videoband und eine
ausführlicheBegleitpublikation
ist.„Dieintensive,wissenschaft-
lichorientierteZusammenarbeit
von Bundesarchiv undKammer
ist ungewöhnlich“, betont Pro-
fessor Dr. Hartmut Weber, Prä-
sident des Bundesarchivs.
„Die Dokumentation ist die ers-
te Auseinandersetzung mit der
Frage, wie sich Handwerk im
Medium Film präsentiert”, er-
klärtHwK-PräsidentKarl-Heinz
Scherhag.
Stumm- undTonfilme,Wochen-
schauen, Kultur-, Dokumentar-
und Spielfilme sind die bevor-
zugten Medien in der jüngeren
Vergangenheit. „DieFilme spie-
geln deutlich wider, welchen
StellenwertHandwerkzurjewei-
ligen Zeit in der Öffentlichkeit
hatte”, soHwK-Hauptgeschäfts-
führer Karl-Jürgen Wilbert.
„Das älteste Dokument ist die
‚stumme‘ Aufzeichnung eines
Festumzuges von Handwerks-
innungen inGörlitz-Lauban von
1911. Das jüngste Beispiel ist
der Kinospot der rheinland-pfäl-
zischenHandwerkskammernaus
dem Jahr 2001 Handwerk ist
Hightech“, erläutern Manuela
Vack (Bundesarchiv) und Ste-
fan Gustav (HwK Koblenz), die
insam die Realisierung des Pro-
jektes begleiteten. Die Kassette
enthält insgesamt 18 Beiträge,
die auch einen Einblick in die
Berichterstattunggeben, dieüber
dasHandwerk hinaus reicht. Der
Betrachter wird Zeuge histori-
scher Ereignisse. Beispiele sind
der Buchenwald-Prozess in
Dachau und das Endspiel umdie
deutsche Fußballmeisterschaft
1955. Ergänzt werden die Film-
dokumente durch die umfang-
reiche Broschüre.
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