Handwerk Special Nr. 240 vom 22.10.2022

Heeps unglaubliche Tischler-Story Was für eineGeschichte! In derWohnstube eines kleinenWesterwälderHauses gründet Josef Heep 1898 seine Tischlerei, die vom Sohn des Gründers, Johann, übernommen wird und – immerhin – in eine Garage umzieht. Das war noch vor dem zweiten Weltkrieg. FronteinsatzundGefangenschaft lassen das Geschäft ruhen. Mit Ottomar, geboren 1934, wächst die nächste Generation heran. Der will Bäcker werden, was der Vater verbietet. Was anderes als Tischler gibt es nicht für einen Heep... Doch Ottomar empfindet die Werkstatt des Vaters in Hundsangen als „altmodisch und unmodern“. Andere Tischlereien in der Nähe haben da schon mehr zu bieten. Und so entscheidet er sich – zum Ärger seines Vaters–für eine„außerhäusige“Ausbildung in Elz, schließt diese mit „sehr gut“ ab und wird vom Chef gebeten, weiterhin für ihn zu arbeiten. „Ich bekam mit 1,18 DM die Stunde den höchsten Lohn in der Firma“. Das sind im Monat stolze 190 Mark! Zum Vergleich: ein VW Käfer kostet damals 4.800 Mark, das Maß Bier auf dem Münchener Oktoberfest 1,60 Mark. Ottomar Heep kommt 1957 zu Meis- terehren und beginnt die familieneigene Tischlerei umzubauen. Was bei genauer Betrachtung bedeutet: kein Stein bleibt auf dem anderen. Moderne Maschinen werden angeschafft, ein neuer Produktionsstandort in Hundsangen aufgebaut. „Ich habe dafür Kredite aufgenommen. Schon das galt beim Vater als Tabubruch.“ Der erkennt dann aber doch sehr schnell das Potential und Durchsetzungsvermögen seines Sohnes. Als Ottomar Heep in die Familientischlerei einstieg, gab es dort neben dem Vater nur einenMitarbeiter. Heute sind es 240, die auf 15.000 Quadratmetern Produktionsfläche an vier Standorten Fenster und Haustüren fertigen. Der Weg durch die Produktion ist Science Fiction.Man solltemeinen, dieKulisse aus computergesteuerten Anlagen und vollautomatischen Produktionsabläufen wirke auf einen fast 90-Jährigen abschreckend. Doch die Augen von Ottomar Heep, der jüngst den Eisernen Meisterbrief zum 65. Meisterjubiläum erhielt, strahlen. Man sieht es ihm an: das ist seine Welt! Denn für Technik hat er immer noch viel übrig. Noch mehr aber für seine Nachfolger. Die Söhne Timo, Burkhard und Dieter stehenmit ihmzusammen in derGeschäftsführung. Wenn er über sie und ihr Werk spricht, sind das lobendewie anerkennende Worte. „ich weiß den Betrieb in guten Händen und bin sehr froh, solche Kinder zu haben!“ Und natürlich kann der Senior auch seinen eigenen Anteil an dieser Erfolgsstory realistisch einschätzen. Bei all dem, was er erreichen konnte – gibt es da noch etwas, was er sich wünscht, was er unbedingt miterleben möchte? „Ja! Wie die fünfte Generation hier einsteigt! Wenn die genauso erfolgreich arbeitet wie die vierte, dann ist alles ok.“ Ein kurzes wie klares Statement. Kontakt: Heep Fenster GmbH Tel. 06435/ 96 43 0 www.heep-fenster. de Landessiegerin hinter der Kamera Laura Antonia Herzmann aus Koblenz fotografierte Teilnehmer des Leistungswettbewerbs – und wurde an diesem Tag selbst Landessiegerin! Dashat es inder71-jährigenGeschichtediesesNachwuchs- championats bei der Handwerkskammer Koblenz noch nicht gegeben: eine Fotografin lichtet Wettbewerbsteilnehmer bei der Arbeit ab, während eine Jury ihre Bilder (Arbeiten der Gesellenprüfung) zumSieger erklärt! Laura feierte am 19. Oktober ihren 22. Geburtstag und wurde im Unternehmen Arts Unlimited in Mayen ausgebildet. Für den Leistungswettbewerb wurde sie als Fotografin beauftragt und hatte so im Tagesverlauf selbst etwas zu feiern: Sie ist die besteNachwuchsfotografin (Handwerk) inRheinland-Pfalz! Nun geht es weiter RichtungMeisterschule, 2023 soll der Meisterbrief folgen. Foto: Klaus Herzmann 14 Vom Einmann-Betrieb zu 240 Mitarbeitern in 124 Jahren – das ist gut genutzte Zeit in einem Familienbetrieb, der durch vier Generationen geprägt wurde. Ottomar Heep (2.v.l.) mit den Söhnen Timo (von links) und Dieter sowie Enkel Maximilian.

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