Handwerk Special Nr. 237 vom 23.10.2021

Orgelbauer: Handwerker, die alles können müssen Nr. 237 23. Oktober 2021 www.handwerk-special.de 17 Meisterhafte Orgelbauer 2016 war Martin Hiltmann (im Bild oben zusammen mit seinen Mitarbeitern Dustin Flock links und Joel Drewel rechts) ein Jungmeister. Den Meisterbrief in Händen, gab es Pläne. Und sicherlich auch Träu- me. „Die meisten davon sind tatsächlich in Erfüllung gegangen“, beschreibt der 40-JährigeseinenmeisterhaftenWerdegang fünf Jahre nach der Meisterprüfung. So der vom eigenen Unternehmen, das er seit drei Jahren inRemagen führt unddas heute neun Mitarbeiter zählt. „Orgel- undHarmoniumbauermüssen alles können.“ So einfach beschreibt Meister Martin Hiltmann seinen Handwerksberuf, hinter dem sich streng genommen gleich mehrere Berufe verbergen. Das hat sich herumgesprochen, das Metier fristet kein Nischendasein. Ganz im Gegenteil. Bun- desweit gibt es noch rund 300 Fachbetriebe – und die sind gut ausgelastet. Auch der Handwerksbetrieb in der Remagener Dor- nierstraße, die Hiltmann vor drei Jahren übernommen hat, kann sich über eine gute Auftragslage freuen. InDeutschlandwerdenKircheninstrumente noch gepflegt: Nicht nur die Gemeinden, sondern auch private Initiativen setzen sich für denErhalt der Stücke ein, die fast immer Unikate sind. Diese Einzigartikeit ist der Punkt, der den Beruf so spannend macht. Hierzulande sind die Rahmenbedingungen gut, inandereneuropäischenLändern ist das anders. Vor allem in Großbritannien und in den Niederlanden werden viele Kirchen profanisiert oder sogar ganz aufgegeben. Die Orgeln werden jedoch nicht vernichtet, sie werden in ihre Einzelteile zerlegt. Für das, was noch brauchbar ist, gibt es einen eigenen Markt. „Das bringt Auftraggebern einenKostenvorteil“,sagtMartinHiltmann. Dennoch istes nichtso, dassOrgelngenerell mitgebrauchtenTeilenausgestattetwerden. Wer dieWerkstatt des Remagener Betriebs besucht erkennt das schnell. So werden Holz- und Metallpfeifen an Ort und Stelle hergestellt. Ins Auge fällt zum Beispiel ein Schmelztiegel, in dem sich Blei und Zinn vereinigen. Die heiße Legierung wird nach dem Gießen ausgehobelt. Aus dem Blech werden dann die Pfeifen gemacht. „Die erste Abstimmung erfolgt in der Werkstatt, die Feinabstimmung aber in der Kirche “, erklärt Hiltmann. Viele wertvolle historische Orgeln hat das neunköpfige Team von Martin Hiltmann bereits restauriert, die ältesten stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Ihr aktuelles Projekt, dieSanierungder aus den60er-Jah- ren stammden Orgel der evangelischen Kirche Altenkirchen, erscheint wenig spektakulär, birgt aber eine besondere He- rausforderung: Die gesamte Elektrik muss erneuert werden.Wie gesagt ... „Orgel- und Harmoniumbauer müssen alles können.“ Kontakt: Orgelbau Merten Tel. 02642/ 905 99 53 orgelbau-merten.de Holz, Metall und Elektrik: Wer Kircheninstrumente bauen oder restaurieren wil, braucht viel Erfahrung. Tischler auf Meisterkurs Nico Wierczioch (Foto oben) ist einer von sechs Meisterschülern im Tischlerhandwerk, die jüngst ihre Meisterstücke zur Prüfung eingereicht und bestan- den haben. Die Kombination aus „Gaming Place“ und handwerk- lichemMöbelbau hat den 27-jährigen Nico aus Münster- maifeld für sein Meisterstück inspiriert. Insgesamt hatten er und seine Meistermitschüler 112 Stunden Zeit für die Umsetzung. Dabei ging es nicht nur um handwerkliche Fertigkeiten wie Genauigkeit oder Oberflächenbearbei- tung, sondern auchumdieGestaltungund einGesamtbild. „Die Palette der Meisterstücke variiert vom Schreibtisch über Sideboards, Schränke oder einen Küchenblock. Das spricht für die Vielfalt unseres Tischlerhandwerks“, lobt MatthiasAltmaieralsDozentimMeistervorbereitungskurs beiderHandwerkskammer(HwK)KoblenzdieKreativität. Eine Meisterprüfungskommission nimmt sich dann viele Stunden Zeit, umdie Qualität in der Ausführung wie auch das Erscheinungsbild zu bewerten. In Kombination mit fachtheoretischemWissen und Lerninhalten zu Betriebs- wirtschaft oder Pädagogik baut sich über vier Teile der Meisterprüfung ein umfangreiches Wissen auf, für das letztendlich der Meisterbrief steht. Foto: Klaus Herzmann

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