Handwerk Special Nr. 236 vom 11.09.2021

20 unter 2.674 neuen Ausbildungs-Erfolgsgeschichten Nr. 236 11. September 2021 www.handwerk-special.de 6 Von wegen auf dem Holzweg! Würde die Zimmerer-Klasse der Überbe- trieblichenLehrlingsunterweisungbei der Handwerkskammer (HwK) Koblenz ein Buch schreiben, wäre das ein spannender Sammelband ganz unterschiedlicher Lebensentwürfe. Ein Kapitel wäre dann allerdings bei allen gleich: die Ausbil- dung haben sie, ob 19 oder 37 Jahre alt, gemeinsamvorwenigenTagenbegonnen. „Ich bin wohl der Opa hier“, witzelt der 37-jährige Martin Stührk über seine Rolle in dieser Runde. Er arbeitete bereits als Heilerziehungspfleger und hat Sozialpä- dagogik studiert. Wohnorte waren unter anderem Leipzig und Berlin. Heute lebt der Familienvater im Hunsrück, hat dort ein altes Haus gekauft und ist heimisch geworden. Seine Ausbildung passt zu die- semWeg: „Ich habe Spaß am händischen Tun und finde es toll, amEnde eines Tages wirklich Feierabend zu haben mit einem Ergebnis, das bleibt.“ Diesen Gedanken äußert auch Melwin Römer (20) als Motiv für eine handwerk- liche Ausbildung. Dem Abitur folgte ein Maschinenbaustudium.ÜbereinenFreund fand er den Weg in eine Zimmerei und merkte: das ist es! So wechselte er vom Hörsaal andieWerkbank–„eineEntschei- dung, mit der ich absolut zufrieden bin!“ Auch Joscha Plum (21) verfügt über ein Fachabitur, studiertedrei Semester Sozial- pädagogik. Über einen Freund wurde der Kontakt zu Huf-Haus hergestellt. Daraus wurde ein Ausbildungsvertrag. Sebastian Roth (22) ist bereits ausgebild- ter Tischler und wollte sich im Bereich Holztechnik weiterbilden. Doch dann kam Corona und die Schule in Bayern sagte Lehrgänge ab – was den Weg in die Zimmererlehre ebnete. „Ich sehe das als perfekte Ergänzung in der fachlich-hand- werklichenHolzbearbeitung und es öffnet mir noch mehr Perspektiven.“ Matteo Scholl (21) hat seinAbi 2019 abge- legtunddannGetränketechnologiestudiert. Auch er schnupperte über einen Freund ins Zimmererhandwerkhinein.SeinFazitnach vier Wochen Ausbildung: „Auch wenn man hier früher aufstehen muss und oft hart arbeitet, habe ich jetzt ein viel besseres Gefühl, als täglich ab acht Uhr vor dem PC für ein Online-Seminar zu sitzen. Die Entscheidung für den Wechsel war gut!“ AndréHammes(21)istbereitsausgbildeter Kfz-Mechatroniker, „doch in der Familie sind mit dem Vater und zwei Brüdern die Zimmerer in der Überzahl! Zu diesem Beruf gibt es also eine starke Nähe.“ Auch sein Cousin Joschua Hammes ist in dieses Handwerk gestartet und nun gehen sie den Ausbildungsweg gemeinsam. Der 20-jährige Joshua ist Abiturient und natürlich wäre auch ein Studium möglich gewesen, „aufgrundderCorona-Auflagen aber keine Variante.“ Lieber lernt und arbeitet er „live“. Nach der Ausbildung würde er gerne auf die Walz gehen, der Meister soll folgen. KarlLorenzKrull(22)hat2018seinAbitur erlangt, ging dann auf Weltreise. In Süd- amerika und Australien hat er sich mit der Errichtung von Baumhäusern beschäftigt, dabei viel Hintergrundwissen erlangt, selbst zur Biologie der Pflanzen. Nun Kontakt zur HwK-Ausbildungs- beratung: ausbildung@ hwk-koblenz.de Tel. 0261/ 398-331 HwK: Aubildungszahlen im Plus Zum 1. September 2021 weisen die Abschlüsse neuer Lehrverträge beim Handwerk im nördlichen Rhein- land-Pfalz ein leichtes Plus aus. Entgegen dem Bun- destrend haben im Kammerbezirk Koblenz fast ein Prozent mehr Jugendliche eine Ausbildung in den rund 20.000 Handwerksbetrieben begonnen. 2.674 neue Ausbildungsverträge in den ersten acht Mo- naten des Jahres 2021 sind 20 mehr als im Vorjahr. Bei den Zimmerern (Schwerpunkt dieser Seiten) stieg die Zahl neuer Lehrlinge von 64 auf 67. Bundesweit muss dieWirtschaft laut StatistischemBundesamt den stärksten Einbruch neuer Ausbildungsverhältnisse der letzten 40 Jahre verkraften. Besonders betroffen sind die Berufe mit Corona-Effekt, so in der der Gastronomie. kommt das handwerkliche Rüstzeug dazu, dem Fachwissen ausdemBereichBiologieoderForstwirtschaftfolgenkönnten. DasgroßeZiel:eineigenesUnternehmen,dasmöglicherweise professionell und im größeren Stil Baumhäuser entwickelt und baut – „für mich ein absolutes Zukunftsthema mit Blick auf den ökologischen und städteplanerischen Umbruch.“ Marwin Helmes-Stumpf (21) startete nach dem Abi in ein Jurastudium. Doch auch er sagt: „Ichwill amEnde eines Tages sehen, woran ich gearbeitet habe.“ Die Entscheidung für das Handwerkwarrichtig,„dennichempfindewirklicheFreudebei dem, was ich hier mache, ob nun im Betrieb oder der Schule.“ Johanna Weber (19) wählte den direkten Weg vom Abitur zur Ausbildung. „Ich wusste eigentlich immer, dass es etwas Handwerklicheswerdenwürde.“DieserkonsequentenBerufs- entscheidung soll eine ebenso durchdachte Karriere folgen. Wie die anderen Lehrlinge auch nennt sieWeiterbildung und Qualifizierung, „denn unser Handwerk bietet damit wirklich viele gute Möglichkeiten!“. Fortsetzung auf Seite 7 Sie sind zwischen 19 und 37 Jahre alt, über verschiedene Wege in eine Zukunft gestartet. Als Zimmererlehrlinge absolvieren sie nun gemeinsam ihre Ausbildung! 20 Jugendliche im Portrait.

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