Handwerk Special Nr. 231 vom 20.06.2020

Ruanda-Projekt: Mit dualem Ausbildungssystem auf Erfolgskurs Nr. 231 20. Juni 2020 www.handwerk-special.de 18 Chancen für Ruanda DasRuanda-ProjektderHandwerkskammer (HwK) Koblenz widmet sich seit 2012 einer besseren Berufsausbildung sowohl im Berufsleben als auch für Mitarbeiter von Unternehmen. Schwerpunkt sind die klassischen Bauberufe Maurer, Maler, Fliesenleger und der Straßenbau. Warum Bauberufe?Zumeinengibt es invielenLän- dern, auch inRuanda, einenBauboom. Zum anderen fehlt es an qualifizierten Fachkräf- ten. Diese werden aus den Nachbarstaaten „importiert“. Sie leisten die Arbeit, somit verbleibt das Fachwissen nicht im Land. Lehrkräfte wurden in der jüngeren Ver- gangenheit ausgebildet, Betriebe für die duale Ausbildung gesucht (und gefunden), Lehrpläne entwickelt, gesetzlicheGrundla- gen der Berufsausbildung gemeinsam mit Regierungsexperten erarbeitet. Ziel ist die Fachkräftesicherung, umdringendnotwen- dige Infrastrukturmaßnahmen mittel- und langfristig umzusetzen. In der Hauptstadt Kigali betreibt dieHwKdafür einBüro, das die landesweiten Aktivitäten koordiniert. Denn gerade unterentwickelte Infrastruk- turen sind ein Bremsklotz für Fortschritte beimAusbauvonMittelschichtenundeinem wirtschaftlichen Mittelstand. Der Ansatz „Heraus aus den Großstädten, hinein in die Fläche“ funktioniert nur dann, wenn Potenziale für den Aufbau und die erfolgreicheWeiterentwicklungvonWohn- undLebensräumenvorhandensind.Straßen, Versorgungssysteme und Energieabsiche- rung sind die Basis, auf die alles andere aufbaut. Gefragt sind also die typischen StärkendesHandwerks.Esistdaherwichtig, dass sichMenschen aus demLandesinneren von der derzeit verbreiteten Selbstversor- gung loslösen und in die mittelständische Gewerbewirtschaft übergehen. „Das lässt sich nicht mit deutschen Verhältnissen vergleichen. Unsere Erfahrungen helfen, überstülpen lässt sich das deutsche System in Ruanda aber nicht“, erklärt Dr. Evelina Parvanova, die seit 22 JahrenProjektleiterin der HwK-Auslandsaktivitäten ist. „Afrika birgt große Potenziale, die weit über Ressourcenreichtum, kulturelle Vielfalt, Unternehmergeist und Innova- tionskraft hinausgehen. Etwa die Hälfte der 20 am schnellsten wachsenden Volks- wirtschaften liegt dort. 2035 wird Afrika das größteArbeitskräftepotenzial weltweit haben“: So beschreibt Bundesentwick- lungsministerDr.GerdMüllerdieSituation. Er regt einen Paradigmenwechsel an und betont: „Wirmüssen begreifen, dassAfrika nicht der Kontinent billiger Ressourcen ist, sondern die Menschen dort Infrastruktur und Zukunft benötigen.“ Dieser Aufbau muss durch die afrikanischen Staaten selbst umgesetzt werden. „Unsere Hilfe in Ruanda trägt bereits Früchte“, zeigte sich HwK-Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich überzeugt. Das Berufsbildungszentrum IPRC Ngoma in der östlichen Provinz und das St. Joseph Integrated Technical College inKigali, seit 2013beziehungsweise2016Partnerschulen der HwK Koblenz, sind zum Modell mit Zukunft geworden. Hier wurden Lehr- linge in den Berufen Maurer, Maler und Fliesenleger über das an deutschen Stan- dards orientierte duale Ausbildungssys- temunterrichtet. Erst vorwenigenMonaten hat darüber hinaus die Ausbildung auch im Straßenbau begonnen. Kontakt: Dr. Evelina Parvanova HwK Koblenz Tel. 0261/ 398-123 evelina.parvanova@ hwk-koblenz.de Afrika in Zahlen Afrika ist Herausforderung und Chance zugleich. Afrika – das sind 55 Länder mit rund 1,3 Milliarden Einwohnern. Umgerechnet leben auf dem Kontinent 50 Menschen pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 232!Doch seit Jahrzehnten explodiert dort nicht nur die Bevölkerungszahl. Nach Prognosen der Vereinten Nationen wird sich die Einwohnerzahl Afrikas bis 2050 verdoppeln, der Kontinent befindet sich also in einem Transformationsprozess. Experten sehen ein enormes Potenzial – auch für die Wirtschaft. Doch ein tragfähiger Mittelstand als Motor für eine Binnenkon- junktur ist nur schwach entwickelt oder fehlt ganz. Er wird aber dringendgebraucht, willAfrika die anstehenden Herausforderungen meistern. Dem Handwerk kommt deshalb eine zentrale Rolle zu, sollen die Lebens- und Arbeitsbedingungen dauerhaft verbessert werden. Auskunft über das Ruanda-Projekt der Handwerks- kammer Koblenz gibt Dr. Evelina Parvanova, evelina. parvanova@hwk-koblenz.de Der wirtschaftliche Aufschwung setzt Fachkräfte voraus, gerade bei der Umsetzung wichtiger Infrastrukturprojekte. Evelina Parvano- va ist seit 22 Jah- ren Projektleiterin der Auslandsakti- vitäten der HwK.

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