Handwerk Special Nr. 231 vom 20.06.2020

Handwerk trotz(t) der Corona-Krise Nr. 231 20. Juni 2020 www.handwerk-special.de 16 Die Standfesten WenndieCorona-KriseeineguteSeitehat, dannistesdie,dassMissständeschonungs- los aufgedeckt werden: Völlig zu Recht sind Verbraucher über die Zustände in manchen Großbetrieben empört, in denen im industriellen Maßstab geschlachtet wird. Das hat Folgen. Kunden entdecken die klassischen Fleischereien wieder, in denen der Meister genau erklären kann, was er verarbeitet und wo es herkommt. Zu den Handwerksbetrieben, die zurzeit besonders gefragt sind, gehört die Metz- gerei Bretz in Kruft. Diese feiert übrigens ein ganz besonderes Jubiläum. Was macht Fleischermeister Werner Bretz, wenn er das Rentenalter erreicht hat? Er arbeitet weiter! Seine Frau Sabine unterstützt ihn dabei mit Rat und vor allem mit Tat. Eigentlich könnten sie langsam mit Planungen für den Unruhestand beginnen. Doch sie stammen aus alten Fleischerfamilien, ihrHerz schlägt für den Betrieb, seit 100 Jahren besteht und von Anton Kill gegründet wurde. Die aktuelle Situation erscheint paradox:Obwohl alles prächtig läuft, ist keinNachfolger inSicht. Die Töchter haben sich anders orientiert. „Wir sind unseren Töchtern nicht böse“, betonen Werner und Sabine Bretz. Beide wissen genau: Wer seinen Betrieb mit Herzblut führt, ist sieben Tage in der Wo- che imEinsatz unddarf nicht jede geleistet Minute in Euro und Cent umrechnen. „Ist die eigentliche Arbeit im Betrieb getan, geht es an die Zusammenstellung der Buffets“, betont Sabine Bretz. Und das erledigt sie höchstpersönlich. Für ihre Arrangements ist die Fleischerei in der ganzen Region bekannt geworden. „Die Anerkennung für unsere Arbeit ist schon groß“ betont Meister Bretz. Es ist schon vorgekommen, dass Kunden Präsente vorbeigebracht undgesagt haben: „Danke, dass ihr so etwas noch macht“. Das freut die beidenund ihre sechsMitarbeiterinnen natürlich. Solche Szenen sind auch eine Bestätigung dafür, dass man auf dem richtigen Kurs ist. Denn in der Fleischerei werden Produkte aus eigener Herstellung verkauft – und es gibt einen sogenannten Dry-Age-Reifeschrank. Das hat sich he- rumgesprochen, den Corona-bedingten Rückgängen bei den Großkunden steht ein Anstieg bei den Privatverbrauchern gegenüber. Das gute Wetter hat das Warten vor dem Geschäft leicht gemacht. Man trifft sich, unterhält sich und bewahrt gleichzeitig Abstand.Auchdrinnenwerdendiegeltenden Vorschriften konsequent eingehalten. Das passt zum Betrieb, der kompromisslos auf QualitätsetztundseinFleischausschließlich in der Region einkauft. „Bei einemZüchter imHunsrück“,präzisiertMeisterBretz.Von der Mosel kommend, hat er sein Handwerk von der Pike auf im elterlichen Betrieb gelernt. Auch das Schlachten gehörte für ihn ursprünglich zum Tagesgeschäft. Er weiß dehalb ganz genau, was er da einkauft. Wie es ihn von der Mittelmosel nach Kruft gezogenhat?DieStellensuche,nachdemder Bruder denBetrieb der Eltern übernommen hatte. Er lernte schließlichAlbert Kill, Sohn des Gründers und seine Ehefrau Renate kennen – und wurde eingestellt. Und dann gab es ja noch Tochter Sabine... Die beiden heirateten. 1994 übernahmen sie in dritter GenerationdenTraditionsbetrieb, der jeden Tag aufs Neue überzeugt. Kontakt: Metzgerei Bretz Tel. 02652/ 7709 metzgerei-bretz.de Die Lehre im Fleischerhandwerk Verantwortungsvoller und professioneller Umgang mit dem Lebensmittel Fleisch: Das ist der Marken- kern des Fleicherhandwerks. Der Fleischer von heute versteht sich vor allem als Dienstleister rund um Genuss und Qualität. Er ist ein seriöser Berater, der im Alltag gegenüber seinen Kunden viel Aufklärungs- arbeit leistet. Das Berufsbild hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert.ImMittelpunktstehtunteranderemdieAuswahl und Beschaffung des Rohmaterials aus gesicherter, kon- trollierter Herkunft sowie die anschließende Veredelung. Das reicht von der Herstellung traditioneller Fleisch- und Wurstspezialitäten bis hin zur Entwicklung und Zuberei- tung neuer kulinarischer Ideen für Partys, Empfänge oder andere große Veranstaltungen. Absolventen einer Lehre haben also die unterschiedlichsten Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Während ihrer dreijährigen Ausbildung lernen Lehrlinge nebenderVerarbeitungundVeredelung auchdieBereiche Lebensmitteltechnologie,QualitätssicherungundHygiene sowie den Umgang mit moderner Fleischverarbeitungs- technik kennen. Im letzten Jahr der Ausbildung ist zudem eine Speziali- sierung möglich. Hier stehen sechs Wahlqualifikations- bausteine zurAuswahl: Schlachten,Herstellenbesonderer Fleisch- und Wurstwaren, Herstellen von Gerichten, Veranstaltungsservice, Kundenberatung und Verkauf sowie Verpacken von Produkten. Auskünfte gibt es bei derAusbildungsberatung derHwK Koblenz, Tel. 0261/ 398-333. Unter www.hwk-koblenz.de, Rubrik Service-Center, gibt es eine Übersicht zu freien Praktikums- wie auch Ausbildungsplätzen. Wie Sabine (links) und Werner Bretz ihre Kunden überzeugen und neue Genießer dazugewinnen ...

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