Handwerk Special Nr. 95 vom 17. September 2003 - page 20

Zeitgenössisches Keramikschaffen & altes Uhrmacherhandwerk
17. September 2003
Nr. 95
„Keramik dieser Welt“. Allein
der Titel der im vergangenen
Jahr begonnenen Ausstellungs-
reihe der Handwerkskammer
Koblenz verrät deren ehrgeizig
gestecktes Ziel: einenÜberblick
zu geben über internationales
keramisches Schaffen in all sei-
nerUnterschiedlichkeit. Am24.
September wird um 18 Uhr die
zweite Ausstellung der Reihe in
der Galerie Handwerk durch
Prof. Jürgen E. Zöllner, Minis-
ter fürWissenschaft, Weiterbil-
dung, Forschung und Kultur
Rheinland-Pfalz, eröffnet.
Auch für „Keramik dieser Welt
2“ wurden die Teilnehmer, dem
Gesamtkonzept des Projekts
entsprechend, das neben dem
Repräsentativen bewusst auch
das Persönliche einbeziehen
will, von renommierten Fach-
kollegen, in diesem Fall von
Gotlind und Gerald Weigel aus
Gabsheim, vorgeschlagen.
Mit dabei sind aus Österreich
Stefan Emmelmann, aus Däne-
markBodilManz sowieBirgitte
und Hans Börjeson (Birgitte
Börjeson wurde beim jüngsten
Salzbrand-Wettbewerb der
HwK mit dem ersten Preis aus-
gezeichnet), aus Polen Maria
Teresa Kuczynska, aus Mexiko
Gustavo Pérez, aus Frankreich
Claude Varlan, aus Luxemburg
Pit Nicolas, aus Deutschland
Beate Kuhn, Gisela Schmidt-
Reuther und die Weigels. Re-
trospektiv werden dazu Arbei-
ten von Wim Mühlendyck,
Höhr-Grenzhausen, gezeigt.
Zur Eröffnung gibt’s Musik mit
demJazz-DuoChangesmit Oli-
ver Fox, Saxophon, und Olaf
Taranczewski, Jazzpiano, die
sich beim Studium an der Jo-
hannes-Gutenberg-Universität
Mainz trafen. Beide sind Sti-
pendiaten des Jahres 2003 der
Zukunftsinitiative Rheinland-
Pfalz. Zu ihrem Repertoire ge-
hören neben Bearbeitungen be-
kannter Jazz-Standards auch
eigene Kompositionen.
Die Ausstellung ist bis zum 19.
Oktober in der Galerie Hand-
werk, Rizzastr. 24-26, 56068
Koblenz zu sehen, täglich von
11-18 Uhr.
Weitere Informationen:
Tel.: 0261/ 398-277
Fax: 0261/ 398-993
E-Mail:
Keramik dieser Welt im Überblick
Zweite Ausstellung der HwK-Reihe wird eröffnet
Galerie Handwerk Internetshop:
„Kinzing & Co.“: Hightech-Uhren vor 200 Jahren
Spitzenprodukte, die man in heutiger Terminologie viel-
leicht werbeträchtig als Hightech bezeichnen würde, das
waren im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert die Uh-
ren, die aus den Werkstätten heimischer Uhrmacher in
Adelsschlösser und Bürgerhäuser vieler europäischer Län-
der, vorzugsweise in Frankreich und Russland, gingen.
Musterbeispiele dafür,
meisterliche Arbeiten
von „Kinzing&Co.“, be-
merkenswert innovative
Uhren aus der Provinz
präsentiert bis zum 26.
Oktober das Kreismu-
seum Neuwied als Jubi-
läumsveranstaltung im
Jahr seines 75. Bestehens
und zum 350. Geburts-
tag der Stadt, gesponsert
von der HwK Koblenz,
dem Landesinnungs-
verband desUhrmacher-
handwerks und der Si-
gnal Iduna Gruppe.
Uhren, die gekleidet sind in
prunkvolle Gehäuse oder inte-
griert inmit raffiniertenMecha-
nismen versehene Möbelstücke
der Roentgen-Manufaktur, eher
imposante Denkmäler der Zeit
als bloßer Gebrauchsgegen-
stand; Uhren, die gekoppelt sind
mit kunstvollen Musikwerken,
für die angesehene Komponis-
ten eigene Werke komponier-
ten; Uhren auf den Spuren der-
jenigen, die der amerikanische
Staatsmann Benjamin Franklin
entwickelt hatte.
Über 50 kostbare Exponate aus
Privatsammlungen und Muse-
umskollektionen, von der mo-
numentalen, „architektoni-
schen“ Standuhr bis zur zierli-
chen Taschenuhr, dokumentie-
ren die vergleichsweise späte,
aber umsoeindrucksvollereBlü-
te der Uhrmacherei der Region.
Meisterwerke der Uhrmacher-
familien der Rahsskopffs aus
Koblenz, der Roetigs aus Ha-
chenburg, des Trierer Uhrma-
chers Nicolaus Schloeder und
natürlichvor allemderKinzings,
für die Ludwig XVI., Katharina
die Große oder der preußische
König Friedrich Wilhelm II.:
Spitzenpreise bezahlten.
Dabei war Peter IV., der be-
rühmteste, mit der Werkstatt
David Roentgens eng kooperie-
rende Vertreter seiner Familie,
keinesfalls schon an der Wiege
gesungen worden, dass er ein-
mal zum „horloger de la reine“,
zum Hofuhrmacher der un-
glücklich endenden Marie An-
toinette werden würde. Seine
mennonitischen Vorfahren, die
sich, angezogen von der Tole-
ranz der Grafen zu Wied, in der
Region angesiedelt hatten, ar-
beiteten zum großen Teil noch
als Müller bzw. Branntwein-
brenner, auch sein Großvater
Johann I. und sein Vater Chris-
tian I. Bereits der Großvater war
allerdings imletztenDrittel sei-
nes Lebens als „Seitenein-
steiger“ zur Uhrmacherei ge-
wechselt.
Der umfangreiche Ausstel-
lungskatalog serviert auf an-
schauliche Art viele Informa-
tionen zu den Kinzings, zu den
anderen Uhrmachern, die,
mochten sie sich bei ihren Ar-
beiten auch auf Vorhandenes
stützen, erstaunlichen Erfin-
dungsreichtumverrieten. Nicht
weniger Anschauliches ver-
spricht das abwechslungsrei-
che Begleitprogrammzur Aus-
stellung mit Vorträgen, Füh-
rungen, praktischen Demons-
trationen des Handwerks,
Performances und Konzerten.
Die Ausstellung ist im
Kreismuseum Neuwied,
Raiffeisenplatz 1a,
bis 26. Oktober
zu sehen:
di-fr, 10-13 und 14-17 Uhr
sa+so, 14-16.30 Uhr.
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