Handwerk Special 58 vom 07.11.1997


Herbstlaub

Kommentar von Hauptgeschäftsführer Karl-Jürgen Wilbert

Langsam belebt sich wieder die wirtschaftliche Lage im Handwerk, die Betriebe fassen Tritt im Herbst 97. Wer seine Pläne zu bauen, auszubauen, sein Haus zu renovieren oder zu sanieren weiter hinausschiebt, ist schlecht beraten. Wer jetzt nicht sein Auto kauft, verpaßt Chancen.

Wir haben nie zu denen gehört, die schwelgerisch mit schwarzen Tönen auf schwarzem Grund umgehen. Wem nützte das auch? Wirtschaft lebt vor allem auch von Zuversicht und von Optimismus. Es soll jedoch nicht verschwiegen werden, daß es einigen Betrieben nicht gut geht, die Einbrüche hinnehmen, Mitarbeiter entlassen mußten. Aber Garantien und wirtschaftliche Freifahrtscheine gibt es nur in Planwirtschaften, nicht aber in einem freien Unternehmertum. Wir freuen uns mit Ihnen, verehrte Leser, über die Entwicklung, über die Sonne im kalten Herbst, wir freuen uns, daß, wie die Auskünfte des Handwerks in Rheinland-Pfalz belegen, die Situation sich für die 40.000 Betriebe im Land verbessert, 17.000 davon gehören zum Norden des Landes.

Die Lehrlingszahlen - nein, nicht schon wieder die Katastrophendebatte, wir haben immer noch knapp 200 offeneLehrstellen im Internet - die Lehrlingszahlen zeigen, daß die Betriebe sich etwas zutrauen. Nur ein Betrieb mit positiver Zukunftserwartung bildet aus. Gut für alle Eltern, dies zu wissen. Nie war es anders. Und Handwerk packt an und ist zuversichtlich.

Die immer noch in vielen Meldungen und Verlautbarungen vernehmbaren Zukunftssorgen, unser Weltschmerz und das Lamento, wie schlecht es uns geht, versteht sowieso niemand, der mit wachem Verstand in unserem Land lebt. Und: Wir erlauben uns hohe Arbeitslosenzahlen und loten Alternativen in Beschäftigungssystemen in Form neuer Lohngruppen, neuer Berufsbereiche, neuer Arbeitszeiten - wenn überhaupt - nur ganz langsam aus. Erläutern Sie, verehrte Leser, das einmal jemandem außerhalb unserer Grenzen, jemandem in Osteuropa, der gar kein Geld von uns will, sondern nur einen Rat für die Wirtschaft in seinem Land. Er wird es nicht verstehen, aber auch nicht, wenn Sie ihm die deutschen Lohnzusatzkosten nennen. Wir machen uns unbezahlbar und verkaufen es noch als Sicherung des Sozialsystems.

Es spricht für die Vitalität des Handwerks, wenn es im Herbst 97 konjunkturelle Markierungspunkte setzt und für sich neue Marktsegmente besetzt, wie auch diese Ausgabe von Handwerk special aufzeigt. Lesen Sie also über neue und innovative Ideen des Handwerks.

Zu den positiven Zeichen des Handwerks gehört auch das neueHwK-Bildungszentrum in Rheinbrohl , nicht weit von den Bonner Stadttoren entfernt. Handwerk lebt von der Qualität seiner Produkte und Dienstleistungen, und dies fällt nicht vom Himmel, sondern geht nur über Qualifizierung seiner Mitarbeiter und Betriebsinhaber. Und ein solches Zentrum ist auch Signal des Handwerks in der (Neuwieder) Region und für die Region. Es macht den Willen des Handwerks sichtbar, für unser Land etwas zu tun und sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen.