Das Puya-Wirtschaftswunder Schaut man auf die Biografien der Beteiligten, bringt jeder für sich eine interessante wie außergewöhnlicheVorgeschichtemit. Annabelle ist Abiturientin und hat sich für das Kfz-Handwerk entschieden, Mitstreiter Harley hat eine Förderschule besucht. UnterschiedlicheAusgangssituationen, ein Ziel: DieAusbildungmit ihren anspruchsvollen Inhalten erfolgreich absolvieren. Ihr Chef Puya Yousefi ist dafür sicherlich eine gutewie anspruchsvolleAdresse. Der 50-jährige Kfz-Technikermeister kommt gebürtig aus dem Iran, lebt und arbeitet seit 33 Jahren in Deutschland. Was er in dieser Zeit aufgebaut und erreicht hat, darf als kleines Wirtschaftswunder bezeichnet werden. Der Kfz-Lehre folgte das Fachabitur, kurzzeitig auch ein Studium. Doch richtig wohl fühlte er sich in der Werkstatt und arbeitete viele Jahre als Angestellter, qualifizierte sich bereits da zum Service-Techniker. 2009 folgte bei der Handwerkskammer Koblenz die Meisterprüfung.Drei Jahre später gründete er seinen Betrieb. „Das fing alles klein an undwuchsdannkontinuierlich“, erzählt er. Schon imerstenUnternehmerjahrwechselt er in Sinzig den Standort in die Industriestraße. Und baut dort etwas auf, was schon bald beeindrucken wird – technisch und im Erscheinungsbild. Werkstatt, Aufarbeitung und Verkauf von Fahrzeugen in zweiHallen, einEmpfangsbereich, der zum Staunen und Schauen einlädt. Überall hängen Werbetafeln aus Blech, verraten auch, dass Chef Puya ein Fan alter VW-Busse ist. In der Werkstatthalle mit zehn Hebebühnen reicht die Fahrzeugvielfalt vom kleinen VW Polo über einen 600er Mercedes-Oldtimer bis zum Bentley-Sportwagen. „Mit einemLehrlinghabe ichmal angefangen“, blickt der Chef zurück. Heute zählt derBetriebzehnMitarbeiter und fünfLehrlinge. „Wennallesklappt, starten indiesem Jahr vier Jugendliche in die Ausbildung.“ Voraussetzung ist dafür immer ein vierwöchiges Praktikum. „Man muss wissen, woran man ist. Das gilt für beide Seiten.“ WennmanPuyaYousefi zuhört,merktman schnell: hier weiß einer sehr genau, was er will. Freundlich, aber durchaus bestimmt steckt er einen Kurs ab, in dem sich sein Unternehmen samt Mitarbeitern bewegt. „Wir sind familiär ausgerichtet. Es wird gemeinsamgearbeitet undgefeiert“, sagt er undspricht auchdiverseFreizeitaktivitäten vonKurzausflügenbisGrillfestenan.Auch bei der Auswahl seiner Lehrlinge hat er einen Blick, der weniger mit erreichten Noten und vielmehr mit Engagement und Wissenshunger zu tun hat. „Man muss den Mensch sehen und spürt ja sehr schnell, ob jemand für eine Sache brennt“, fasst er das zusammen und lebt es vor. Denn das, was er in den vergangenen 13 Jahren aufgebaut hat, ist auch die VerwirklichungeinesTraums.Auf dener stolz ist? „Durchaus. Ich kann zufrieden damit sein, habe aber auch noch viele Pläne.“ Erfolge – bei allen Ansprüchen an sich selbst und andere – auch mal genießen können–auchdasdarfmannicht verlernen. Kontakt: Auto Service Puya Tel. 02642 9941 030 www.autoservicepuya.de Hintergründe zur Ausbildung Unterschiedliche Ausgangslagen, ein Ziel: die Beispiele aus dem Kfz-Unternehmen Puya (Reportage auf dieser Seite) verdeutlichen die Möglichkeiten, die eine handwerkliche Ausbildung unabhängig vom Schulabschluss bietet. Harley Haspel (unteres Bild) hat als Förderschüler ein Jahrespraktikum im Kfz-Betrieb absolviert, Annabelle Demissie als Abiturientin ein vierwöchiges „Kennenlern“-Praktikum. Beide haben am 1. August mit ihrer Ausbildung begonnen. Aktuell beträgt der Anteil an Lehrlingen mit Hochschul- und Fachhochschulreife im Bezirk der Handwerkskammer Koblenz 12 Prozent, das Durchschnittsalter zu Ausbildungsbeginn 18,7 Jahre. 10 Lehrling seit einem Monat – das gilt für beide: Annabelle Demissie (links im Bild) ist 19, Harley Haspel (rechts) 17 Jahre alt. Im Sinziger Kfz-Unternehmen von Puya Yousefi (Bildmitte) werden sie zu Fahrzeugmechatronikern ausgebildet.
RkJQdWJsaXNoZXIy NzU4Mzk=