Asbach im Westerwald vor 100 Jahren: Unter der Adresse Bahnhofstraße 3 findet sicheineinzelnstehendesHaus, verziertmit einer riesigen, vor der Fassade hängenden Uhr. Hier lebt und arbeitet die Familie Feis. Uhrmacher Nikolaus Feis gründete das Geschäft 1902, zunächst inder benachbarten Hauptstraße. Doch bereits zu Beginn seiner Geschichte zog der Betrieb um in die Bahnhofstraße – und ist dort bis zum heutigen Tag. Vieles hat sich in den mehr als 100 Jahren verändert, manches blieb. So ist dieehemaligeEisenbahntrassehinter demFeis´schenHaus, diederBahnhofstraße ihrenNamengab, längstVergangenheit. Doch die große, frei hängende Uhr, ist geblieben. Insgesamt präsentiert sich das Gebäude fast so wie damals, auch wenn es nicht mehr freisteht, sondern Teil einer Häuserzeile ist. Drei Generationen Feis prägten dieUnternehmenshistorie. Seit 2022 ist aber auch das Geschichte und mit Tatjana Thrun übernahm eine gebürtige Neusserin den Traditionsbetrieb. Sie baute ihn um wie auch aus. Es war durchaus mutig, mitten inderCorona-Zeit indieSelbstständigkeit zu starten. „Damalswarenwir zweiMitarbeiter“, erzählt sie. Inden laufendenAlltag hinein wurde der gesamte Verkaufs- und Beratungsbereich komplett umgebaut, die Mitarbeiterzahl aufgestockt. Heute, drei Jahre später, sind es neun Mitarbeiter, darunter drei Lehrlinge. Neben dem Augenoptiker- sowie Uhrmachermeisterhandwerk will Tatjana Thrun künftig auchGoldschmiedearbeitenanbieten.Drei traditionelleHandwerksberufeunter einem Dach – so lautet der Plan. Der ganz sicher aufgehenwird, dennschaut man auf den Lebensweg der 33-jährigen Tatjana, ist der über seine Stationen nicht von Zufällen geprägt sondern eher von Zielstrebigkeit. Die Augenoptikerin und Optometristin ist seit 2019Handwerksmeisterin, arbeitete einige Jahre bei der Kette Fielmann, wechselte dann in den medizinischen Bereich an die Universitätsklinik Bonn. Unternehmerischwie auch fachlich konnte sie so wichtige Erfahrungen sammeln, bevor sie 2022 von der Übergabe eines alteingesessenen Optikergeschäfts Kontakt: Feis Optik-UhrenSchmuck e.K. Tel. 02683 4573 www.feis.de Tatjana Thrun (2.v.l.) hat vor drei Jahren einen Asbacher Familienbetrieb mit 120-jähriger Geschichte übernommen – und neu belebt. Die ersten Immobilien der Handwerkskammer Mit Gründung der Handwerkskammer wurde eine angemietete Geschäftsstelle in der Schloßstraße 38 betrieben, die bereits 1903 in den damaligen Kaiser-Wilhelm-Ring 36 (heute Friedrich-Ebert-Ring) wechselte. Damit war die Kammer nur wenige Meter vom heutigen Standort mit der Hausnummer 33 entfernt zur Miete einquartiert. Der hintere Teil des Rings Richtung Rhein war zu dieser Zeit noch nicht bebaut, was in der näheren Zukunft noch eine Rolle spielen sollte. Denn schon bald wurde der Wunsch des organisierten Handwerks nach eigenen Immobilien weg von der Miete geäußert. Als dann Bauplätze imKaiser-Wilhelm-Ring und inder benachbartenRizzastraße angebotenwurden, standdie Entscheidung der HwK-Vollversammlung fest: es werden eigene Immobilien geplant und auf HwK-Grundstücken errichtet. Bis 1910 war der erste Bau in der Rizzastraße bezogen. Im Untergeschoss boten Büroräume und ein Sitzungssaal Platz für das Kammerleben, in den zwei Ebenen darüber wurden Wohnräume eingerichtet, unter anderem für hauptamtliche Mitarbeiter. Quasi über den Hof dieses ersten Kammergebäudes sollte ein weiteres entstehen – die heutige Zentrale im Friedrich-Ebert-Ring. Doch parallel zur Baumaßnahme Rizzastraße gab es ein weiteres, durchaus prestigeträchtiges wie ehrgeiziges Immobilienprojekt. In Traben-Trarbach an der Mosel sollte in einemSeitental amKautenbacheinHandwerker-Erholungsheim entstehen. Dafür gründeten elf Handwerkskammern unter Vorsitz des zweiten Koblenzer Kammerpräsidenten BäckermeisterHeinrichMüller den„VereinHandwerker-Erholungsheime.V.“. 1913wurdedasHeiminwunderschöner, ruhiger Landschaftmit seinen43Zimmernund insgesamt 50 Betten eröffnet. Doch allzu lange hatte das Handwerk keine Freude an seiner Immobilie, die in zwei Weltkriegen auch Lazarett war und nach Kriegsende 1945 von den Alliierten genutztwurde. Teil derGeschichtediesesObjekts ist es auch, dass mit dem Aufbau deutscher NATO-Fernmeldetruppen die ehemalige Handwerksliegenschaft als „Wildstein-Kaserne“ umgenutzt wurde. Da oberirdisch und im Kriegsfall ungeschützt, wurde für diese Spezialeinheit ein Bunker in Traben-Trarbach gebaut und 1979 an die Bundeswehr übergeben. 2019machtediese inzwischenaneinenholländischen IT-Betreiber verkaufte Anlage weltweit als Cyber-Bunker der Darknet-Szene Schlagzeilen. Eine Liegenschaft und ihre wechselhafte Geschichte, auf die das Handwerk ab der NS-Zeit keinen Einfluss mehr hatte. Und auchdas erste kammereigeneGebäude inderRizzastraße blieb vom Krieg nicht verschont. Durch Bombentreffer wurde nicht nur das Haus zerstört, sondern auch die darin eingelagerte Handwerksrolle. Damit ging einwichtiger Teil derKammer- undHandwerksgeschichteverloren. Immerhin: das Haus wurde an gleicher Stelle später neu errichtet und wird durch die HwK noch immer genutzt. Insgesamt verfügt die Handwerkskammer Koblenz heute in Koblenz, Bad Kreuznach, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Cochem, Herrstein, Rheinbrohl, Simmern und Wissen über 15 Objekte für Aus- undWeiterbildung, Qualifizierung und Schulung, Beratung und Verwaltung. Geschichte tickt seit 1902 Der auf der linken Seite noch nicht bebaute Kaiser-Wilhelm-Ring in Koblenz im Jahr 1905: ab 1924 entsteht dort als Nummer 33 die Kammerzentrale. in Asbach erfuhr. „Mit demEigentümer Klaus Feis war ich ziemlich schnell auf einer Wellenlänge und er wusste das Familienwerk in guten Händen.“ Gefragt sind nicht nur die Leistungen des Betriebs, sondern auch die Ausbildung darin: mit den Uhrmacherlehrlingen Jan und Florian sind zwei Jugendlichevonweither indenWesterwald gezogen, umhier ihre Lehre zu absolvieren. Damit schreiben sie nun als jüngsteMitarbeitergeneration mit an einer 123-jährigen Erfolgsgeschichte… die in manchen Bereichen gerade erst anfängt. 07 Jahr 1910
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