Handwerk Special Nr. 250 vom 17.05.2025

Die alte Schmiede haben sie noch, auch wenn sie nicht im „Herzen“ des Familienunternehmens der Gebrüder Herpel in Laurenburg steht. Sie ist inder ehemaligen Außenstelle inNiederbachheimzu finden. Heute ist das dortige Gebäude verpachtet, früher war es Teil des Imperiums, das die Familie Herpel sich in den vergangenen 145 Jahren aufgebaut hat. Die Schmiede steht also etwas separiert in dem Gebäude, aber sie erinnert an die UrsprüngedesFamilienbetriebs„Gebrüder Herpel“, der heute in fünfter Generation vonAndy und ChristophHerpel betrieben wird. Die beiden sind allerdings nicht die Namensgeber der „Gebr.“ im Firmennamen. Das waren Wilhelm und Heinrich (im Bild oben als Kinder), die Söhne des Firmengründers Carl (im Bild mit seiner FrauKaroline). Kräftigmit „imGeschäft“ sind außerdem neben dem treuen Mitarbeiterteam im Büro, der Werkstatt und im Verkauf noch immer dieElternChristaund Fred Herpel. Er arbeitet bereits seit 1963 im Familienbetrieb mit. Wer imRhein-Lahn-Kreis und der Umgebung unterwegs ist, kommt an dem markanten „Herpel“-Schriftzug kaum vorbei, der an unzähligen Autos prangt – kein Wunder bei insgesamt 5.000Kunden.Heute hat dasUnternehmen zwölfMitarbeiter, darunter drei Meister und einen Auszubildenden.DasHauptgeschäft ist derVerkauf von Neu- und Gebrauchtwagen sowie die Kfz-Werkstatt. Vertragspartner ist VW, aber auch andere Marken sind auf dem 10.000 Quadratmeter großen Gelände als Gebrauchtfahrzeuge zu finden. Die große Werkstatt ist technisch immer auf dem neuestenStand, ständigeWeiterbildungen der Mitarbeiter und das „Aufrüsten“ mit aktuell erforderlichen Werkzeugen und Maschinen ist Pflicht. Der vielleicht auffälligste Zuwachs und weiteres sichtbares Zeichen dafür, dass die Familie Herpel immer am Puls der Zeit bleibt, ist die Ladesäule, ein Hypercharger, der schon vielen Touristen, aber auch Anwohnern ohne eigene Wallbox schnell zu mehr Reichweite verholfen hat. Die klassische Tankstelle rundet das Portfolio ab. Sie hat einen 24-Stunden-Tankautomaten und ist in der ländlichen Region rund umLaurenburg eine immens wichtige Anlaufstelle: Ab dem späten Abend gibt es weit und breit keine weitere Tankstelle. Dass die Familie Herpel ein Gespür dafür hat, wie sie sich gut positionieren und den Bedürfnissen der Zeit anpassen kann, zeigte sie übrigens bereits, als sie sich nach den Anfängen als Schmiede- und Schlossereibetrieb zunächst den Landmaschinen widmete, über 1.000 Traktoren verkaufte und wortwörtlich rund um die Uhr in Schuss hielt. Genau zur richtigen Zeit entschieden sich die Herpels dann Kontakt: Autohaus Gebr. Herpel Tel. 06439 7071 auto-herpel@ t-online.de Auf der Walz mit Stock und Ranzen Diese – wörtliche – Chronik der Gebrüder Herpel gibt Einblick ins Handwerkerleben des 19. Jahrhunderts von der Walz bis zur „Bitte um geneigten Zuspruch“. „Der Firmengründer Philipp Carl Herpel, geb. am 11. August 1851, in demWaldenserdorf Charlottenberg, wuchs dort mit sechsBrüdernundeinerSchwester alsSohndesFörstersAnton Herpel auf. In Holzappel lernte er das Schmiedehandwerk. Dann ging er, wie zu seiner Zeit üblich, als Handwerksgeselle aufWanderschaft. Dabei zogen siemit einemRanzen auf dem Rücken, ein Stock in der Hand und sicher nicht viel Geld in der Tasche, los. Kamen sie an einer Schmiede vorbei, gingen sie schnurstracks, ohne nach rechts oder links zu blicken, auf den Amboss zu, schlugen mit dem Hammer darauf und sagten ihren Handwerksspruch. Hatte der Meister Arbeit für sie, blieb man eine Zeitlang und verdiente die Wegzehr bis zur nächsten Schmiede. Carl Herpel wanderte sogar bis nach Belgien und Frankreich. Ein noch vorhandener Pfeifenkopf aus dem Jahr 1871 erinnert an diese Zeit. Er trägt folgende Inschrift: „Ich lebe ohne Sorgen, / mein ganzes Leben hier / und freu mich jeden Morgen, / dass ich ein Schmied bin.“ In Laurenburg begann er 1875 zunächst in einer Toreinfahrt am Ende des Ortes, heute Ortsstraße als Dorfschmied. Das HausgehörteeinerFamilieHerpel. ScheinbarVerwandtschaft, denn sein Großvater Heinrich Christian Herpel (1797 bis 1880) stammte aus Laurenburg, lebte später als Förster auf demBergerhof. Die erste Ehe währte nur kurz, die junge Frau starb im ersten Kindbett mit ihrem Kind.Aus seiner zweiten Ehe mit Karoline Ebertshäuser aus der Wasenbacher Mühle stammten die Söhne Heinrich, geboren 1880, und Wilhelm, geboren1883, die späteren ,GebrüderHerpel’ undeineTochter Pauline, geboren 1888. Als Karl Herpel amOrtseingang von Laurenburg, heute Ortsstraße 16, ein Haus mit einer Wiese, die bis zur Lahn reichte, kaufen konnte, baute er sich in den Hof eine Schmiede und im Wohnhaus richtete er einen Laden ein.“ Im Kreisblatt vom 16. Januar 1878 gab er die Eröffnung bekannt mit den Worten: „EinemverehrlichenPublikumdie ergebeneAnzeige, daß ich an hiesigem Platze neben meinem Schmiede- und Schlossergeschäft eine Eisenwarenhandlung angelegt habe, und bitte um geneigten Zuspruch. Carl Herpel.“ Fotos: privat Vom Amboss zur Ladesäule Ehrenurkunde der Handwerkskammer zum 75-jährigen Bestehen der Firma im Jahr 1955. 1970, ein Autohaus zu gründen. Kurz danach war durch die Landreform die großeZeit der Traktoren vorbei. Die EinrichtungdesAutohauses war also ein hervorragender Schachzug für den langfristigen Erfolg des Familienunternehmens Herpel. 68 Als Schmiede 1880 gegrün- det, betreibt Familie Herpel bis heute einen Handwerksbetrieb.

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