Handwerk Special Nr. 250 vom 17.05.2025

Schubeckers Außenposten Karl Schubecker, 1886 geboren, sollte als Schreinermeister an einer der ungewöhnlichsten Geschichten in 125 Kammerjahren mitschreiben. Denn der Handwerker wird bereits als Lehrling in der „Handwerkskammer zu Coblenz“ geführt wie er auch als Selbstständiger Mitglied der gleichen Kammer ist. Soweit nichts Ungewöhnliches, läge seinWohn-, Ausbildungs- wie auch Unternehmensort nicht weit außerhalb des Kammerbezirks Koblenz im heutigen hessischen Krofdorf bei Wetzlar. Schubecker lebt und arbeitet in einer Kammer-Exklave – quasi auf einer Insel weit dem HwK-Festland vorgelagert. Mit Gründung der „Handwerkskammer zu Coblenz“ im Jahr 1900 verfügte diese über zwei solcher Insellösungen imRaum Wetzlar von beachtlichem Ausmaß. Von der Fläche entsprach diese „Abteilung Wetzlar“mit ihrenrund500km²Fläche fast dem Landkreis Altenkirchen. Die Gründe für diese ungewöhnliche Lösung lagen in der „althergebrachten, durch historische und wirthschaftliche Momente begründeten und gerechtfertigten Zugehörigkeit desKreisesWetzlar zumRegierungsbezirk Koblenz“–unddamit auchzurpreußischen Rheinprovinz. Und so betreibt Karl Schubecker eine Tischlerei, die eigentlich im Bezirk der Handwerkskammer Wiesbaden liegt. In der Folgemuss erweiteWege auf sichnehmen,will er ins „Kernland“.Dennerst nach 60 Kilometern Fahrtweg erreicht er mit demÖrtchenEmmerzhausen imLandkreis Altenkirchen den Koblenzer Kammerbezirk. Da er auch als Obermeister seiner kleinen Regional-Tischler-Innung aktiv ist, führt ihn dieses Ehrenamt gar ins 200Kilometer entfernteTraben-Trarbach an die Mosel. Dort betreibt die Handwerkskammer Koblenz zusammen mit anderen Handwerksorganisationen ein Erholungsheim, das auch für TreffenderObermeister genutzt wird – so auch im Frühjahr 1930. Karl Schubecker (im Bild oben gekennzeichnet durch den weißen Pfeil) wird anschließend in der Ausgabe der „MittelrheinischenHandwerkszeitung“ abgelichtet. Dieses Foto erhält fast 100 Jahre später Enkel Wolfgang Schubecker, der das Familienunternehmen bis 2018 inKrofdorf fortführte. Er erzählt dannauch,wiedie handwerklich geprägte Familiengeschichte in der Exklave weiterging. „Ab 1932 – und damit zwei Jahre nach dem Zeitungsartikel –gehörten wir zum Kammerbezirk Wiesbaden“. Mit Folgen für dieKoblenzerKammer, die eine Vielzahl von Mitgliedsbetrieben verlor, aus denen auch Mitglieder der Vollversammlung stammten. Diese wurde um zwei Sitze verkleinert. Geografisch bestand die HwK Koblenz ab sofort aus einem zusammenhängenden Gebiet. Die Zeit der weit entfernten „Außenposten“ war vorbei... Hintergründe auch zum „Handwerker-Erholungsheim in Traben-Trarbach und zu den Exklaven der Koblenzer Handwerkskskammer unter: 125jahre.hwkkoblenz.de Es ist die ungewöhnliche Geschichte des Tischlermeisters Karl Schubecker. Die wird weit außerhalb des Koblenzer Kammerbezirks geschrieben – und doch mittendrin. Karl Schubeckers Gesellenbrief der „Handwerkskammer zu Coblenz“ aus dem Jahr 1905 (oben) und die Eintragung in die Handwerkskammer Wiesbaden (unten). 16 Dokumente: Wolfgang Schubecker

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