Werbung macht er nur selten und hat er genaugenommen auch kaum nötig. Die Menschen imKreisBadKreuznachkennen ihren„Maler Schinkel“, dasUnternehmen, das heute aus Meister Sven Schinkel und einem Auszubildenden besteht. Aufträge erhält er meist auf demganz kurzen, nachbarschaftlichen Dienstweg: „Ein kurzer Anruf, die Leute sagen, was ich machen soll und fragen: wann haste’ Zeit dafür?“, berichtet der 52-Jährige, dermit seinerFrau und jüngsten Tochter, drei Hunden und einerKatze imbeschaulichenWohngebiet Kampen in Bärenbach wohnt. Sein Malerfachbetrieb ist auf den Tag genauso alt wie die Handwerkskammer Koblenz, wurde also am 1. Januar 1900 gegründet. Sven Schinkel ist die vierte Generation, die das Unternehmen führt. Dass er nicht, wie in früheren Zeiten, zehn Mitarbeiter hat und Aufträge bis ins Rhein-Main-Gebiet übernimmt, hat einen sehr gesunden Grund: „Ich will noch was vomLebenhabenundvonmeiner Familie. Das habe ich ganz bewusst entschieden und genau so fühlt sich das Leben viel besser und wertvoller an als früher.“ Früher hat er jedes Wochenende im Büro verbracht, die Buchhaltung gemacht, war unter derWocheHundertevonKilometern unterwegs, um zu seinen Baustellen zu kommen. Auch die größere Belegschaft bedeutete mehr Arbeit. Das will Sven Schinkel nicht mehr. Er hat eineBalancegefunden, umvonseinenAufträgen „zwar nicht reich zuwerden, aber so zu leben,wiewir uns das vorstellen“.Dazu gehört, dass ermit seinerFamiliegern reist, dass erZeit hat fürHundespaziergänge, die sich im Laufe eines Monats auf bis zu 400 Kilometer summieren und dass er seiner Leidenschaft für den1. FCKaiserslautern, für den er seit der Kindheit Dauerkarten hat, besser frönen kann als früher. Dazu kommt, dass sich der Familienvater gern sozial engagiert. So beteiligt er sich regelmäßigam24-Stunden-Spendenmarsch für kranke Kinder, unterstützt gemeinnützige Einrichtungenund setzt sich imTierschutz ein. „Mir ist es wichtig, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Ich bin dankbar dafür, dass es meiner Familie und mir gut geht. Da ist es für mich selbstverständlich, anderen zu helfen.“ SeinArbeitsleben und das Handwerk liebt er gleichzeitig schon immer sehr. Für ihn hätte es nie eine andere Wahl gegeben als nach der Schule in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, von dem er das Unternehmen imJahr 2008übernahm.Die Übernahme ging leicht, der Vater mischte sich im Anschluss nicht ein, sondern unterstützte nur beratend. Außerdem stellt er bis heute in seinem Wohnort Kirn seine Halle für die Ausrüstung des Betriebs zur Verfügung. Dort holen sichSvenSchinkel und sein Azubi, was sie für die jeweiligen Aufträge brauchen. Die reichen vom Verputzen über Fassadengestaltung bis zu Trockenbau und Bodenverlegung. Der Auszubildende ist dabei fester Bestandteil desUnternehmens, soSchinkel. In seinem Betrieb sei immer ausgebildet worden „und das soll auch so bleiben, solange ich Bewerbungen bekomme, was leider in letzter Zeit immerwenigerwird.“Deshalb ist seingrößterWunsch für dasHandwerk, dass die Jugend „in Zukunft wieder mehr Interesse am Handwerk hat“. Kontakt: Maler Schinkel Tel. 06784 903 448 www. maler-schinkel.de Der Bärenbacher Malerbetrieb ist seit 125 Jahren am Start. Meister Sven Schinkel verliert dabei nie das Wesentliche aus dem Blick. Die Jahre des Wiederaufbaus Nach Kriegsende waren von den ursprünglich in Koblenz existierenden 25.635 Wohnungen noch gerade 10.000 bewohnbar, die – zum Teil stark beschädigt – wenigstens ein Dach über dem Kopf boten. Nur 1.500 Wohnungen hatte der Bombenkrieg verschont. Auch das Kammergebäude in der Rizzastraße war komplett zerstört und wurde Anfang der 1950er Jahre von Grund auf neugebaut. Die Zentrale im Friedrich-Ebert-Ring war zu 65 Prozent beschädigt, konnte aber 1950 wieder ihren vollen Betrieb aufnehmen. Koblenz war zudiesemZeitpunkt nochSitz der rheinland-pfälzischen Landesregierung. ZurVollversammlung informierteHauptgeschäftsführer Rudolf Camphausen am 20. April 1950 die Mitglieder über 24.526 Mitgliedsbetriebe, was einem Plus Mehr Leben wagen 11 Jahr 1950 von rund400Betrieben indenerstenvierMonatendes Jahres entspricht. In ihnen arbeiten mehr als 60.000 Beschäftigte und werden 12.000 Lehrlinge ausgebildet. 380 Millionen Mark Gesamtumsatz werden durch das Handwerk im nördlichen Rheinland-Pfalz erwirtschaftet. Im Kammerbezirk gibt es außerdem 328 Innungen. Vorausgegangen war eine Entscheidung des Handwerks, die Pflichtmitgliedschaft in Innungen ins neue Handwerksrecht aufzunehmen. 1950 werden bundesweit 886.500 Unternehmen mit rund 3 MillionenBeschäftigtengezählt, die einVollhandwerkausüben. Meisterkursewurden1950unter anderemimGerber-,Handschuhmacher-, Vulkaniseur- oder Buchbinderhandwerk bei der HwK Koblenz durchgeführt. Im Gegensatz zu den Handwerkskammern Trier und Kaiserslautern verlegte die Koblenzer Kammer ihre Feier zum 50. Jubiläum auf das Jahr 1951. Die Handwerkskammer Rheinhessen mit Sitz in Mainz war erst 1945 gegründet worden und damit die jüngste Kammer im Land. Und so wurde erst am 17. Februar 1951 mit Verspätung das 50-jährige Bestehen der Handwerkskammer Koblenz im Koblenzer Stadttheater gefeiert. Festredner war Ministerpräsident Peter Altmeier, der das halbe Jahrhundert mit seinen zwei Weltkriegen, Besatzungszeiten und einer Weltwirtschaftskrise in den richtigen Kontext setzte, dabei das Handwerk herausstellte als unermüdlichen Motor für Wirtschaftskraft und Wiederaufbau. Für Stehvermögen sprechen auch die Zahlen einer Handwerkszählung zum Jahreswechsel 1950: von den rund 865.000 Handwerksbetrieben Westdeutschlands bestehen 50.000 länger als 100 Jahre und 150.000 mehr als 50 Jahre. Als wirtschaftliche Störfaktoren werden durch das Koblenzer Handwerk Steuerüberlastungen, Kreditrestriktionen gegenüber Handwerksbetrieben und eine zunehmende Geldknappheit genannt. Die ausgebombte Jesuitengasse steht beispielhaft für die Zerstörungen in Koblenz.
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