Papa ist mit 30 Azubi in Teilzeit Auf die Bank aus Massivholz ist Daniel Jungbluth sichtlich stolz: „Die wird jetzt noch lackiert, dann ist sie fertig“, erklärt er und posiert bewusst nur mit ausgeschaltetemSchleifgerät fürsFoto. Immerhinhat er viele Stunden daran gearbeitet, bis aus der grobenEschenholzbohle eine schlicht-elegante Bank wurde. Ein selbstgebautes Möbelstück zu präsentieren, macht ihn glücklich und bestätigt ihm auf einen Blick, dass es richtig war, sein Leben mit 30 Jahren komplett umzukrempeln. Nach der Schule hatte Daniel Jungbluth zunächst einen ganz anderen Weg eingeschlagen: In der Nähe von Mainz aufgewachsen, machte er eine dreijährige Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration, arbeitete erfolgreich in leitender Position. Nach einigen Jahren spürte er aber, dass ihn dieser Beruf nicht erfüllt und hörte auf sein Bauchgefühl. Das führte ihn direkt in eine Schreinerei. „Mein Vater ist Tischlermeister. Er hatte mir abgeraten, nach der Schule die gleiche Ausbildung zu machen, weil er das Handwerk zu seiner Zeit als ,Knochenjob’ erfahren hat.“Trotzdemsteckte Jungbluth das Arbeiten mit Holz wohl einfach im Blut. Schon als Kind hatte er gern in der Werkstatt desVatersmitgewerkelt, bekam dort früh eine eigene Werkbank. Als Erwachsener wurde das Bauen von Möbeln oder Reparaturen für Bekannte in der eigenen kleinen Werkstatt zu seinem Hobby. Dasmachte sichbezahlt, als er nun den Sprung in ein zweites Arbeitsleben wagte. „Meine Frau und ich sind 2015 und 2017 Eltern geworden. In meinem früheren Job war ich viel unterwegs, das hat nun nicht mehr zu meinem Leben gepasst.“ 2022 nahm er Elternzeit, die er auch dafür nutzte, in einer Schreinerei auszuhelfen.DieArbeit begeisterte ihnund nachdem er seine Pläne mit seiner Frau besprochen hatte, bewarb er sich bei der Holzwerkstätte Kutzner&Ritzdorf in Bad Breisig. Dieses Unternehmen hatte ihm Claudia Wildermann vermittelt, die als engagierter Ausbildungscoach der HandwerkskammerKoblenzeinhervorragendes Gespürdafürhat,welcheUnternehmenund Ausbildungswilligen zueinander passen. Tatsächlich brauchte Jungbluth besonders offeneArbeitgeber: Er ist vergleichsweise alt als Einsteiger und absolviert seine Ausbildung inTeilzeit (siehe Text rechts), da er sich die Kindererziehung mit seiner Frau teilt. Außerdem ist er direkt im zweiten Lehrjahr eingestiegen, da seine Ausbildung auf zwei Jahre verkürzt ist. „Normalerweise sind wir bei Teilzeitjobs skeptisch, aber dann haben wir gedacht, wir machen das. Daniel hat auf Fotos gezeigt, was er bereits allein hergestellt hat. Das sah gut aus. Außerdem hat er ein hervorragendesVerständnis fürCNC-Maschinen“, erklärt Chef Mike Kutzner. Und der andere Chef Martin Ritzdorf (beide Foto rechts) ergänzt: „Durch unsere Vielfalt sind wir flexibel. Er kann an seinem vollen Arbeitstag auf Baustellen arbeiten und anhalbenTagen inderWerkstatthalle, um sich mittags pünktlich um die Töchter zu kümmern.“ Nach elf Monaten sind alle hochzufrieden: Jungbluth liebt seine neue Arbeitswelt unddieChefs freuen sichüber den außergewöhnlich wissbegierigen, selbstständigenAzubi, der später auf jeden Fall den Meister machen will. Kontakt: Holzwerkstätte Kutzner& Ritzdorf Tel. 02642 9939 797 www.kutzner- ritzdorf.de So klappt die Ausbildung in Teilzeit Eine Ausbildung in Teilzeit ist seit 2020 keine Ausnahmeregelung mehr, sondern grundsätzlich für alle zulässig. Hier sind einige Eckdaten dazu: ImDetail erläutert dieArbeitsgemeinschaft (AG)derHandwerkskammernRheinland-Pfalz, dass bei der Teilzeitausbildung die tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit inklusive Berufsschule nach Bedarf um bis zu 50 Prozent verkürztwerdenkann. SokannmandieAusbildungoptimal anpassen. „Esmuss gewährleistet sein, dass dieAuszubildenden trotz Kürzung der betrieblichen Ausbildung mit den Betriebsabläufen und Ausbildungsinhalten vertraut gemachtwerden“, erklärt dieAGdazu.DieKurseder überbetrieblichenAusbildungsindzu100Prozent zubesuchen. Informationen gibt es bei der HwK Koblenz: ausbildung@hwk-koblenz.de Tel. 0261 398 333 09 Daniel Jungbluth ist der beste Beweis dafür, dass eine Ausbildung im Handwerk so gut wie immer möglich ist. Der gelernte IT-Spezialist und Familienvater macht eine verkürzte Tischler-Lehre in der Holzwerkstätte Kutzner&Ritzdorf in Bad Breisig.
RkJQdWJsaXNoZXIy NzU4Mzk=