Handwerk Special Nr. 247 vom 03.07.2024

Olympische Goldhände Dass Uli Becker mit den Händen arbeiten würde, war früh klar: Von Geburt an ist er stark sehbehindert. Die Zeit in einer Regelschule war für ihn eine Qual und der heute 81-Jährige aus Diez im RheinLahn-Kreis war froh, als er mit 13 Jahren eine Lehre zum Holzbildhauer beginnen konnte. Nach der bestandenen Gesellenprüfung arbeitete er ein Jahr für seinen Ausbildungsbetrieb Kilb in Niederselters und stellte Dekoelemente für Stilmöbel her. Als das Unternehmen umstrukturiert wurde und Uli Becker ausschließlich Möbel bei Kunden aufbauen sollte, suchte er sich angesichts seiner Sehbehinderung ein neues Betätigungsfeld für seine begabten Hände. In Frankfurt absolvierte er eine Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister, bildete sich zum Sportphysiotherapeuten weiter und arbeitete von 1965 an 40 Jahre lang als Masseur und Abteilungsleiter im Diezer Krankenhaus. Nebenher betreute er ein Schwimmbad mit Sauna in Offheim und kam dabei durch Zufall in Kontakt mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft. Deren Physiotherapeut war ausgefallen, Uli Becker sprang ein und damit begann das aufregendsteKapitel seinesBerufslebens: Er betreutedieHockeynationalmannschaft der Herren 18 Jahre lang, begleitete das Team zu den Olympischen Spielen nach Los Angeles, Seoul und schließlich Barcelona, wo er beimgrößtenTriumph dabei war, als die deutschen Hockeyspieler die Goldmedailleholten.DieSportler betreute er vor und nach dem Spiel sowie natürlich bei akutenProblemendirekt auf demSpielfeld.Was dort vor sichging, ließ er sich auf derBetreuerbank „simultanbeschreiben“. Mit der Mannschaft war er dabei so eng verbunden, dass sie ihmnach ihremgrößten ErfolgeineReplikderGoldmedaille anfertigen ließ und ihn bis heute zuNachtreffen einlädt – zuletzt nachMallorca – uman die Goldplatzierungvor 30 Jahrenzuerinnern. Auch die Damen-Hockeynationalmannschaft betreute er bei 70 Länderspielen und bis zum Weltmeistertitel in Buenos Aires. Sein exzellenter Ruf verbreitete sich schnell bei vielen Vereinen. Eines Tages meldete sich eine Firma, durch die er medizinisches Taping kennenlernte. Er wurde Experte und machte die effektive Methode zur schnellen Stabilisierung und Schmerzlinderung in Seminaren bekannt, die ihn bis nach China führten. Und er entwickelte sein legendäres „6x6 des Aufwärmens“, als er bei seinenBehandlungen merkte, dass viele Sportler sich nicht gut vorbereiten auf eine sportliche Belastung. Becker ist selbst begeisterter Leichtathlet und stolz auf seine Marathonbestzeit von 3:13Stunden.Alsostellteer sechsÜbungsartenzusammen, dieDehnung,Kräftigung und Spannung in Einklang bringen, um Verletzungen vorzubeugen. Das Konzept brachte er Dutzenden Vereinen nahe. Er selbst ist nach wie vor fit. Der 81-Jährige behandelt in seiner Privatpraxis Sportler und Patienten, die auf Empfehlung von Ärzten oder Verbänden zu ihm kommen, denn: „Das Schönste, was ich aus meiner Sehbehinderung machen konnte, war es immer, wenn ich anderen Menschen ein bisschenweiterhelfenkonnte!“DieOlympischen Spiele wird er auch in diesem Jahr genau verfolgen, denn: „Ich bin einfach verrückt nach Sport!“ Kontakt: Ulrich Becker Tel. 06432 7910 65582 Diez Der Karriere den Feinschliff geben Das Holzgewerbe hält spannende Berufsfelder mit ausgezeichneten Perspektiven bereit – und das für künstlerische, kreative oder bodenständige Typen. Tischler ist der Überbegriff, unter dem sich für die Arbeit mit dem Naturwerkstoff Holz jede Menge Vielfalt verbirgt. Die unterschiedlichen Berufe der Branche mit ihrer in der Regel dreijährigen Ausbildung haben dabei eines gemeinsam: Es geht darum, das Beste aus edlen Hölzern und anderen natürlichen Materialien herauszuholen. Als Holzbildhauer, Tischler oder Flechtwerkgestalter ist Kreativität willkommen, um Produkte nach eigenen Vorstellungen zu schaffen und die Kundschaft zu begeistern. Für eher bodenständige Typen bietet beispielsweise die Ausbildung zum Parkettleger spannende Möglichkeiten. Infos: service-center.hwk-koblenz.de/berufe-az/t/tischler-in/ 12 Uli Becker aus Diez ist gelernter Holzbildhauer, fast blind und hat an drei olympischen Spielen teilgenommen: Als Sportphysiotherapeut und Masseur hielt er die Hockey-Nationalmannschaft fit, wurde zum Taping-Papst und sorgte mit seinem „6x6“ für Furore.

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