Handwerk Special Nr. 243 vom 15.09.2023

Der Lanz-Flüsterer 1921 rollte das erste Modell in Mannheim vomBand.Dassdiese„Ackerschlepper“unverwüstlich sind, beschreibt ein Exemplar inderWerkstattvonChristianSpiekermann auf besondere Weise. Es ist aus dem Jahr 1921 – damit also über 100 Jahre alt und stammt aus dem Lanz-Museum. „Wir zerlegen diesen Ur-Lanz in alle Einzelteile, überarbeiten diese und bauen am Ende die Maschine wieder so zusammen, dass sie einwandfrei funktioniert.“ So einfach kann das sein, wenn die Basis stimmt. Die hat, ganz nach Modell und Baujahr, bis zu zehn Liter Hubraum „und schluckt alles, was irgendwie Paraffine enthält“, erklärt derFachmann, der sichseit frühester Kindheit für diese sehr markanten wie auch beliebten Fahrzeuge begeistert. Es muss also nicht Diesel sein. Selbst altes Frittenfett oder Butter lassen den Motor laufen, der deshalb auch als „Vielstoffverbrenner“ gilt. Eigentlich ist Spiekermann Diplom-Soziologe, doch das Handwerk und die Lanz-Traktoren haben ihn früh in ihren Banngezogen. Sowurde der heute 47-Jährige vor 15 Jahren Mitarbeiter in einer Fachwerkstatt. Im Sommer 2022 hat er diese übernommen und ist nun selbst Chef des Lanz-Mannheim-Stützpunkts imWesterwälder Hilgert mit acht Mitarbeitern, darunter vier Lehrlingen. „Da Lanz einst Weltmarktführer war und die Traktoren ewig halten, haben wir Kunden rund um den Globus wie auch in direkter Nachbarschaft. Eigentlich steht noch immer in jedem Dort ein Lanz“, weiß Spiekermann aus eigener Erfahrung. Allein im Umkreis von 20 Kilometern sind es über 100 Fahrzeuge, die er natürlich alle kennt. DieeinfachstenAusführungenhattennicht einmal Kabel für eine Stromübertragung. „Da gab es weder Licht noch anderen elektrischen Schnickschnack“, lacht Spiekermann, der schon als Zehnjähriger stolzer Lanz-Besitzer war. Heute repariert oder restauriert er nicht nur diese rollenden Zeitzeugnisse. Auch ein imposantes Ersatzteillager mit über 19.000 Produkten gehört dazu. Für alle Modelle und Fälle ist etwas dabei. Dank Internetvermarktung ist auch hier die Nachfrage weltumspannend. Für den Lanz-Flüsterer Spiekermann hat sich so Leidenschaft, Beruf und (Jung-) UnternehmertumineinemTraktor vereint. Und das spürt man deutlich bei einem Besuch im Betrieb: da geht einer mit viel Herzblut und Sachverstand zu Werke. Kontakt: Spiekermann GmbH & Co. KG Tel. 02624/ 948 891 www. derlanzmannheim.de Die lange Lanz-Geschichte 1859 wurde die Heinrich Lanz AG als Landmaschinenhersteller in Mannheim gegründet. Zwischen 1921 und 1960 fertigte das Unternehmen den Lanz Bulldog mit einer Stückzahl von fast 220.000 Exemplaren. Dank seiner einfachen, sehr robusten Bauweise gilt der „Ackerschlepper“ als unverwüstlich und hat eine große Fangemeinde. In seinem Unternehmen bietet Christian Spiekermann nicht nur handwerkliche Leistungen an, sondern auch 19.000 Ersatzteile und sogar Nachdrucke von Betriebsanleitungen. Sein Betrieb ist Lizenznehmer des Unternehmens John Deere, das die „Heinrich Lanz Mannheim AG“ Ende der 1950er Jahren übernahm. Spiekermann und sein Team arbeiten im Schwerpunkt Reparatur und Wartung von Lanz-Traktoren, wofür er aufgrund einer Altgesellenregelung nach bestandener Prüfung 2022 in die Handwerksrolle der HwK Koblenz eingetragen wurde. Foto: privat 12 Viiiieeeel Hubraum, ein Zylinder und wenn die Maschine startet, ist das ein Festival für alle Sinnesorgane. Die Rede ist vom Traktor Lanz Bulldog, der längst Kultstatus genießt. Christian Spiekermann widmet sich beruflich dieser außergewöhnlichen Landmaschine.

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