Handwerk Special Nr. 240 vom 22.10.2022

Im Bootsbau die Nummer 1! Ausgerechnet der 24. Geburtstag und die Meisterfeier fielen auf einen Tag. So gab es am25.SeptembergleichzweiGlückwünsche vom schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther, denn neben ihrem JubiläumkonnteAnnabelleScherhagbei der Handwerkskammer Lübeck auch den Meistertitel als Boots- und Schiffbauerin feiern –miteinemSpitzenergebnisalsDeutschlands beste Meisterin ihres Jahrgangs! Es ist ein außergewöhnlicher Lebensweg, der seinen Ursprung in Koblenz hat. An der Mosel im Stadtteil Güls aufgewachsen, gab es schon immer eine enge Verbindung zu Wasser und Booten. Entsprechend fällt Annabelles Entscheidung nach dem Abitur und zwei Praktika aus: keine Uni, sondern eine Ausbildung zur Bootsbauerin soll es sein. Ausbildungsbetriebe gibt es vorzugsweise an der Küste. Und so zieht sie um ins holsteinische Plön und erlernt ihr Handwerk von der Pike auf bei einer etablierten Werft mit 70 Mitarbeitern. „Es war wirklich alles dabei:Holz-undMetallbearbeitung,Elektrik, Innenausbau, Kunststoff- und Laminierarbeiten, Masten stellen und Segel trimmen. Ein vielseitiges und abwechslungsreiches Handwerk“, schwärmt die Koblenzerin, selbst auch aktive Seglerin. Was das Werft-Team um Annabelle den Kunden bietet, ist eine Mischung aus Traumerfüllung und schwimmendem Mikrokosmos, in dem alles funktionieren muss. „Man übernimmt natürlich sehr viel Verantwortung, denn wenn so ein Boot auf denWeltmeeren unterwegs ist, muss unsere Arbeit einwandfrei funktionieren.“ Die Kunden sind oft Menschen, die sich einen Lebenstraum erfüllen. Sie freuen sich auf ein handgefertigtes und individuelles Boot, das genau nach ihren Bedürfnissen gefertigt wird. Daran darf man als junger Mensch mitarbeiten. Eine schöne Erfahrung!“ Nach der Ausbildung beginnt sie die Meistervorbereitung sowie ein Wirtschaftsingenieursstudium.Die einzigeHandwerkskammer, die fachpraktische Teile im Rahmen der Meistervorbereitung anbietet, liegt in Lübeck. Die Theorie wird zum Heimspiel bei der Handwerkskammer Koblenz. Und auch das Studium absolviert sie in Koblenz. Eine Doppelbelastung, die sehr gut gelingt, denn die Meisterprüfung legt sie unter allen 21Teilnehmernmit dembestenErgebnis ab. Wenn man sich mit der jungen Handwerksmeisterin unterhält, erzählt sie unaufgeregt und bescheiden über ihren bisherigen Werdegang. Dass sie nun auch schon als Jungunternehmerin in ein etabliertes Unternehmen eingestiegen ist, das an der Mosel mit Booten handelt, Motoren wartet und repariert, empfindet sie als große Chance. Auch hier spielt der Meisterbrief eine wichtige Rolle, denn „im Gewerk Bootsbau gilt die Meisterpflicht. Mit dem Meisterbrief verbindet sich Wissen und er eröffnet mir viele berufliche Möglichkeiten, bietet Sicherheit!“ Verantwortung übernehmen und trotzdem Freiheiten genießen – das ist Annabelle Scherhag wichtig. Die Frage, wo siesichselbst indiesemEntwicklungsprozess momentansieht,beantwortet sienachkurzem Nachdenken: „Ich bin mit den Entscheidungen, die ich bisher getroffen habe, sehr zufrieden .“ Mit 24 Lebensjahren und dem, was sie bereits alles erreicht hat, ein starkes Fazit.Undganzsicher aucheingutesVorbild für andere – Jüngere wie Ältere! Kontakt: Wassersportzentrum Grühn GmbH, Koblenz-Metternich Tel.: 0261/ 22 843 www. wassersportzentrum. com Scherhag´sche Meistertradition Als beste Bootsbauermeisterin erhielt Annabelle Scherhag ihren Brief aus Händen des schleswig- holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther. Der Name Scherhag verbindet sich in Koblenz eher mit Straßenverkehr, Kraftfahrzeugen und dem Handwerk. Annabelle Scherhag setzt nun neue Akzente und hat das Wasser mit seinen Transportmitteln erobert. Sie ist Tochter von Petra und Mark Scherhag, Enkelin von Helga und Karl-Heinz Scherhag, der 1960 mit 23 Jahren in Güls das gleichnamige Autohaus gründete. Auch mit demhandwerklichenEhrenamt ist derNameScherhageng verbunden. Karl-Heinz war von 1988 bis 2009 Präsident der Handwerkskammer (HwK) Koblenz, Sohn Mark ist seit 2014 HwK-Vizepräsident. Beide haben die Meisterprüfung im Kfz-Handwerk abgelegt. Annabelle setzt die Meistertradition nun in dritter Generation fort. 03 Foto: ;ichael Jordan Foto: ;privat Deutschlands beste Bootsbauermeisterin kommt aus Koblenz und heißt Annabelle Scherhag (Foto). Die Geschichte einer 24-Jährigen, in deren Lebensplanung das Handwerk eine zentrale Rolle spielt. Foto: HWK Luebeck Dirk Silz

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