Handwerk Special Nr. 236 vom 11.09.2021

Inhalt / Vorwort Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich Nr. 236 11. September 2021 www.handwerk-special.de 2 aus dem Inhalt: Liebe Leserinnen und Leser, seit 1989 publiziert die Handwerkskam- mer Koblenz in Zusammenarbeit mit der Rhein-Zeitung das Magazin „Handwerk Special“. Es ist ein Abbild des Handwerks in der Region mit ihren Meistern, Mitar- beitern, Handwerksbetrieben und deren Leistungen. Also aus dem Leben gegriffen und authentisch dargestellt über reale Fälle, die wir redaktionell aufgreifen. Als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskam- mer schreibe ich seit 2018 an dieser Stelle ein Vorwort, das die Inhalte einer Ausgabe zusammenfasst wie auch die handwerks- politische Großwetterlage aufgreift. Für die vorliegende Ausgabe lautete das Schwerpunktthema „Start ins neue Aus- bildungsjahr“. Es lautet immer noch so. Sie werden entsprechend auf den nächsten Seiten viele Geschichten über Lehrlinge von heute und gestern nachlesen können. Doch die Ereignisse im Ahrtal Mitte Juli haben vieles verändert und wirken natür- lich auch in die Arbeit der Handwerks- kammer, des Gesamthandwerks in Rhein- land-Pfalz und ganz Deutschland hinein. Natürlich greifen wir auch das auf. Seit jener Katatrophennacht mit ihrer Flut und einer bis dahin unvorstellbaren Zerstö- rungskraft übernehmen wir Verantwortung im handwerklichen Krisenmanagement. Nicht nur die fast 600 betroffenen Hand- werksbetriebe entlang der Ahr erwarten Hilfe. Auch bei der Beseitigung der Schäden und dem Wiederaufbau steht das Handwerk im Mittelpunkt von Deutsch- lands größtem Wiederaufbauprojekt. Denn das Hochwasser hat zwar rein fak- tisch eine Linie hinterlassen: auf der einen Seite totale Zerstörung, leider auch viele Todesopfer und Verletzte. Auf der anderen Seite und fast wie mit dem Lineal gezogen eine scheinbar heile Welt. Wenige Zentime- ter trennen nach dieser Nacht Versehrtheit und Zerstörung. Scheinbar. Denn heute wis- sen wir: die Grenze dieser beiden Welten wurde sehr schnell durch enorme Hilfsbe- reitschaft aus dem gesamten Bundesgebiet, durch großartige Unterstützung in perso- neller, materieller und finanzieller Hinsicht aufgehoben. Es gab nicht „die da im Ahr- tal“ und „wir da draußen“. Will man dieser Katastrophe jenseits des großen Leids etwas abgewinnen, ist es die Solidarität unter den Menschen. Diese zutiefst menschliche Seite steckt auch in dieser Krise. Wir als Handwerkskammer sind Teil dieser Solidargemeinschaft. Wir haben von der ersten Stunde an Verantwortung im hand- werklichen Krisenmanagement übernom- men. Dafür spricht das Zitat eines Tisch- lermeisters aus Dernau, der gegenüber den Wirtschaftsministern aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sagte: „Bevor ich überhaupt die Handwerkskammer um Hilfe bitten konnte, stand schon einer ihrer Mitarbeiter in der Firma.“ Da waren die Wassermengen noch auf dem Hof und al- les sah nach grenzenlosem Chaos aus. Zugegeben: Es war alles andere als ein- fach, in dieser Situation Strukturen und ein effektives Krisenmanagement aufzubauen. Wir haben Tempo in die Sache gebracht – zusammen mit den Kreishandwerker- schaften und Innungen, mit vielen Partnern vor Ort und aus ganz Deutschland. Unsere Hauptgeschäftsfüh- rer Ralf Hellrich Kontakt: Handwerkskammer Koblenz, Tel. 0261/ 398-103 ralf.hellrich@hwk- koblenz.de Ahr-Akademie in Bad Neuenahr-Ahrweiler war in den ersten Tagen „Not-Büro“ für betroffene Handwerksbetriebe, denn dort gab es noch Strom und Internet. Heute ist die Akademie jeden Dienstagabend Anlaufstelle für das Krisenmanagement. Dann sitzen Handwerker, Vertreter von Handwerksorgani- sationen, Verantwortliche der Krisenstäbe von ADD und Landesregierung am Tisch mit Bürgermeistern, Energiever- sorgern oder Hilfsorganisationen. Diese Runden wechseln in ihrer Zusammensetzung und den besprochenen Themen, denn die Krisenbearbeitung ist ein hochdynamischer Prozess. Die Themenfelder mit ihren Problemstellungen wechseln von Woche zu Woche, manchmal von Tag zu Tag. Das sollte man auch wissen, wenn hier und da Kritik geäußert wird. Nicht alles ist gut gelaufen, das wissen auch wir. Doch angesichts der Dimension dieser Katastrophe und ihrer Bewältigung können wir heute, fast zwei Monate nach der Katastrophennacht, auch sagen: Das Engagement und die Hilfsbereitschaft, der enorme Einsatz vieler Freiwilliger, vieler Ehrenamtlicher – auch und besonders aus dem Handwerk, und ich möchte stellvertretend für alle Kreishandwerksmeister Frank Wershofen nennen, der mit seinem SHK-Betrieb ebenfalls vollständig „abgesoffen“ ist, wie er es selbst beschreibt – hat vieles mehr als kompensiert. Neben dem Wiederaufbau des eigenen Betriebes müssen die- se Krisenmanager ihre Kunden versorgen, Hilfsmaßnahmen koordinieren und all das mit einem komplexen Krisenma- nagement vor Ort abstimmen. Dabei unterstützen wir sie mit allen Kräften. Für sie und die vielen betroffenen Bewohner des Ahrtals organisiert das Handwerk ein Wiederaufbau-Projekt, das die alte Heimat nicht wiederbringen, aber eine neue, si- cherlich auch schöne und irgendwann vertraute schaffen wird. Das wird dauern und es wird immer wieder Rückschläge oder Hemmnisse geben. Doch wenn wir weiter zusammenhalten wie bisher, wird es gelingen. Packen wir es an! Ihr Seite 9 über 2 Millionen Aufrufe des TikTok-Kanals „JAzubi“ – die Story dahinter. Titel Johann Prangenberg (94) erzählt über seine Lehr- zeit und gibt sein Fachwissen an Enkel Jonas weiter. ab Seite 6 Start in die hand- werkliche Ausbildung – wir stellen einige Lehrlinge vor. ab Seite 3 das Handwerk über- nimmt nach der Flutkatastrophe Verantwortung beim Wiederaufbau.

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