Handwerk Special Nr. 235 vom 19.06.2021

Le Mans in Mendig: Rennfahrzeuge und die Teststrecke Flugplatz Nr. 235 19. Juni 2021 www.handwerk-special.de 9 Münch, der Kfz-Überflieger Die Geschichte von Kfz-Technikermei- ster Anton Münch ist definitiv die eines Überfliegers. Der viel Wert auf Boden- haftung legt. DieWerkhalle amFlugplatzMendig weist keine Firmenbeschriftung aus. Der große Renntransporter vor der Tür trägt die Farbe „unauffällig-weiß“. Der Chef passt gut in diesesAmbiente: unaufgeregt, unkapriziös und völlig auf Fahrzeuge fokussiert. Wer die Halle betritt, dem schlägt eine heftige Welle außergewöhnlicher Automobilge- schichte entgegen. PS-Parallelwelten tun sich auf, und eine Zeitreise beginnt, denn hier steht der 1954er Le Mans-Teilnehmer neben einem seiner Nachfahren von 2020. Der eine hat nicht einmal Kopfstützen und ein Ersatzrad im Kofferraum, der andere ist komplett aus Carbon gefertigt und der zweitschnellste Prototyp auf diesem Planeten. AntonMünchwirkt wie der Dirigent dieses automobilen Orchesters. Ruhig und sach- lich erklärt er das Werkstattleben, zu dem eine hochtechnisierte Motorenabteilung und auch eine Getrieberevision gehört. „Hier investieren wir gerade kräftig in CNC-Anlagen“. Als wenn dieAusstattung nicht schon modern genug wäre! Doch Stillstand geht nicht. Auch das ist Über- flieger-Mentalität. 2013 hat sichMünchmit 26 Jahren in einer Halle inWeißenthurm als Einmannbetrieb selbständig gemacht. Schon damals gut vernetzt, schaffte er den Spagat ausmoder- ner Kfz-Technik undOldtimerkompetenz. Bald wurde die Werkstatt zu klein. Ein neuer, größerer Standort in Ochtendung wird bezogen. 2018 folgt der Sprung an den FlugplatzMendig, der bis 2008 von der Bundeswehr betriebenwurde und als Kon- versionsobjekt insbesondereUnternehmen der Kfz- und Luftfahrtbranche anzog. Für Münch, seine Fahrzeuge und Kunden ein Riesenvorteil, denn die Start- und Lan- debahn ist Teststrecke. Hallentor auf und direkt ab auf Probefahrt. Die kann extrem ausfallen, denn derMünch-Fuhrpark bietet Vertreter mit 900 kg Gewicht und 600 PS, die ausschließlich für den Rennsport entwickelt wurden. Le Mans-Prototypen zählen dazu, aber auch Formel-Fahrzeuge. In acht Jahren vom Existenzgründer zum europaweit gefragtenExpertenhistorischer Rennfahrzeuge, zum Motorenbauer, Re- staurator höchst seltener Fahrzeuge, zum Anbieter von Trackdays auf renommierten Rennstrecken: dann dürfen die Kunden selbst ans Steuer. Der Werdegang des 34-jährigen Anton Münch ist beeindru- ckend und spricht für die Möglichkeiten im Handwerk. Denn als junger Meister hat er die Grundlage gelegt und konse- quent seine Entwicklung in einer Nische vorangetrieben. Acht Mitarbeiter zählt die Edel-Auto-Schmiede heute „und es könnten gerne mehr sehr! Wir suchen dringend qualifizierte Mitarbeiter“. Die können Teil einer Erfolgsgeschichte werden, die 2025 mit eigenem Team und Fahrzeugen in Le Mans fortgeschrieben werden soll – „ein lang gehegter Traum!“. Auch den Weg dorthin hat Münch sorg- fältig abgesteckt. „Man muss ehrgeizige Ziele haben. Nur dann geht es vorwärts.“ Irgendwie ist man überzeugt, dass er auch dieses erreichen wird. Kontakt: Rennsporttechnik- Münch Tel. 02652/ 551 94 72 rennsporttechnik- muench.de Überflieger gelten als Charaktere, die ab der Start- linie die Nase vorne haben und besonders erfolgreich sind. Wenn ein Überflieger-Unternehmen seinen Standort an einem ehemaligen Flugplatz hat, wird die Sache doppeldeutig. Anton Münch (unten) betreibt sein Kfz-Unter- nehmen seit 2018 am Flugplatz Mendig. Le Mans-Klassiker Frazernash, der 1954 beim Traditionsrennen am Start war.

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