Handwerk Special Nr. 232 vom 12.09.2020

Traditionelles Handwerk im Aufschwung Nr. 232 12. September 2020 www.handwerk-special.de 10 Trendberuf Zimmerer Kaum ein anderer Beruf vereint Tradition und Moderne auf so vielfältige Weise wie der Beruf des Zimmerers. Vielfältig sind auch die Beweggründe dafür, diesen Beruf zu wählen. Zwei Auszubildende mit ganz unterschiedlichen Geschichten sind Benja- minSchmidtundFrankVonderschen.Beide sindimzweitenLehrjahr,dochbereitsdamit hören die Gemeinsamkeiten auf. Benjamin Schmidt (im Bild oben rechts) entschied sich nach seinem Abitur 2018 für einenAuslandsaufenthalt.Inden17Monaten seiner „Work & Travel“-Reise führte es ihn nach Neuseeland, Singapur, Tasmanien und Australien: Von der Arbeit imFleischereibe- trieb bis hin zumSnowboardladen inAustra- lien sammelte er vieleEindrücke. „Nachdem Abitur wusste ich zunächst nicht genau, in welche Richtung es gehen soll. Auf meiner ReisehabeichbeimBauvonHüttengeholfen, mit Einheimischen gewerkelt und selbst mit angepackt. Da habe ich schnell gemerkt: Das ist was für mich!“, fasst er zusammen. Zurück in Deutschland, saß er abends im Garten mit seinem Nachbarn, einem Zim- merer, zusammen und erzählte ihm von seinen Eindrücken. „Da kam die Idee auf: Warum eigentlich nicht?“ Gesagt, getan. Eingestiegen ist der 23-Jährige dankAbitur direkt im zweiten Lehrjahr im Traditions- unternehmen Huf Haus in Hartenfels. Er ist sich sicher, „genau die richtige Wahl getroffen zu haben. Das gemeinschaftliche AnpackenmachtSpaß,unddieeigeneArbeit wird geschätzt.“ Frank Vonderschen begann 1997 sein Studium zum Sportwissenschaftler. Nach Absc-hluss des Diploms ging es ins Nachbarland Niederlande, genauer gesagt in die Region Flevoland. In einer Wind-, Surf- und Segelschule verantwortete er als Campleiter 15 Jahre lang rund 20Mitarbei- ter und bis zu 120 Surfschüler. „Bereits in dieser Zeit habe ich das Handwerk immer geliebt. Alle Regale, Boardständer oder Blockhütten haben wir selbst gebaut“, blickt er zurück. Im Januar diesen Jahres entschlossen sich seine Freundin und er zu einemNeubeginn. „Sie kommt vom Bodensee, ich war in Holland. Da haben wir uns für die Mitte entschieden“, erklärt der 44-Jährige die Entscheidung für dieWohnortwahl Plaidt. Was als privater Neustart begann, mün- dete schnell auch in beruflicher Hinsicht zu einem Wechsel. „Mir war mit dem Umzug klar, dass ich nun auch den Weg ins Handwerk mit einer Ausbildung als Zimmerer gehen möchte. Ich bin einfach gerne im Freien, habe Spaß daran, Sachen zu erschaffen und die Fortschritte der Ar- beit zu sehen“, sagt Frank Vonderschen. MitdemHandwerksbetriebHolzbauWeber in Plaidt hat der 44-jährige Diplom-Sport- wissenschaftler und angehende Zimmerer- geselle einen Betrieb gefunden, der zeigt, dass im Handwerk nicht zählt, wo man herkommt, sondern wo man hin möchte. Für FrankVonderschen ist die Ausbildung Herausforderung und Erfüllung zugleich. „Mir gefällt der Ton und das Klima im Handwerk einfach. Es ist rau, es ist ehrlich und genauso authentisch“. DieMeisterqua- lifikation haben beide Lehrlinge mit Blick auf die Zukunft bereits jetzt als Option vor Augen. Kontakt: HwK-Ausbildungs- beratung Tel. 0261/ 398-333, ausbildung@ hwk-koblenz.de Das Zimmererhandwerk in Zahlen Das Traditionshandwerk Zimmerer ist im Auf- schwung! Immer mehr junge Menschen finden den Weg zu einem Handwerk, das mit Blick auf die aktuellen Ausbildungszahlen voll im Trend liegt. Waren es im Jahr 2019 noch 52 neue Aus- zubildende, ist die Zahl in diesem Jahr auf 64 Lehrlinge gestiegen. Das dies trotz oder gerade wegen der aktuellen Auswir- kungen rund um die Pandemie anhält, macht deutlich: Handwerkistattraktiv!IneinerZeit,inderSchulenschließen oder der eigene Studiengang im Wohnzimmer vor dem Laptop stattfinden muss, bietet die „Wirtschaftsmacht von Nebenan“Kontinuität undVielfalt. Informationen zurAus- bildung imHandwerk gibt dieHwK-Ausbildungsberatung. Kontakt: aubira@hwk-koblenz.de Ein Handwerk, das seine eigenen Geschichten schreibt – auch durch Lehrlinge mit außergewöhnlichen Biografien.

RkJQdWJsaXNoZXIy NzU4Mzk=