Handwerk Special Nr. 228 vom 06.09.2019

Handwerk in Idar-Oberstein auf Koblenzer Markt Nr. 228 6. September 2019 www.handwerk-special.de 4 Der richtige Blick für perfekte Edelsteine „Man sieht es.“ Auf Fragen zur Qualität von Edelsteinen gibt Meister Jürgen Mül- ler einfache Antworten. Dahinter stehen 40 Jahre Berufserfahrung. Vier Jahrzehnte, in denen sich auch in seiner Heimatstadt Idar-Oberstein einiges geändert hat. In der Wilhelmstraße haben der 57-Jährige und seine Frau Beate einen Traumverwirk- licht: LebenundArbeitenunter einemDach – viele sprechen darüber, doch sie haben es geschafft. Das bringt Zeit- und Spielräume. Das Ehepaar vertreibt die Schmuckkre- ationenaus der eigenenEdelsteinschleiferei direkt, vor allem, um der Konkurrenz aus dem Ausland zu trotzen. Wie so mancher Kollege aus der Stadt an der Nahe auch. War Idar-Oberstein einst dieHauptstadt der großenEdelsteinbetriebe inEuropa, prägen heute Kleinbetriebe die Szene: „Drei, vier Große sind noch da“, erklärt JürgenMüller. Die Struktur hat sich gewandelt, die „Kleinen“ kooperieren heute in einer re- gen Ateliergemeinschaft und sie sind auf Kunsthandwerkermärkten präsent. Bei den Müllers kümmert sich Ehefrau Beate (53) um den Verkauf auf Märkten. „Ohne sie ginge es nicht“, betont der Edelsteinschleifermeister, der seit einer schweren Erkrankung zeitweise auf den Rollstuhl angewiesen ist. Daran, Schmuck zu entwerfen und zu realisieren oder einfach nur wunderschönes Material für Juweliere zu schleifen, lässt er sich trotz der Einschränkung nicht hindern. Ganz imGe- genteil. Sein berufliches Hauptproblem ist es nämlich, Rohmaterial zu beschaffen, das seinenQualitätsmaßstäbengenügt.Denndie gängigen Großhändler müssen oft passen, Kontakt: Edelsteinschleife- rei Jürgen Müller Tel. 06781/ 900 710 www.lapis-rubin- müller.de Zu Besuch in Jürgen Müllers Atelier in Idar-Oberstein. Foto: Karin Drocher die Chinesen beherrschen den Markt – von der Gewinnung bis zur Vermarktung. Das Beispiel zeigt: DieGlobalisierung ist längst inderNaheregionangekommen.Umgekehrt schafft die Entwicklung Spielräume. Und die nutzen die Idar-Obersteiner. Jürgen Müller sieht sogar wieder einen leichten Aufwärtstrend. Schon als 16-Jähriger ist er in den Beruf eingestiegen. Zunächst hatte er ein wenig gezaudert.DieEntscheidung für eineAusbil- dungzumFarbsteinschleiferhaterjedochnie bereut. „Jeder Stein ist anders, jeder Stein ist ein Unikat“, betont er. Die Begeisterung, die ihneinstgepackthat,istheuteimmernochda. Seinen Gästen zeigt er beispielhaft zwei Ex- emplare schwarzer Jade. Die mit natürlicher SchraffurstammtausMittelamerika,während die ohne Schraffur aus Russland kommt. Solche Unterschiede könnte der Meister an jedem anderen Stein durchspielen. Denn in seinerWerkstattvereintsichRohmaterialaus der ganzen Welt. Beispielsweise stammt der dunkelblaueLapislazulisehroftausAfghani- stan. Etwas komplexer ist die Sache mit den Rubinen, die in allen Kontinenten gefunden werden, besonders aber in Afrika und Asien. JürgenMüllerhateingespielteBezugskanäle, 23JahreErfahrungalsselbstständigerMeister zahlt sich aus. Im Arbeitsalltag beruht dagegen vieles auf Intuition. „Die Idee hat man einfach“, sagt er. Doch dann geht es ans Eingemachte. De- tailplanung, Bearbeitung des Rohmaterials und Kombination mit anderen Materialien wie Gold, Silber oder Edelstahl. Dafür bedarf es viel Fingerspitzengefühl – und bewährter Partner im Gold- und Silber- schmiedehandwerk. Kunsthandwerk in Koblenz Kunsthandwerk der Spitzenklasse aus Metall, Leder, Stein, Papier, Keramik, Glas, Holz, Farbe ... die Mate- rialvielfalt ist so mannigfaltig wie die gestalterische Auseinandersetzung damit. Auch die Arbeiten aus der Edelsteinschleiferei Jürgen Müller werden vom 13. bis 15. September auf dem Koblenzer Kunsthandwerkermarkt zu sehen sein. Neben der Ausstellung und demVerkauf fertiger Produkte laden die lebenden Werkstätten wie die der Zimmerer, und Metallbauer ein. Dazu gibt es Einblicke in die CNC- und Vermessungstechnik sowie eine Präsentation imRahmen vonGold-Grün. AnOrt und Stelle informieren die Hand- werker über ihre Produkte und den Weg der Erstellung. Natürlich gibt es Informationen zur Ausbildung. Kontakt: galerie@hwk-koblenz.de Jürgen und Beate Müller in ihrer Werkstatt. Hier entstehen Arbeiten, die vom 13. bis 15. September auch in Koblenz zu sehen sind. Foto: Fotostudio Pullig

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