Handwerk Special Nr. 228 vom 06.09.2019

Handwerkerkarriere mit dem Abitur / Auslandspraktika Nr. 228 6. September 2019 www.handwerk-special.de 19 Abi-Zimmerer „Nach dem Abi wollte ich nicht wieder da sitzen, studieren und Theorie pauken“, beschreibt der 19-jährige Jonas Groth aus Hachenburg seine persönliche Situation nach Schulabschluss. Hinaus in die Welt, Dinge bewegen und Werte schaffen, am Abend sehen,was tagsüber durchKopf- und Handarbeit entstanden ist … Jonas hat sich ganz bewusst für eineAusbildung imHand- werk entschieden. Mit dieser Einstellung ist er kein Einzelfall. So wie Jonas denken viele Abiturienten und entscheiden sich für eine handwerklicheAusbildung, entwerfen weitdarüberhinausKarrierepläne,dieHand und Fuß haben. Ein Besuch in der überbetrieblichen Aus- bildung für Zimmerer im Bauzentrum der Handwerkskammer Koblenz: Jonas, Ben, Florian, Jan, Martin, Raven, Lukas, Robin und Luca lernen hier den professionellen Umgang mit Werkzeug und demNaturpro- dukt Holz. Sie habenAbitur oder einen sehr guten Realschulabschluss. Einige haben nach der Schule die Welt bereist und in fremdemLändern und Kulturen gearbeitet. Andere haben ein Studium begonnen oder eineAusbildung imBüro, so JanCornelssen als Immobilienkaufmann. Eine wertvolle Erfahrung für den 21-jährigen Bonner, der so auch schnell wusste, was er nicht will. „Das ist trockene Materie. Ich bin mehr der Praktiker.“ Als Zimmerer schafft er nun Werte, die andere als Lebens- und Wohnqualität empfinden. „Ein gutes Gefühl“, weiß auch Ben Herzhauser, zunächst auf dem Weg zumSteuerfachangestellten.Der 23-jährige Lahnsteiner beschreibt den Wechsel zum Zimmererhandwerk in knappen Worten: Kontakt: HwK-Ausbildungs- beratung Tel. 0261/ 398-331 www. hwk-koblenz.de „Anpacken liegt mir mehr als Büroarbeit.“ Als Abiturienten in die weite Welt – das ist die Geschichte von Florian Kreutzenberger (24)ausKoblenzundMartinRabiaa(23)aus Eschelbach. Beide waren auf der südlichen Erdhalbkugel unterwegs, um ihre „Heimat Handwerk“ zu entdecken. „Australien, dann Asien und von Ort zu Ort – das war eine wirklich spannende Lebenserfahrung. Überall, wo ich Station gemacht habe, war meine Mitarbeit gefragt“, erzählt Martin. „Handwerk hat dort einen sehr hohen Stel- lenwert!“, lautet Martins Erfahrung nach eineinhalb Jahren Weltreise. Wer ein Abi von 2,5 in Bayern schafft, braucht sich nicht zu verstecken. Raven Döringer, 18 Jahre und bayrischer Abitu- rient aus demRhein-Lahn-Kreis, plantemit seinemAbschluss zunächst einGeschichts- studium. Damit war der Weg in die Politik oder in den Journalismus vorstellbar. Nach guterÜberlegung entschied er sich für einen anderenWeg–den insZimmererhandwerk. Damit setzt er auch eine Familientradition fort, denn der Urgroßvater war Zimmerer, der Vater Parkettleger. Auf dem Holzweg war damit niemand. Realschulabschlussmit 1,6–dieAusgangs- lage für Robin Merkler (20) war optimal, viele Wege standen offen. Ähnlich bei Lukas Scholz (22) und Luca Linderpütz (21). Alle drei haben sich ganz bewusst für dasZimmererhandwerkentschiedenalsTeil eines persönlichen Plans, der über denAus- bildungsabschluss hinaus reicht.Nicht ganz nebensächlich für die jungen Handwerker: als Zimmerer verdient man von Anfang an ganz gut. Geld und Perspektiven stimmen also – alles andere wird sich ergeben. Zahlen & Fakten: Zimmererlehre Für das Ausbildungsjahr 2019 haben sich (Stand 1. August) 52 Jugendliche für eine Zimmererausbildung entschieden, darunter drei Frauen. 15 Lehrlinge verfügen über einen Hauptschul- bzw. Berufreifeabschluss, 28 über mittlere Reife. Neun sind Abiturienten. Das entspricht 17 Prozent aller Auszubil- denden in diesem Handwerk – ein Rekordwert! Die Lehrstellenbörse der HwK Koblenz weist aktuell zehn freie Stellen für dieses Handwerk aus wie auch 16 Praktikumsplätze. Infos: aubira@hwk-koblenz.de Fast 20 Prozent der jüngsten Zimmerergeneration sind Abiturienten. Die Wahl fürs Handwerk ist kein Zufall. Im Ausland Erfahrungen sammeln Die Handwerkskammer Koblenz organisiert über ihre Mobilitätsberatung Auslandsaufenthalte für Lehrlinge und junge Fachkräfte. So können Nachwuchshand- werker Land und Leute kennenlernen und in Betrie- ben mitarbeiten. Die nächsten Termine sind für Mitte April 2020 geplant. Reiseziele sind Kuopio oder die Region Helsinki in Finn- land, Vicenza in Italien, Valencia in Spanien, Cork oder Mallow in Irland, Dijon und die Region Burgund in Frankreich sowie Wien in Österreich. Auslandsaufenthalte können individuell oder in Gruppen durchgeführt werden. Die Handwerkskammer Koblenz berät Punkt für Punkt in der Planung und Durchführung. Außerdem informiert sie über Zuschüsse und Förder- programme. Infos: petra.laudemann@hwk-koblenz.de

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