Handwerk Special Nr. 227vom 27.04.2019
Die jüngste und die älteste Jungmeisterin Nr. 227 27. April 2019 www.handwerk-special.de 9 Jüngste Jungmeisterin Lara Eiteljörge (Bild oben) könnte glatt die Tochter von Karin Vallat sein. Beide trennen 31 Lebensjahre. Was sie eint: Sie sind Meisterinnen ihres Faches! Lara Eiteljörge ist die Jüngste aller 588 Meisterabsolventen. Im März 1998 geboren, kann die junge Handwerkerin auf eine beeindruckende wie auch rasante Karriere zurückblicken. „Ich habe nicht einmal ein Gesellengehalt bekommen“, erzählt die gebürtige Schwä- bin lachend. Direkt nach der Lehre ging es mit 19 in die Meistervorbereitung nach Diez. Was auch bedeutete: Sie zog aus der Heimat weg an die Lahn. Was dann an der Meisterschule folgte, „war einganz anderes Tempo. Wir haben regelmäßig bis in den Abend gelernt, oft bis 23 Uhr.“ Ein enger Zusammenhalt unter den Mei- sterschülern und eine intensive Hilfestel- lung der Dozenten haben geholfen, diesen nicht einfachenWeg zurück zu legen. Fleiß, Ehrgeiz und auch Wissenshunger musste jeder selbst mitbringen „und eigentlich hatten wir alle vom ersten Tag an das Gefühl, schon mitten in den Prüfungs- vorbereitungen zu stecken.“ Ihren 20. Geburtstag feierte Lara dann nicht allein und weit weg der Heimat, „sondern mit der ganzen Schule. Die Jüngste wird nun 20 … das war schon ein Fest!“ Inzwischen hat sich das Leben der inzwi- schen21-Jährigenwiedermassivverändert. Mit dem Meisterbrief in der Tasche und nur einem Sessel im Gepäck ist sie umge- zogen Richtung Breisgau, hat eine eigene Wohnung bezogen und sich komplett neu eingerichtet. Beruflich gab es – natürlich – auch eine Weiterentwicklung. „Ich bin nun angestellte Meisterin in einem klei- nen, feinen Betrieb mit insgesamt sieben Mitarbeitern. Hier wird die gesamte Palette unseres Handwerks geboten, Reparatur der Sehhilfen einschließlich.“ Vom Lehrling zur Gesellin zur Meisterin in 18 Monaten … gab es Gründe, Motive und Anschübe für diesen Karrieresprint? „Grundsätzlich bin ich schnell im Lernen und wollte als Handwerkerin mehr errei- chen. Mein Ausbildungsmeister hat sehr früh gesagt: Du gehst direkt zur Meister- schule!“ Angst davor hatte sie nicht und was ihr heute anberuflicherErfahrung fehlt, holt sie nun nach. Denn eine 21-jährige Augenoptikermeisterin kann viel! Auch mal fragen … Kontakt: HwK-Meister- akademie Tel. 0261/ 398-311 meister@hwk- koblenz.de Schweizer Jungmeisterin mit 52 Augenoptikerin Karin Vallat ist mit 52 Jahren die älte- ste Jungmeisterin des aktuellen Meisterjahrgangs. 52 Lebensjahre, 35 Jahre Berufserfahrung (ohneMeister- brief) und eineDistanz von 500Kilometern zwischendem Wohnort inWinterthur (Schweiz) undderMeisterschule in Diez –mit diesenVorgabenmussman sichnicht zwingend der Herausforderung Meisterprüfung stellen. Und doch hat sich Karin Vallat eben dieser gestellt. Wie kommt es nach so vielen Jahren im Beruf zu der Motivation, sich selbst und sein Fachwissen noch einmal zu fordern? „Während meiner Familienzeit war es für mich nie ein Thema, die Meisterschule zu besuchen. Trotzdem wollte ich mich beruflich immer weiter entwickeln. Ich habe den Meisterbrief als zusätzliche Qualifikation nie aus den Augen verloren.“ Mit Beginn des Kurses galt es aber nicht nur, die geo- grafische Distanz zu überwinden, sondern sich erneut an die Schulbank zu gewöhnen. „Es ist schon eine Menge Lernstoff.Viele Inhaltedes theoretischenTeils vondamals sind vergessen oder nicht mehr aktuell. Natürlich fällt einem das Lernen an sich nach Jahren ohne Schulbank etwas schwerer.Da fragtman sich zeitweise schon,warum man sich das antut. Aber ich habe im Schulalltag immer wieder positive Erfahrungen gemacht – sowohl mit dem Kurs als auchmit den hilfsbereitenDozenten. MeinMann hat mir während der gesamten Zeit ungemein geholfen. Ohne seine tatkräftige Unterstützung hätte ich all das nicht geschafft.“ Zurück im angestammten Betrieb in der Schweiz, in dem sie mittlerweile seit über 25 Jahren arbeitet, blickt sie als frisch gebackene Augenoptikermeisterin auf die Meistervorbereitungszeit zurück. „Ein Privatleben gab es in dieser sehr stressigen Phase nicht mehr. Deshalb bin ich mächtig stolz, das alles trotz meines Alters und der großen Entfernung gemeistert zu haben.“ 588 Meisterbriefe wechseln am 27. April bei der Handwerkskammer Koblenz in junge Meisterhände. Zwischen 20 und 52 Jahre ist die aktuelle Meistergeneration alt/jung. Beide, die jüngste wie auch die älteste Jungmeisterin, sind Augenoptiker. Foto: rivat Foto: rivat
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