Handwerk Special Nr. 227vom 27.04.2019
Denkmalpflege im Handwerk: Herausforderungen meistern Nr. 227 27. April 2019 www.handwerk-special.de 17 Der Stein-Spezialist ImposanteWegekreuzeundbeeindruckende Grabmale auf historischen Friedhöfen sind typisch für das Rheintal und die angren- zenden Mittelgebirge. Sie erinnern nicht nur an Stifter oder Verstorbene, sie zeugen auch von einer tiefen Volksfrömmigkeit. Viele der Monumente sind vom Verfall bedroht. Doch Spezialisten wie Michael Pitack aus Rieden in der Eifel wissen, wie man den Untergang dieser einzigartigen Kulturdenkmäler verhindert. Ein ganz normaler Donnerstag: Der Stein- metz- und Steinbildhauermeister, der auf eine Zusatzausbildung als Restaurator im Handwerk verweisen kann, erledigt die letzten Arbeiten an einem altenWegekreuz am Klufter Platz Bonn-Friesdorf. Den Auftrag hat er von der Stadtverwaltung erhalten, die auch einengroßenWert auf die Erhaltung vonKleindenkmälern legt. Denn hinter jedem dieser Monumente steht eine beeindruckende Geschichte. Und die ist im Falle des Kreuzes gar nicht so alt. Sie führt in die Zeit des ZweitenWeltkrieges zurück, als sich ein kleines Mädchen bei einem Luftangriff hinter dem Kreuz versteckte und verschont blieb. Die Zeitzeugin lebt heute noch und hat sich immer wieder für denErhaltdesKreuzeseingesetzt.Trotzdem wäre es fast zu spät gewesen. „Ursprünglich hatte ich nur denAuftrag, das Wegekreuz zu reinigen. Doch schnell stellte sich heraus, wie schlecht der Zustand des Kreuzes war“, berichtet Michael Pitack. Im- merhin ist das Drachenfelser Trachyt herge- stellteMonumentfast260Jahrealt.Eswurde 1760 von einem frommen Ehepaar gestiftet und war seitdem der Witterung ausgesetzt. Schließlich musste sogar der obere Teil des Kreuzes rekonstruiert werden. Eine schöne AufgabefürMichaelPitack,derdieseArbeit in seiner Werkstatt in Rieden erledigte. „Da amDrachenfels keinTrachytmehr abgebaut wird,habeichmichfürTrachytausSeltersim Westerwaldentschieden“erklärtderMeister, deraufnahezuidentischeStrukturendesMa- terials verweist – und auf die verschiedenen Ansichten in der Denkmalpflege. Die einen wollen,dassfürimmerzusehenist,worestau- riertwurde,dieanderenbevorzugen,dassneu und alt miteinander verschmelzen. Welcher Weg amEnde gewählt wird, entscheidet der RestauratorinengerAbstimmungmitDenk- malfachbehörden. Auch arbeitet Michael Pitack mit der Denkmalpflegeberatung der HwK Koblenz zusammen und wird immer wieder von Restauratoren hinzugezogen. Der Handwerksmeister hat von 2013 bis 2015 eine Zusatzausbildung zum Restau- rator im Handwerk auf Schloss Raesfeld im Westmünsterland absolviert und kann zudem auf drei Jahrzehnte Berufserfahrung zurückblicken.VordreiJahrenhatersichmit UnterstützungderBetriebsberatungderHwK Koblenz selbstständig gemacht. Er bietet auch Arbeiten im Bereich Naturstein und Fliesen an. Sein Hauptgrund für die Selbst- ständigkeit, ist jedoch die Denkmalpflege und damit die Erhaltung und Konservierung von Kunst und Kulturgut. Auch Steinputze bearbeitetderSteinmetzinAnlehnungandie Originalsubstanz. Nicht selten geht es dabei um komplette Fassaden. In solchen Fällen arbeitet„Einzelkämpfer“PitackimVerbund mitanderenFachbetriebenundkannaufeine lange Referenzenliste verweisen. Auch in Bonn hat er sich einenNamen gemacht – vor allem wegen seiner Restaurierungsarbeiten auf dem Alten Friedhof. Meister und Restaurator: Michael Pitack aus Rieden rettet Kleinode vor dem Verfall. Michael Pitack hat sich auch in Bonn einen Namen gehabt. Auf dem Alten Friedhof erüllte er gleich meh- rere Aufträge. So restaurierte er den Grabstein für Maria Magdalena Beethoven (geborene Keverich). Die Mutter des berühmten Komponisten wurde übri- gens in Koblenz-Ehrenbreitstein geboren. Ihr Eltern- haus in der Wambachstraße steht noch heute. Kontakt: Steinmetz- und Stein- bildhauermeister Michael Pitack 56745 Rieden Tel. 0171/ 9505595 Internet: www.pitack.de
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