Handwerk Special Nr. 225 vom 08.12.2018

Vom Hörsaal ins Handwerk „Ich bin zufrieden mit meiner Entscheidung und bereue es auch nicht, dass ich diese über einen Umweg getroffen habe“, sagt Julian Linnhoff aus Mendig. Der 26-Jährige ist im ersten Lehrjahr und wird im Mendiger Betrieb „Nolte Werkzeugbau“ zum technischen Produkt- designer, Fachrichtung Maschinen- und Anlagen- konstruktion ausgebildet. Julian Linnhoff wechselt vom Maschinenbau ins Projekt „vom Hörsaal ins Handwerk“ „Vom Hörsaal zum Handwerk“ ist ein Ko- operationsprojekt aller rheinland-pfälzischer Handwerkskammern und der Handwerkskammer des Saarlandes. Es zielt auf die individuelle Betreuung von Studenten, die ihre akademische Laufbahn abgebrochen haben und eine neue berufliche Perspektive imHandwerk suchen. Die Stu- dienaussteiger werden durch verschiedene Angebote für eine duale Berufsausbildung im Handwerk sensibilisiert und beraten. Die Handwerkskammern grei- fen bei der Umsetzung auf eigene sowie flächendeckende Netzwerke von Bildungspart- nernvorOrtzurück.Sowirdso- wohl dem Aufklärungsbedarf bei Studienabbrechernals auch der Beratungsnotwendigkeit von Betrieben Rechnung ge- tragen. Eine spezielleLehrstel- len-Börse dient interessierten Studenten als Grundlage, um sich anhand eines erstellten Profils oder einer generellen Suche über geeigneteLehrstel- len zu informieren. Gleichsam bietet es kleineren und mitt- leren Unternehmen die Mög- lichkeit, Ausbildungswilligen individuelle Karrierechancen undPerspektiven aufzuzeigen. Das Projekt wird durch den Europäischen Sozialfonds unterstützt und leistet einen Beitrag zur Entwicklung der BeschäftigungdurchFörderung der Beschäftigungsfähigkeit, des Unternehmergeistes, der Anpassungsfähigkeit sowie der Chancengleichheit. Weitere Infos bei der HwK, Tel. 0261/ 398-339, E-Mail: jens.fiedermann@hwk- koblenz.de Korea in Koblenz Wird in Deutschland über Südkorea gesprochen, geht es meistens um Konsumprodukte des Technologiebereichs, um Autos oder auch um das politische Verhältnis zum nördlichen Nachbarn. Über das „Innenleben“ der Wirtschaft, über Aus- bildung – auch und gerade im handwerklichen Sektor – ist hierzulande weniger bekannt. Dabei steckt hinter dem wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre und Jahrzehnte natürlich auch eine Fachkräftegewinnung und hohe Ausbildungsstandards. Deren Verbesserung über inter- nationale Erfahrungen führte jetzt eine Gruppe von 20 südkorea- nischen Experten aus Berufsbildungs- und Arbeitnehmerverbän- den sowie Gewerkschaften ins Bauzentrum der Handwerkskam- mer (HwK) Koblenz. Organisiert wurde die Deutschland-Visite durch die Soka-Bau als Dachmarke der Urlaubs- und Lohnaus- gleichskasse der Bauwirtschaft und der Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes. Aus Südkorea nahmen Mitglieder der Vereinigung „Construc- tion Workers Mutual Aid Association (CWMA)“ wie auch Vertreter der Baugewerkschaft und vom Arbeitgeberverband an dem Treffen in der HwK teil. HwK-Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich begrüßte die Delegation und stellte das deutsche duale Berufsbildungssystem vor, ging dabei auch auf historische Hin- tergründe ein. Im Erfahrungsaustausch wollten die Gäste dann wissen, wie Jugendliche in Deutschland einen Ausbildungsplatz finden, wie sich die Vertragsmodalitäten gestalten, wie die Verzahnung im Ausbildungsalltag zwischen Betrieb, Berufsschule und überbe- trieblicher Lehrunterweisung (Ülu) bei der HwK funktioniere. Wie sind die Ausbildungsinhalte auf die Lehrjahre verteilt? „Unsere Gäste waren hochinteressiert und sie haben sich sehr aufgeschlossen gezeigt bei den Erläuterungen. Ich denke, unser System hat sie beeindruckt und auch überzeugt“, zeigte sich Ralf Hellrich nach der Gesprächsrunde zufrieden. Martin Gilles, bei der HwK zuständig für die Ülu-Koordination im Baubereich, gewährte den Gästen Einblick in die schulische, betriebliche wie auch berufsbegleitende Unterrichtsplanung – „eine kleine Wis- senschaft für sich“, wie die Gäste anerkennend feststellten. Experten bei deutschen Bauhandwerkern Karriere im Handwerk / Beratung für Studienabbrecher Nr. 225 8. Dezember 2018 www.handwerk-special.de 19 Vorher hat er drei Semester Maschinenbau ander Fachhoch- schule Koblenz studiert. „Das Studium war mir zu Theorie lastig, aber ich bin trotzdem froh, dass ich es gemacht habe. So entfällt ein eventuelles, hätte ich doch…“, so Linnhoff. Seinen Ausbildungsbetrieb kennt der junge Mann sehr gut. Hier hat er im Rahmen seines FachabiturseineinjährigesPrak- tikum absolviert. Auch dieWar- tezeit auf seinenStudienplatzhat er mit Arbeit im Mendiger Un- ternehmenverbracht.Geschäfts- führer,Werkzeugmachermeister Wifried Nolte und seine beiden mit Leitungsaufgaben betrauten Söhne Thomas und Matthias haben Julian angeboten, dass er zurückkommenundeineAusbil- dung machen kann, falls es mit dem Studium nicht klappt. „Die aufgezeigte Alternative war ein tolles Signal“, so Linnhoff. Jetzt fühlt er sich als Lehrling wohl. Der Aufgabenbereich vonNolteWerkzeugbau bezieht sich auf das Erstellen vonWerk- zeugen für die Entgrattechnik und Entgratungsvorrichtungen. Von der Konstruktion bis zum Feinschliff wird den Kunden der Automobilindustrie und Zuliefern ein Komplettservice Nolte Werkzeugbau, Mendig Gegr.1990 | 25 Mitarbeiter | Entgratungswerkzeuge und – vorrichtungen | Tel.: 02652/ 934 50 20 | www.nolte-werkzeugbau.de geboten. Präzisionsarbeit zeich- net das 1990 gegründete Unter- nehmen aus. Das erfordert den Einsatz modernster CAD-und CNC-Technik. Vom Lehrling zum Mitarbeiter in spe JulianLinhoffwirdinalleAufga- benvonAnfanganeingebunden. Er versteht sich gut mit seinen Chefs, Matthias Nolte ist tech- nischer Produktdesigner und hat sich bei der Handwerkskammer (HwK) Koblenz zum Betriebs- wirt des Handwerks qualifiziert. Thoma Nolte ist wie sein Vater und Firmengründer Feinwerk- mechanikermeister. Beide se- hen in ihrem Lehrling einen zukünftigen Mitarbeiter, eine selbstausgebildete Fachkraft. Mathias Nolte, Julian Linnhoff und Thomas Nolte im Mendiger Werkzeugbauerbetrieb. Julian Linnhoff ist Lehrling im dritten Ausbildungsjahr.

RkJQdWJsaXNoZXIy NzU4Mzk=