Handwerk Special Nr. 225 vom 08.12.2018

In die Zukunft gedacht Viele Handwerksbetriebe haben Probleme, den Generationswechsel zu gestalten. Macht man sich zu spät oder überhaupt keine Gedanken über den Fortbestand eines Betriebs, kann das im schlimmsten Fall sogar die Existenz gefährden. Ganz anders läuft es im Metalltechnikbetrieb Blen in Ötzingen. Metalltechnik Blen in Ötzingen plant Nachfolge langfristig Strategien für Betriebsübergaben: Ein Beispiel aus Ötzingen Nr. 225 8. Dezember 2018 www.handwerk-special.de 13 Die beiden Geschäftsführer und Namensgeber des Unternehmens, RuppertBlaumundThomasEngel haben ihre Nachfolge frühzeitig gesichert. Die beiden 30-jährigen Feinwerkmechanikermeister Lisa BlaumundManuel Diedert arbei- ten bereits in der Betriebsleitung und verfügen über Prokura. flkkaffklöaflöakf falfkaflk „WirhabengemeinsameinenDrei- jahresplan aufgestellt und darin genau die einzelnen Schritte der Übergabefestgehalten“,soBlaum. Der58-jährigeMetallbauermeister engagiertsichauchimMeisterprü- fungsausschuss der Handwerks- kammer (HwK) Koblenz für das Feinwerkmechanikerhandwerk. Er und sein gleichalteriger Ge- schäftspartner haben dabei auch die Anforderungen im Blick, die dieAnpassungandiedigitaleWelt für die Betriebe mit sich bringt. „Die zukünftige Wettbewerbs- fähigkeit hängt auch davon ab, wie erfolgreich das Unternehmen die digitalen Veränderungen um- HwK hilft auch bei Betriebsübergaben Die Betriebsberatung der Handwerkskammer (HwK) Koblenz begleitet die Betriebsübergabe eines Unternehmens. Verschie- dene Alternativen müssen durchdacht, rechtliche, erbrechtliche und steu- erliche Voraussetzungen berücksichtigt werden. t Nach einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn steht im Zeitraum 2018 bis 2022 in knapp 150.000 Familienunternehmen in DeutschlandderGenerationen- wechsel an. Das sind 30.000 Übergaben pro Jahr. Die größte Bedeutung hat im Handwerk die Übergabe in- nerhalbder Familie. 53Prozent der Betriebe werden an die Kinder oder nahe Verwandte 18 Prozent an Mitarbeiter und 29 Prozent an fremde Dritte übergeben. Handwerksunternehmer, für die die Betriebsübergabe ein Thema ist, sind größtenteils zwischen 50 und 59 Jahre alt (49,2 Prozent). Mehr als jeder Dritte (36,7 Prozent der Befragten) ist 60 Jahre oder älter. Oftmals hat bei diesen BetriebenderÜbergabeprozess schon begonnen, während Jüngere zunächst Rat und Informationen einholen. Die Betriebsbörse der HwK KoblenzhilftpotenzielleNach- folger zu finden, wenn in der eigenen Familie kein Nachfol- ger vorhanden ist. Außerdem vermittelt sie erfolgreich An- gebote und Nachfragen zu Be- triebsnachfolgern, Betriebslei- terstellenundGewerbeflächen. 92 Betriebe suchen aktuell über die Betriebsbörse einen externen Nachfolger für ihren Betrieb. Infos zur Betriebs- übergabe und Betriebsbörse, Tel. 0261/ 398-251. setzt. Es ist wichtig mit unseren Nachfolgern zukunftsrelevante Überlegungen anzustellen, die das erfolgreiche Fortbestehen von „BlenMetalltechnik“ imdigitalen Zeitalter sichern“, betonen sie. High Tech groß geschrieben. Gemeinsame Lehre, gemeinsame Übernahme Das Blen-Team fertigt zu 70 Prozent Maschinenbauteile unter anderen für den Anlagenbau, die Papier- und Pumpenindustrie. Aber auch der Werkzeug- und Formenbau gehört zur Ange- botspalette. So werden beispiels- weise Prototypen für dieAutomo- bilbranche gefertigt. Die Devise lautet: Präzision. Das erfordert denEinsatzmodernsterCAD-und CNC-Technik. Das Unternehmen wurde 1987 im wahrsten Sinne des Wortes in einer Garage gegründet. Und es begann mit einer konventionellen Drehmaschine. Der Umzug er- folgte ein Jahr später in eine neu gebaute Halle ins Gewerbegebiet Neubitz. Inzwischen gehören ne- ben Schleifmaschinen auch neun CNC-Dreh- und Fräsmaschinen zurHigh-Tech-Ausstattung. Zehn der mittlerweile 25 Mitarbeiter haben im Betrieb gelernt. Lisa Blaum hat ihr Handwerk hingegennichtbeimVatergelernt. Sie wollte über den Gartenzaun hinaussehenundineinemanderen Ausbildungsbetrieb ihre Lehre machen. Hier hat sie auchManuel Diedert, der wie sie aus Ötzingen kommt, wieder getroffen. Die gemeinsame Lehrzeit verbindet sie, auch wenn sie die Gesellen- jahre jeweils woanders verbracht haben. Jetzt freuen sie sich darauf, einmal gemeinsam die Nachfolge bei „BlenMetalltechnik“ zu über- nehmen.„Wirkennenunsschonso langeundschätzenuns.Außerdem lassen sich die Führungsaufgaben gut verteilen.“ „Als mich Ruppert Baum gefragt hat, ob ich mir eine Nachfolge vorstellen kann, habe ich direkt zugesagt. Nach dem Erwerb des Meisterbriefes war die Selbstständigkeit mein Ziel“, so Diedert. Ein faires Miteinander Jetzt nutzen die jungen Leute die Übergangszeit „um möglichst viel von den Erfahrungen der Inhaber mitzunehmen“. Es ist ein fairesMiteinander, einGeben und Nehmen. Nichts passiert abrupt und überstürzt. „Wir sind alle auf einem guten Weg“, schätzen die Vier ein. Sie danken dabei auch der Betriebsberatung der HwK Koblenz, die ihnen bei allen anstehenden Fragen der Betriebs- übergabe schon im Vorfeld zur Verfügung steht. Blen Metalltechnik GmbH, Ötzingen Gegr. 1987 | 25 Mitarbeiter | Fertigung von Maschinenbauteilen, Formenbau | Tel. 02602/ 949 63 60 | www.blen-metalltechnik.de Sie planen langfristig und mit einer soliden Übergabestrategie (von links): Ruppert Blaum, Lisa Blaum, Manuel Diedert und Thomas Engel. CDU-Fraktionschef beim Handwerk Im Rahmen ihrer Wo- che des Handwerks besuchten die Abgeord- neten der CDU-Landtags- fraktion landesweit Hand- werksbetriebe und -orga- nisationen. Natürlich war auch die HwK Koblenz eine wichtige Station. Für den Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Chri- stian Baldauf, der von den CDU-Landtagsabgeordneten Gabriele Wieland und Hedi Thelen begleitet wurde, stand ein Besuch des Kompetenz- zentrum Digitales Handwerk inKoblenz auf demProgramm. Was bedeutet die Digitalisie- rung für Handwerksbetriebe und wie kann das rhein- land-pfälzische Handwerk davon profitieren? Das waren nur zwei Fragen, die die drei CDU-Landtagsabgeordneten im Gepäck hatten. In Koblenz wurde für Christian Baldauf deutlich: Mit der Digitali- sierung kann es gelingen, Arbeitsprozesse imHandwerk zuvereinfachen.Das heißt aber nicht, dass Betriebe die indi- viduelle Handwerksleistung hinten anstellen sollen. Im Gegenteil:DiesebleibtalsKern und Identität der Profession natürlich bestehen. Als eine zentrale Heraus- forderung der Landespolitik sieht Baldauf die Bekämpfung des Fachkräftemangels. „Wir müssen alles dafür tun, den Handwerksberuf attraktiver zu gestalten und die berufliche gegenüber der akademischen Ausbildung aufzuwerten“, so Baldauf. Eine solide Ausbildung ist oft die Grundlage für ein sehr erfolgreiches Erwerbsleben. Vom Lehrling zur Führungs- kraft bis zum Betriebsleiter oder Geschäftsführer – das ist keine Seltenheit. Christian Baldauf (Mitte) und seine Fraktionskolle- gen besuchten auch die HwK Koblenz.

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