Handwerk Special Nr. 225 vom 08.12.2018

Digital-Handwerker „Der Digitalisierung ist die Branche egal“, weiß Andreas Weber aus Er- fahrung. Der studierte Wirtschaftsinformatiker ist seit April 2018 Digita- lisierungsberater bei der Handwerkskammer (HwK) Koblenz. Seine Aufgabe: Analyse, Beratung und Umsetzung digitaler Pro- zesse, die er parallel zu analogen Abläufen auf- baut und „umschaltet“. Friseure, Fliesenleger, Metall- bauer, Fotografen, Tischler …. zwei bis drei Betriebe besucht er pro Woche. Dem Erstkon- takt folgt eine Aufnahme aller HwK-Digitalisierungsberater Andreas Weber im Portrait Fachkräftesuche Das Handwerk sucht Fachkräfte, doch welcher Weg ist in der Ansprache effektiv und erreicht sein Ziel? In der Außendar- stellung von Unternehmen spielen hierbei auch Clips eine Rolle. Kurzfilme sprechen an – wenn sie gut und zielgrup- pengerecht produziert sind. Eine Veranstaltung in der Hand- werkskammer (HwK) Koblenz gab dazu wichtige Tipps. Im Rahmen des durch das Wirtschaftsministerium Rhein- land-Pfalz geförderten Projektes „Handwerk attraktiv Rhein- land-Pfalz“ hat die HwK zum Fachvortrag über moderne Wege der Fachkräfte- und Nachwuchsgewinnung eingeladen. Referent Jörg Mosler, Experte für die Mitarbeitergewinnung im Handwerk, bewies in seinem Vortrag „Die F@chkräfteformel“ eindrucksvoll: „Es kommt nicht auf die großen Löhne oder eine tolle Arbeitsplatzausstattung an, sondern auf Emotionen, auf Wertschätzung, Sicherheit und darauf, dass der Mitarbeiter selbst einen Beitrag leisten kann und dies gewürdigt wird.“ Nach Moslers Ausführungen stellte die HwK ihr Projekt „How to make a clip“ vor. Damit möchte sie ihr Beratungsangebot erweitern und den Betrieben bei der Online-Gewinnung von Fachkräften zur Seite stehen. Die HwK-Betriebsberatung stellte den entsprechenden Leitfaden zur Erstellung eines sogenann- ten „Recruiting-Videos“ vor und präsentierte den Zuschauern ihr Workshop-Angebot. HwK-Digitalisierungsberater Andreas Weber (vorgestellt im Beitrag links auf dieser Seite) erläuterte Möglichkeiten, mit einfachen Mitteln und betriebsintern wir- kungsvolle Clips zu erstellen, die in sozialen Medien Fachkräfte dort abholen, wo sie heutzutage unterwegs sind. Mit Kurzfilmen Mitarbeiter gewinnen Digitalisierungsberater unterstützt Betriebe / Mitarbeitergewinnung Nr. 225 8. Dezember 2018 www.handwerk-special.de 12 Prozesse, „gerne auf Papier und mit einem Stift.“ Das schließt eine aktive Einbindung al- ler Mitarbeiter in die digitale Transformation ein. „Was gar nicht funktioniert: Wenn sich die Unternehmensspitze eine digitale Zukunft ausdenkt und an den praktischen Realitäten vorbeiplant. Wichtig ist: Alle müssenmitgenommenwerden.“ Die Digitalisierung bietet viele Vorteile: verbesserte Kunden- kommunikation, eine Opti- mierung unternehmensinterner Abläufe oder auch für die Mit- arbeiter selbst. Weber nennt ein simples Beispiel: „Die digitale Bauakte. Alle Informationen zu den Abläufen einer Baustelle werden sofort digital aufgenom- men und in Echtzeit demProjekt zugeordnet. Es gibt keineFragen zum Baufortschritt, zu Maßen, zum Einsatzort von Maschinen undsogarderStundenzettelmuss nicht nach Feierabend geschrie- ben werden.“ Der 32-Jährige lebt und denkt digital. Schon inder Schul-Ober- stufe entschied er sich für die Kurse BWL und Informatik. „Die Verbindung aus IT und die konkretewirtschaftlicheAnwen- dunghatmich immer fasziniert.“ Es folgt eine Ausbildung zum „Fachinformatiker Systeminte- gration“. Berufliche Erfahrung sammelt Weber als System- administrator, dann studiert er in Trier Wirtschaftsinformatik mit dem Schwerpunkt Prozess- management. 2016 folgt der Master wie auch Gastsemester an renommierten Universitäten in den USA und China. „Mir kam immer zugute, dass ich in den digitalen Anwendungen aufgewachsen bin. Sie sind Teil meines Verständnisses, meiner Lebenswirklichkeit.“ So kann sich Weber sehr schnell in die digitale Lage seiner Kunden versetzen, Abläufe verstehen undLösungen konkret vorschla- gen. Selbst Weltunternehmen haben schon auf sein Wissen zurückgegriffen:Größen aus der Textil- und Automobilbranche profitierten davon, Paketdienst- leister mit Kunden rund um den Globus ebenso. Auch den digital-unterneh- merischen Selbstversuch hat Weber gewagt und ein Startup gegründet. Das Thema – natür- lich: digitale Geschäftsmodelle, die ausschließlichonline-basiert entwickelt werden. „Da lernt man auch Hürden kennen und Wege, sie zumeistern.“Wissen, dasdenHandwerksunternehmen unmittelbar zugutekommt.Denn als Digitalisierungsberater ist er Praktiker, weiß ganz genau, wo der Schuh drückt. „Da ist der Friseur an der Ecke nicht andersalseinWeltkonzern.Jeder Friseur wiederum ist anders“, fasst er die Erfahrungen mit demHandwerk zusammen. Und sagt auch: „Hand im Handwerk bleibt. Fliesen verlegen oder Haare schneiden ist Sache des Experten. Und der ist Mensch. Es geht eher um unterstützende digitale Prozesse.“ Ganz prag- matisch denkt Weber das zu Ende: Wenn ich weniger Büro- arbeit habe, gewinne ichZeit, die ich für neue Aufträge und mehr Umsatz nutzen kann.“ Digitalisierung als Marketin- ginstrument, konkreter Helfer und Umsatztreiber – Weber sieht einen direkten Zusammen- hang zwischen dem digitalen Reifegrad eines Unternehmens und der Umsatzentwicklung. Mit seiner Arbeit unterstützt er Handwerksbetriebe dabei – in Zusammenarbeit mit den be- triebswirtschaftlichen Beratern und dem Kompetenzzentrum Digitales Handwerk. So steht den Betrieben ein hochwertiges Beratungsangebot zur Verfü- gung – sogar kostenlos! Der Digitalisierungsberater wird gefördert durch das Ministe- rium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz Kontakt: Andreas Weber, Tel. 0261/ 398-594, andreas. weber@hwk-koblenz.de Andreas Weber ist Digitalisierungsberater bei der HwK. Seine Biografie ist eng mit digitalen Prozessen verbunden. Hackathon bei der HwK im Sommer 2018: Teilnehmer nennen Fälle aus der digitalen Praxis, die im Rahmen der Veranstaltung kollektiv bearbeitet werden. Starke Nachfrage zur Veranstaltung „Hand- werk attraktiv Rhein- land-Pfalz“, die sich an diesem Abend der Wirkung, Erstellung und Veröffentlichung von Clips zur Fachkräfte- und Nachwuchsgewin- nung widmete.