Handwerk Special Nr. 225 vom 08.12.2018

Auf ein letztes Wort ... Seit 1990 Mitarbeiterin der Handwerkskammer Koblenz, in der Pressestelle über Jahre und Jahrzehnte zuständig für die vielen kleinen und großen Meldungen des Handwerks, für Re- portagen über Betriebe, Menschen, ihre Arbeit. Interviews mit Weltstars und dem Handwerker „um die Ecke“ … was Beate Holewa in den vergangenen 28 Jahren erlebt hat, was sie ge- hört und aufgeschrieben hat, lässt sich wohl kaum in einigen Sätzen zusammenfassen. Beate Holewa schrieb seit 1990 Handwerksgeschichte(n) HS-Redakteurin verabschiedet sich nach 28 Jahren Mitarbeit Nr. 225 8. Dezember 2018 www.handwerk-special.de 11 Sie, die so oft über andere in Print, TV oder Internet berichtet hat,wechseltnununmittelbarvor dem wohlverdienten Ruhestand diePerspektiveund ist nun selbst Thema einer „Handwerk Spe- cial“-Seite. Das Format ist so, wie sie es selbst als Redakteurin vorlebte: Gedanken aufgreifen unddurchdachtohneUmwegezu Ende, auf Papier bringen. geklingelt und sie befragt habe, wie sie in ihremDorf leben und was sie sich für die Zukunft wünschen, um weiter gern und glücklich auf dem Lande zu sein. Das Thema wurde so durchaus auch emotional und gar nicht mehr trocken. Der außergewöhnlichste Gesprächspartner war… nicht als Schauspieler, sondern alsMenschaufderTerrasseeines Koblenzer Hotels gegenüber. Ohne Zeitdruck plauderten wir wie alte Bekannte über ganz alltägliche Dinge. Ich brauchte das Gespräch nicht autorisieren lassen. Derartiges Vertrauen hat mich geehrt. Unendlich viele Termine – aber diese vergisst man nicht weil … sie besonders waren. Etwa der Besuch bei einer 101-jährgen Schneiderin. Sie hat mir gesagt, dass sie immer einen weißen Kragenträgt,weilerdemGesicht einer Frau schmeichelt. Bei ihr Meine Erinnerungen an die erste Reportage… sind durchaus zwiespältig. Der damalige Hauptgeschäftsführer beauftragte mich das Thema Dorferneuerung redaktionell aufzubereiten. Die Maßnahmen zur Stärkung und Wiederbele- bung der Ortskerne sowie die Erhaltung der Siedlungs- und Kulturlandschaft im ländlichen Raum waren absolutes Neuland für mich. Zumal erschien mir der Stoff sehr trocken. Ich habe dann vor Ort, beispielsweise in Leutesdorf am Rhein, nicht nur mit dem Bürgermeister und den die baulichen Maßnahmen ausführenden Handwerkern gesprochen, sondern auch mit den Einwohnern. Ich erinnere mich daran, dass ich mit Herzklopfen einfach bei den fremden Menschen nicht der oder die Eine. Es gab mehrere, die für mich bereits in der Vorbereitung auf unsere Begegnung eine besondere Herausforderung darstellten. Mein Anspruch war immer, das etwas andere Interview, das die rein menschliche Seite in den Mittelpunkt stellt. So habe ich mit dem damaligen Innenmister Dr. Wolfgang Schäuble, völlig losgelöst von der Politik, auch über Antoine de Saint-Exupéry Publikation „Der kleine Prinz“ gesprochen, darüber, dass man nur mit dem Herzen gut sieht, weil dasWesentliche unsichtbar für dieAugen ist. Kardinal Rein- hard Marx habe ich damals als jüngstenBischof inDeutschland getroffen. Er hat sich ganz offen zu seinen Schwächen bekannt und mit den gar so leckeren Sü- ßigkeitenundTeilchengehadert, denen er nur schwerwiderstehen kann. AuchMarioAdorf saßmir für die Leser ist, einen Blick hinter die Kulissen zu wer- fen. Das Handwerk und seine Dienstleistungen sind für Viele selbstverständlich. Da ist es gut imRahmenvonReportagenauch einmal die immensen Entwick- lungen aufzuzeigen, denen sich die Handwerker immer wieder stellen müssen. An meiner Arbeit habe ich besonders geschätzt … immer mitten im Leben zu sein. Es wurde nie langweilig. Selbst ThemenundHandwerkssparten, die mir persönlich anfangs nicht so nahe standen, erschienen mir nach Betriebsbesuchen interessant und berichtenswert. Ich bin immer innerlich reicher an Erfahrungen zurückgekehrt. Zu einigen Handwerksmeistern habe ich über die Reportagen hinaus bis heute guten Kontakt. traf dies in der Tat zu. Auch den 96-Jährigen, der in der Leder- werkstatt seiner Tochter noch täglich Riemen und Verschluss- schnallen an Taschen anbringt, habe ichgernkennengelernt. Ein Anruf hat mich sehr bewegt. Im Nachlass eines Schuhmacher- meisters wurde die Reportage über ihn in Handwerk Special gefunden. Er hatte sie gerahmt und in Ehren gehalten. So etwas geht unter die Haut. Die Geschichte von Hand- werkern aufzuschreiben ist … sehr spannend. Nicht alle sind aber gleich kommunikativ. Es bedarf schon einer gewissen Empathie, sie zu öffnen. Das gelingt nicht immer gleich gut. Wichtig ist, dass sie das Gefühl haben, dass ihre Arbeit wertge- schätzt wird und es interessant Menschen, die mich ge- prägt haben sind … beruflich gesehen mein dama- liger Hauptgeschäftsführer. Er hat mir geholfen, einen Weg zum Handwerk, zu seiner Le- bens- undArbeitswelt zu finden. Dann waren es immer wieder Personen, die ichgetroffenhabe. Handwerker und ihreWertevor- stellungen.Das hat bis zumEnde nie aufgehört. Für die Zukunft wünsche ich mir … trotz Ruhestand keinen Still- stand. Sicher wird die erste Zeit ungewohnt sein, aber bestimmt werde ich die neue Freizeit zu nutzen wissen. Ich wünsche mir neue Herausforderungen zu entdecken, in die ich bisher ge- machte Erfahrungen einfließen lassen kann. Interview mit Mario Adorf 2004 auf einer Koblenzer Ho- telterrasse am Rhein: „Ohne Zeitdruck er- zählte er über ganz alltägliche Dinge seines Lebens.“ Interview mit Ulf Merbold 1994: Der Astronaut durch- läuft das Vorbereitungsprogramm für eine Mission zur „Mir“, darunter eine Zahnarztuntersuchung, die länger dauert als geplant. Der Interviewtermin im Köl- ner Zentrum für Luft- und Raumfahrt verschiebt sich und Beate Holewa wird eingeladen, ein originalge- treues Modell der Raumstation zu besichtigen – eine Reise ins All ohne abzuheben. „Wenig Zeit für viele Gedanken und dennoch ein nachdenk- liches Gespräch mit einem groß- en Musiker und Menschen Kurt Masur“ (1995). Im Gespräch mit Meister- schülern in den HwK-Bildungs- werkstätten (2005).

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