Handwerk Special Nr. 216 vom 27.01.2018

Handwerk fasziniert mich! Seit Mai 2016 ist Daniela Schmitt Staatssekretä- rin im rheinland-pfälzi- schen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau. Zusammen mit Minister Volker Wissing und Staatssekretär Andy Becht steht die gelernte Bankkauffrau an der Spit- ze des Wirtschaftsmini- steriums und wird gerade für ihren engen Kontakt zum Mittelstand gelobt. Beim Neujahrsempfang der HwK Koblenz lobte Präsident Kurt Krautscheid die Unterstüt- zungdurchdieLandesregierung, insbesondere „die Zusammen- arbeit mit dem FDP-geführten Wirtschaftsministerium als vorbildlich, kooperativ und zielorientiert“. „Meisterbonus I und II zur Förderung der Meisterqualifi- kationundExistenzgründung im Handwerkmit bis zu 3.500 Euro Unterstützung, Zuschüsse für die Ausbildung, für diewichtigeAr- beit der „Flüchtlings-Coaches“, die Finanzierung von Digita- lisierungsberatern – das sind alles keineAbsichtserklärungen, sondern konkrete Maßnahmen zur Stärkung des Handwerks, dieerfolgreichumgesetztwerden und bereits Früchte tragen.“ Damit verbinde sich auch, so Krautscheid, eine hohe Wert- schätzung der Politik für das Handwerk„undeswäredurchaus wünschens- und empfehlens- wert, wenn dieser Umgang, die damit verbundenen Werteemp- findungen auch Maßstab für eine künftige Bundesregierung im Umgang mit dem Handwerk wären!“ „Handwerk Special“ besuchte Daniela Schmitt in Mainz. Im Gespräch greift die Politikerin Themen rund um das Handwerk auf und spricht über dasVerhält- nis „Politik-Handwerk“, nennt anstehende Herausforderungen, geht auf bereits erzielte Erfolge und auch ganz persönliche Ge- danken zum Handwerk ein. Wie wichtig ist das Hand- werk für den Wirtschafts- standort Rheinland-Pfalz? Das Handwerk ist eine ganz wichtige Säule unseres Mittel- standes in Rheinland-Pfalz. Un- Wirtschafts-Staatssekretärin Daniela Schmitt im Interview FDP-Politikerin Daniela Schmitt über Handwerk und Politik Nr. 216 27. Januar 2018 www.handwerk-special.de 5 ser Land ist sehr mittelständisch geprägt und die Handwerksbe- triebe sind ein ganz elementarer Faktor. Wir haben rund 50.000 Betriebe unterschiedlichster Branchen. In vielen davon steht aktuell eine Übergabe an – eine wichtige Herausforderung für unsere Wirtschaft. Es gibt aber auch viele junge Unternehmen, die sich erfolgreich am Markt etablieren. Insgesamt eine inte- ressante, homogene Mischung. Wie stark suchen Sie den Kontakt zu diesen Betrie- ben? Sind Sie eher der „Vor-Ort-Typ“ oder grei- fen am Schreibtisch zum Telefon? Die Faszination Handwerk geht vondenMenschenundBetrieben aus. Es ist mir ganz wichtig, in diesen Unternehmen unterwegs zu sein und den unmittelbaren Kontakt zu halten. Der direkte Austausch ist unersetzlich und das,was ich indenBetriebenhöre und sehe, ist auch ein Kompass meines politischen Wirkens. Es nutzt nichts, wenn wir im MainzerWirtschaftsministerium Politik gestalten, die am Hand- werk vorbei geht. Wir brauchen maßgeschneiderte Lösungen, die sich an den Bedürfnissen des Handwerks orientieren.Deshalb bin ich viel in den Betrieben unterwegs, lasse mir Abläufe erklären, tauche gerne ein in das praktischeAlltagsgeschehenum immer wieder Input für meine Arbeit zu bekommen. Das Handwerk selbst nennt aktuell zwei Schlüs- selbereiche als Heraus- forderung: Die Fach- kräftesicherung und die Digitalisierung. Wie kann die Politik dabei helfen? Die Digitalisierung beherrscht momentan ja wirklich alle The- menfelder unseres Alltags und macht natürlich auch um das HandwerkkeinenBogen.Neben dem unmittelbaren Einsatz bei Planungs-, Fertigungs- undVer- triebsverfahren löst das natür- lich auch ein gesteigertes Inte- resse bei den Jugendlichen aus. Uns ist eswichtig, impolitischen HandelndieHandwerksbetriebe zu unterstützen. Im Handwerk gibt es auch viele kleinere Be- triebe, die zunächst im Dialog herausarbeiten möchten, wo die digitalen Herausforderungen, aber auch die Chancen liegen. Wir müssen dabei veränderte Verbraucher- und Kundenan- sprüche berücksichtigen, die sichpermanentweiterentwickeln und die Betriebe entsprechend beraten. Mit dem Kompetenzzentrum Digitales Handwerk sind wir in Koblenz bereits bestens aufge- stellt, haben uns darüber hinaus aber auch entschieden, zusam- men mit den Kammern Digita- lisierungsberater einzusetzen, um noch mehr Betriebskontakte sicherzustellen. Damit sind wir auf einem guten Weg. Darüber hinaus steigert das natürlich die Attraktivität des Handwerks für junge Menschen, die sich eher für technische Abläufe und technologische Instrumente interessieren und so auch den Kontakt zum klassischen Hand- werk bekommen. Wenn sich junge Men- schen für das Handwerk entscheiden, blicken sie über die Ausbildung hi- naus. Welche Anreize kön- nen Politik und Handwerk bieten, gerade mit Blick auf die Meisterqualifizie- rung? Unser Anspruch war, die aka- demische Fortbildung genauso wiedieberuflicheWeiterbildung gleichwertig zu gestalten. Wir wollenhierkeineersteundzweite Wahl, sonderndieGleichwertig- keit.Mit diesemAnsatzwar klar, dass wir die berufliche Aus- und Weiterbildungstärkenundhono- rieren möchten. Deshalb haben wir uns von Anfang an für den Meisterbonus eingesetzt und das auch imKoalitionsvertragveran- kert unddie entsprechendenMit- tel im Doppelhaushalt 2017/18 festgelegt. Davon geht natürlich auch ein Signal an die jungen Leute aus: Die Fortbildung, die Meisterqualifikationwirdmone- tär belohnt. Der „Meisterbonus“ ist jetzt Realität – in zwei Stu- fen, die sich wie erklären? Es gibt zwei Stufen der Förde- rung: 1.000 Euro bei Abschluss der Meisterprüfung und 2.500 Euro, wenn man innerhalb von zehn Jahren mit dem Meister- brief einen Betrieb gründet oder übernimmt. Politik ist auch immer dann lebendig, wenn man die entsprechenden Gelder hinterlegt und wir sind stolz darauf, so dem Handwerk auch für die Zukunft eine ganz klare Unterstützung geben zu können. Daniela Schmitt (Mitte) steht in engem und kon- struktivem Austausch mit der Handwerkskammer Koblenz, hier bei der Verleihung des „Ehrenmeister- briefs“ an Ulrike Mohrs (zusammen mit HwK-Haupt- geschäftsführer Alexander Baden; rechts). Mehr zur Auszeichnung von Ulrike Mohrs auf Seite 6. Werkstattgespräche in den Betrieben sind der Politike- rin wichtig – hier in der Produktion des Westerwälder Hausbauunternehmens „Loth Haus“ zusammen mit Ge- schäftsführer Wolfgang Loth. „Der direkte Austausch ist unersetzlich und das, was ich in den Betrieben höre und sehe, ist auch ein Kompass meines politischen Wirkens.“ Eine solche Unterstützung setzt eine enge Zusammen- arbeit mit den Handwerks- kammern voraus. Wie beurteilen Sie diese? Wir arbeiten sehr gut zusammen, sehr stark im Dialog. Mir ist auch da wichtig, das politische Arbeiteneng rückzukoppeln, uns mit denKammernabzustimmen. Gemeinsam ist es uns wichtig, gute Politik zu machen, die den Handwerksbetrieben unmittel- bar zugute kommt. An diesem regelmäßigen, of- fenen Austausch werden wir festhalten, was auch kritische Meinungenmit einemkonstruk- tiven Ansatz einschließt. Das hat sich seit der Regierungsbil- dung und der Übernahme des Wirtschaftsministeriums durch die FDP sehr gut bewährt. Ganz persönlich: Welche Rolle spielt in Ihrem Le- ben das Handwerk? Wenn man sich den Alltag vor Augen führt, geht das ja mor- gens schon los mit dem ersten Brötchen, das man isst. Das Handwerk ist allgegenwär- tig und bestimmt maßgeblich unser Tagesgeschehen, sei es durch Lebensmittel, die Fort- bewegung oder die Einrichtung zuHause, obWohnraumgestal- tung oder Versorgungstechnik. DasHandwerk prägt denAlltag. Von daher sind es viele Dinge, die mich am Handwerk fas- zinieren, ganz besonders die Menschen, die hinter all dem stehen.

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