Handwerk Special Nr. 212 vom 16.09.2017

Nachgefragt bei Kurt Krautscheid Ob die Vorbereitung auf den Kunsthand- werkermarkt in der KoblenzerInnenstadt oder ganz alltägliche Aufträge von Hand- werkern: Mobilität ist Voraussetzung für die Erfüllung von Aufträgen und die Erreichbarkeit von Kunden – auch in Städten. Mit der Diskussion um Die- selfahrverbote steht auch die Frage im Raum: Wie sollte das Handwerk dann seinemVersorgungs- auftrag in Gebieten nachkommen, fürdie ein Dieselfahrverbot gilt? HwK-Präsident Kurt Krautscheid. Foto: Fotostudio Reuther Kunsthandwerkermarkt / Interview mit Präsident Krautscheid Nr. 212 16. September 2017 www.handwerk-special.de 3 Bunte Welt des Handwerks Der Kunsthandwerker- markt auf der Koblen- zer Schloßstraße, der im Rahmen des Schän- gelmarktes stattfin- det, lädt am heutigen Samstag und am mor- gigen Sonntag zum Stöbern, Entdecken und Kaufen ein. Mehr als 100 Kunsthand- werker aus ganz Eu- ropa und der Region werden das Handwerk in all seinen Facetten präsentieren. Passend zum heutigen bun- desweiten Tag des Handwerks zeigen Lehrlinge, Gesellen und Meister ihrKönnen in „lebenden Werkstätten“: Tischler, Stein- metze und Steinbildhauer sowie Stuckateure und Zimmerer sind mitAktionen fürGroßundKlein dabei. Kulinarischer Magnet ist das Meister-Café. Wo kommt eigentlich der grü- ne Strom her? Wie wird aus Muskelkraft Energie? Wie kommt die Autorennbahn ins Spiel? Und was hat das alles mit dem Handwerk zu tun? In diesem Jahr zum ersten Mal mit dabei ist das HwK Projekt „Das Handwerk: Goldener Boden – Grüne Zukunft“. Ziel des vom Bundesumweltministerium und dem europäischen Sozialfonds geförderten Projektes ist es, in einermobilenMitmach-Ausstel- 21. Koblenzer Kunsthandwerkermarkt öffnet seine Pforten lungdieVielfalt handwerklicher Ausbildungsberufeaufzuzeigen, die unseren Alltag prägen. Längst bedient sich das Hand- werk vielfältiger Technologien, Materialien undWerkstoffe, die sowohl in derWerkstatt als auch beimVerbraucher einennachhal- tigen Beitrag zum Energie- und Ressourcenschutz leisten, sei es beim Einbau von energiespa- renden Heizungssystemen oder bei der Stromerzeugung über Photovoltaik. Das macht Berufe von A wie Anlagenmechaniker bis Z wie Zimmerer nicht nur interessant, sondern auch anspruchsvoll. An diesem Wochenende findet im Rahmen des Koblenzer Schängelmarktes zum 21. Mal der Kunsthandwerkermarkt statt. Die Handwerkskammer Koblenz und die City-Arbeitsgemeinschaft Schloßstraße erwarten wieder mehrere Tausend Gäste. müssen transportiert werden und auch wir nutzen dafür – wie fast alle Handwerksbetriebe – sparsame Dieselfahrzeuge. Bis vor wenigen Wochen galt das ja sogar als vernünftig und zeitgemäß! Die Vorstel- lung, diese Transportmittel müssen künftig an der Stadtgrenze stehen bleiben und wir laden um, ist natürlich völlig realitätsfremd. Worauf solltenwir auch umladen? Selbst wennwir den öffentlichen Personen- nahverkehr nutzen könnten – mit Werkzeug und Material! – wird das Problem nicht gelöst. Auch Busse fahren in Deutschland größtenteils mit Dieselkraftstoff, wie auch Versorgungs-LKW oder Taxis. Würde man also ein generelles Dieselverbot für die Innenstädte aussprechen, bricht unsere Infrastruktur zusammen. Insofern müssen hier andere Lösungsansätze verfolgt werden, um die Luftbelastung zu verringern. Ein Thema, das gerade jetzt im Wahlkampf thematisiert wird – auch im Dialog mit dem Handwerk? Ja. Wir haben bereits ausführliche Gespräche mit der Politik geführt, so vor wenigen Tagen mit der SPD-Fraktion, zuvor mit dem CDU-Wirt- schaftsausschuss und selbstverständlich auch mit den Ministerien. Natürlich ist allen klar, welche Folgen eine Abschottung der Städte hätte. Die Lösung kann weder auf dem Rücken der Bewohner – als Dachdecker mit Last- esel auf dem Weg zum Kunden: Sieht so die Logistikzukunft für Handwerker aus? Die Besucher können sich auf spannende Mitmach-Aktionen freuen. Der Markt ist heute von 10 bis 19.30 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Er ist eine Kooperation von HwK Koblenz und City-Arbeits- gemeinschaft Schloßstraße. Infos: Telefon 0261/398-277, info@galerie- handwerk-koblenz.de Herr Krautscheid, wie erreichen die Mitarbeiter Ihres Dach- deckerbetriebes samt Material die Baustellen? Nicht zu Fuß oder mit einem Pferdefuhrwerk! Selbstverständlich setzen auch wir motorisierte Fahrzeuge ein, die sich an den Ge- gebenheiten unserer Aufträge orientieren. Material und Personal Kunden – ausgetragen werden noch zu Lasten der Versorgung. Vor wenigen Tagen haben wir auf Initiative der Rhein-Zeitung die grüne Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt in der HwK begrüßt. Lehr- linge hatten die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Selbstverständlich ging es auch da um die Mobilität von Handwerksbetrieben, die kritisch mit Blick auf Fahrverbote hinterfragt wurde. Für die Jugendlichen musste nicht eine Schuldfrage geklärt werden. Es ging um das weitere Verfah- ren. Und hier muss die Politik ran. Sie kann sich nicht auf die Aussage zurückziehen, die Einzelfallentscheidung liege bei den Städten. Dann müssten auch die Landkreise entscheiden können und wir hätten eine völlig unklare Lage, welche Straßen wir überhaupt noch wohin nutzen können. So wird es also nicht gehen. Zum Thema Politik: Am 24. September sind Bundestagswahlen. Wo machen Sie ihr Kreuz? (lacht) So viel kann ich verraten: Es ist keins am linken oder rechten Rand! Unabhängig von meiner Entscheidung: Wählen ist wichtig. Ich halte nichts davon, sich über die Politik, die Politiker und ihre Entscheidungen ewig zubeschweren, wennmanvorher keinGebrauch von seinemWahlrecht gemacht hat. Wir bestimmen, wer uns regiert! Illustration: Milos Piperski

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