Handwerk Special 112 vom 03.06.2006


Figuren aus edlen Steinen

Ortwin Zerfass seit 40 Jahren im Atelier Robert Juchem

1966 begann der damals 14-jährige Ortwin Zerfass seine Lehre bei Edelsteingraveurmeister und Betriebsgründer Robert Juchem und arbeitet mittlerweile für die dritte Generation in dem Familienbetrieb.

Foto: Seit 40 Jahren gestaltet Ortwin Zerfass Figuren aus Edelsteinen, wie hier einen Bären.
Seit 40 Jahren gestaltet Ortwin Zerfass Figuren aus Edelsteinen, wie hier einen Bären.
Foto: Zu den herausragenden Arbeiten aus dem Atelier Juchem gehören Tierfiguren.
Zu den herausragenden Arbeiten aus dem Atelier Juchem gehören Tierfiguren.

Handgearbeitete Tierfiguren und Skulpturen aus Edelsteinen sind seit 40 Jahren die Welt des Edelsteingraveurs aus Niederhosenbach. Handwerkliche Begabung kombiniert mit einem frühen Interesse an Edelsteinen und deren Gestaltungsmöglichkeiten führten Ortwin Zerfass zu seinem Handwerk, das nicht nur manuelles Geschick und Feingefühl, sondern auch ein hohes Maß an Kreativität und gestalterischem Können erfordert. Wie der Marmor- oder Kalksteinblock dem Steinmetz die Form vorgibt, so muss auch der Edelsteingraveur das Figurale in einem Turmalin oder Fluorid erkennen, geführt durch Form, Farbverläufe und Struktur des wertvollen Materials.

In besonderer Erinnerung werden dem Fußballfan und leidenschaftlichen Radfahrer zwei Objekte bleiben, die er auf speziellen Kundenwunsch anfertigte: die Kopie einer Luxuslimousine sowie eines Privatjets, geschliffen in edelstem Stein in einer Größe von etwa 70 cm.

Handwerk bewahrt sich seine Ursprünglichkeit

Auch wenn sich die Werkzeuge weiterentwickelten, blieb das Handwerk des Edelsteinschleifers und -graveurs sehr ursprünglich. Die Motive werden wie vor 40 Jahren nach Tonmodellen zunächst auf den Rohedelstein aufgezeichnet und mit Diamantsägen herausgeschnitten. Mit Silicium-Carbid- und Diamantscheiben folgen Grob- und Feinschliff. Diamanträder - ähnlich den Werkzeugen in der Zahntechnik - dienen dem Edelsteingraveur beim Herausarbeiten der Einzelheiten. Abschließend werden die Stücke glanzpoliert. Die Feinmotorik der Hände und das Gefühl beim Bearbeiten des Steines können durch Maschinen nicht ersetzt werden.

Dem Konkurrenzdruck durch Billigimporte begegnet das Atelier Robert Juchem, in das Ortwin Zerfass vor vier Jahrzehnten eintrat, mit einem ausgewählten Angebot handwerklicher Qualität. Sein Kundenstamm, überwiegend Juweliere, Großhändler, Liebhaber und Sammler aus dem In- und Ausland, verlangt Einzelstücke. Auch das Liebhaberstück ist gefragt. So kommt es nicht selten vor, dass ein Privatkunde sein Haustier oder Auto in Stein veredeln lässt. Jede Figur ist ein Unikat, gleicht doch kein Edelstein dem anderen.

Als Ortwin Zerfass seine Lehre begann, hatte der Betrieb neun Mitarbeiter, heute sind es unter der Regie des Schwiegersohns von Robert Juchem, Edelsteingraveurmeister Manfred Gettmann, fünf. Gemeinsam mit seiner Tochter Stefanie Gettmann-Schmitt, Fremdsprachenkorrespondentin, und seinem Schwiegersohn, Edelsteingraveurmeister Christoph Schmitt, behaupten sie sich unter dem Motto „Qualität statt Quantität“ mit traditionellem Handwerk gegen die maschinell angefertigte Massenware.

Steckbrief: R. Juchem, Niederwörresbach
Gegr. 1946 | Inh.: Edelsteingraveurmeister Manfred Gettmann | Figuren & Skulpturen | Tel.: 06785/ 7228 | Internet: www.robert-juchem.de