Handwerk Special 110 vom 04.03.2006


Ferdinand der I. bis IV.

Bäckerei Jost steht für 100 Jahre knusprige Qualität

"Kosten Sie einfach und überzeugen Sie sich vom Geschmack unserer Backwaren", beantwortet Bäckermeister Ferdinand Jost aus Idar-Oberstein die Frage nach einem Rezept für 100 Jahre erfolgreiches Agieren am Markt. Er ist der vierte Ferdinand, also die vierte Generation der Bäckerfamilie Jost, der den Betrieb leitet.

Foto: Tradition und Moderne: Bäckermeister Ferdinand Jost backt wieder mit einem Holzofen.
Tradition und Moderne: Bäckermeister Ferdinand Jost backt wieder mit einem Holzofen.

Jost reicht knusprige Brötchen und ein Brot, bei dessen Anblick einem bereits das Wasser im Mund zusammenläuft. "Es wurde im Holzofen gebacken und zeichnet sich durch einen hohen Krustenanteil aus", erklärt er. Den Holzofen, in dem pro Backgang 70 Brote gebacken werden und den er zurzeit 1 1/2 mal pro Tag bestückt, hat der Bäckermeister erst im Herbst letzten Jahres in Betrieb genommen.

"Es gibt nur sehr wenige Bäckereien, die mit Holzöfen backen, weil die Feuerung mit Buchenholz aufwändig ist und in anderen Öfen in der gleichen Zeit die fünffache Menge abgebacken werden kann", weiß er. Trotzdem hat Jost investiert, dem Erhalt alter Tradition und der Qualität wegen. "Die Brötchen haben bei gleichem gängigen Gewicht ein geringeres Volumen, also weniger Luft", berichtet er. Die Kunden wissen das zu schätzen. Josts Backwaren aus dem Holzofen sind der Renner in der Region.

Traditionelles und modernes Handwerk

Jost erzählt, dass der in seiner Backstube im Edelstahlkessel selbst gezogene Sauerteig das Brot nicht nur bekömmlicher, sondern auch den Zusatz künstlicher Konservierungsstoffe überflüssig macht. "Hier werden wieder Mehle höherer Typen verarbeitet wie es vor über 50 Jahren üblich war. Ein alter Ofen mit Steinplatten für schwere Roggenbrote und Hefegebäck ist geblieben. Die neue computergesteuerte Siloanlage mit fünf Behältern, Rezeptwaage und temperierter Wasserzufuhr ermöglicht es, perfekte Teige herzustellen", erklärt der Bäckermeister.

Ferdinand Jost ist seit 1995 Firmenchef. Kurios ist, dass er auch Werkzeugmachermeister ist. "Diesem Handwerk gehört meine Liebe. Eigentlich wollte ich dabei bleiben", gesteht er. "Familiäre Geschehnisse und die Tradition haben mich aber in den Familienschoß und das Bäckerhandwerk zurückgeführt. Wenn bei uns heute eine Maschine kaputt ist, repariere ich sie halt selbst", lacht er verschmitzt.

Erinnerung an die Anfänge vor 100 Jahren

Aus Erzählungen weiß er, dass Firmengründer, Ferdinand I. und seine Frau während des 1. Weltkrieges täglich große Mengen Kartoffeln kochen und durch die Küchenmaschine drehen mussten, um das Mehl zu strecken. Hinzu kam Brennstoffmangel. Mit dem 2. Weltkrieg kam die nächste Krise, Arbeitskräfte fehlten, Brennstoffe und Mehl waren erneut knapp. Aber auch diese Engpässe wurden durchgestanden. Ferdinand II. übernahm die Bäckerei 1948 nach dem Tod des Vaters und gab sie 1962 an seinen Sohn weiter.

Ferdinand III. baute die Bäckerei zu einer der modernsten in der Region aus. Auf Erreichtem blieb man nicht stehen. Inzwischen arbeiten 44 Mitarbeiter, darunter fünf Lehrlinge, im Stammbackhaus und vier Filialen. Ferdinand IV. hofft, dass eines seiner beiden Kinder die Backtradition fortsetzt.

Steckbrief: Bäckerei Jost, Idar-Oberstein
Meisterbetrieb, gegr. 1905 - 4 Filialen, Schlosscafé - 44 Mitarbeiter, 5 Lehrl. - Tel.: 06781/ 22461 - www.backhaus-jost.de